Auf ein Wort… Matthias Hallweger ist kein Freund von Zyklen

„Firmen formen“

Private Equity ist auf dem aufsteigenden Ast. Nach Milliardenumsätzen vor einigen Jahren sank der Umsatz privater Anleger in Private Equity Fonds zunächst auf den Nullpunkt, hat sich nun jedoch wieder stabilisiert. Das geht aus den Marktzahlen für 2011 des Verbands Geschlossene Fonds hervor. Das Emissionshaus HMW hat kontinuierlich solche Angebote platziert. Mitglied des Vorstandes und verantwortlich für das H im Firmennamen ist Matthias Hallweger.

Der Fondsbrief: Wie erklären Sie sich die Nachfrage nach Private Equity Fonds? Anleger streben doch gerade in diesen Zeiten in erster Linie nach Sicherheit.

Matthias Hallweger: Die Anleger wollen vor allem verstehen, was mit ihrem Geld geschieht. Schiffe und Immobilien haben als vermeintlich sichere Investitionen Kratzer bekommen. Die Frage ist also: Wer gewährleistet Sicherheit, und das gelingt mit zehn bis 15 aktiv gemanagten Unternehmensbeteiligungen offenbar besser. Das soll nicht heißen, dass wir unser Produkt als uneingeschränkt sicher darstellen. Unsere Fonds sind mit Risiken behaftet, andere Produkte aber auch.

FB: Die Anbieter haben auf die erwachte Nachfrage noch nicht reagiert, die Zahl der Private-Equity-Initiatoren ist überschaubar.

Hallweger: Es gibt neben uns gerade einmal zwei weitere Initiatoren, die veritable Zahlen liefern. Unser Anteil ist mit rund 130 Millionen Euro Umsatz im Jahr stabil geblieben, die beiden anderen haben sich erholt. Ich denke daher, dass der Anleger unsere  Modelle nicht neu betrachtet, sondern mit seinen anderen Assetklassen einfach nicht richtig glücklich ist.

FB: Sprechen wir bei Ihren Anlegern von den berühmten, antizyklischen Investoren?

Hallweger: Ich hoffe nicht. Ich bin kein Freund von Zyklen im engeren Sinne für den Privatanleger. Der Anleger sollte eine Strategie verfolgen, und zwar dauerhaft. Schnäppchenjagd halte ich für gefährlich.

FB: Lässt sich im Geschäft mit geschlossenen Fonds überhaupt von Zyklen sprechen?

Hallweger: Wenn wir von Investitionen in Zielunternehmen sprechen, dann schon. Die wirtschaftliche Entwicklung führt zu Verschiebungen der Preise. Eine wichtige Rolle spielen auch die Banken. Auch wenn wir nicht fremdfinanziert sind, so hängen die Preise davon ab, wie die Unternehmen ihre Eigenkapitalseite einschätzen. Zyklen erkennen wir auch in der Nachfrage von industrieller Seite nach etablierten Firmen. Für junge Unternehmen ist derzeit wenig Kapital vorhanden. Die institutionellen Investoren wollen nicht ins volle Risiko gehen, sondern Gesellschaften kaufen, die bereits Umsätze erzielen. Wir dagegen investieren vornehmlich im frühen Stadium, zum Beispiel wenn die Firmen noch einiges an Entwicklungarbeit vor sich haben.

FB: Welche Vorteile bieten diese jungen Unternehmen Investoren?

Hallweger: Wir haben Unternehmen in unserem Portfolio, die in der Grundlagenforschung bewiesen haben, dass ihre Konzepte funktionieren. Wir reden hier vom „proof of concept“. Unsere Aufgabe ist es nun, hieraus Unternehmen zu formen, um sie beim späteren Exit für industrielle Investoren attraktiv zu machen.

FB: Woher stammt die Expertise, diese Firmen zum einen zu erkennen und zum anderen zu formen?

Hallweger: Die MIG Verwaltungs AG konzentriert sich ausschließlich darauf, geeignete Unternehmen auszuwählen und diese eng zu begleiten. Hier ist zunächst Michael Motschmann zu nennen. Aber auch er hat natürlich nicht die Expertise in allen Bereichen. Daher binden wir immer  externe Gutachter in den Auswahlprozess ein. Ein funktionierendes Netzwerk ist dabei unerlässlich.

FB: Sie sind seit geraumer Zeit am Markt aktiv. Können Sie erfolgreiche Exits nachweisen?

Hallweger: Mehrere. Im Februar erst haben wir Anteile an der IDENT Technology AG veräußert. Über mehrere Fonds waren wir mit insgesamt 14 Millionen Euro investiert und haben 19 Millionen Euro durch den Verkauf erzielt.

FB: Bei einer anderen Beteiligung von Ihnen läuft nicht alles nach Plan: Antisense Pharma.

Hallweger: Das ist tatsächlich eine Entwicklung, die wir uns so nicht gewünscht haben. Die medizinische Phase-3-Studie ist nicht so verlaufen, wie wir uns das erhofft haben. Allerdings haben wir bereits reagiert.

FB: Wie?

Hallweger: Wir haben das Management komplett ausgetauscht und werden die Studie nun mit einer anderen Patientengruppe erstellen. Der Firmenwert ist zwar durch die zeitliche Verzögerung um rund die Hälfte abgewertet worden, doch wir sind sicher, den höheren Wert schnell wieder zu erreichen. Außerdem können sich unsere Fonds Nummer elf und 13 nun günstiger an Antisense beteiligen.

FB: Können sich darüber auch institutionelle Großinvestoren beteiligen?

Hallweger: Wir spüren eine starke Nachfrage zum Beispiel von Vermögensverwaltungen und Stiftungen. Wir arbeiten an eigenen Konstrukten für diese Investorengruppe mit leicht verändertem Konzept und höherer Mindestbeteiligung. Spätestens im Sommer werden wir soweit sein.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.