Ersatz für Hamburger Pleite-Airline

 Niedrige Leasingrate reicht nicht für Ausschüttungen an Fondsanleger

 Die Insolvenz einer Airline haben Zeichner eines Flugzeugfonds wohl nicht auf dem Radar, wenn sie sich für ein Angebot entscheiden. Vor allem, sollte das Unternehmensrating eine positive Wirtschaftsentwicklung suggerieren. Doch das kann sich schneller ändern als das Wetter bei einem Atlantikflug. Als die Regional-Airline Hamburg International im Herbst vergangenen Jahres Konkurs anmeldete, gerieten damit auch Anleger von Flugzeugfonds in Turbulenzen. Die Fluglinie hatte Maschinen vom Typ Airbus A319 aus Beteiligungen von Lloyd Fonds, Wölbern Invest, HGA Capital und WecalthCap geleast. Nach harten Verhandlungen ist es gelungen, einige der Flugzeuge neu zu vermieten. Mit Ausschüttungen sollten die Anleger jedoch zunächst nicht rechnen. Dafür reichen die Einnahmen nicht aus.

 Schon im November 2010 hat Wölbern Invest die beiden hier betroffenen Flieger an Air Berlin verleast. Der Vertrag hat eine Laufzeit von einem Jahr, kann aber im Juni 2011 vorzeitig von beiden Seiten gekündigt werden. „Es war uns wichtig, durchgängig Einnahmen im Fonds zu haben, um den Kapitaldienst zu bedienen. Außerdem ist es nicht billig, einen still gelegten Flieger wieder in Dienst zu stellen“, sagt Thomas Kühl, Generalbevollmächtigter bei Wölbern. Er geht davon aus, noch in diesem Jahr einen Leasingvertrag abzuschließen, der „Anlegern eine Perspektive bietet“, so Kühl und meint damit Ausschüttungen an die Zeichner.

Eine optimistische Einschätzung, denn auch Anleger der Lloyd-Fonds-Flieger müssen weiterhin auf ihr Geld warten. Neuer Leasingnehmer ist hier die deutsche Fluglinie Germania. Sie zahlt vier Jahre lang 180.000 Euro monatlich. Hamburg International hatte ursprünglich zehn Jahre lang für 233.009 Euro unterschrieben. Anleger sollten anfängliche Ausschüttungen von 7,75 Prozent pro anno bekommen.

„Die Germania-Leasingraten sind marktgängig“, sagt Marcel Wiskow, Sprecher der Lloyd Fonds AG. „Wir können die operativen Zahlungen und den Kapitaldienst begleichen sowie die Liquidität auffüllen. Ausschüttungen wird es jedoch nicht geben. Der Vermögensaufbau gelingt über die Entschuldung.“

Den neuen Deal hat Doric Asset Finance ausgehandelt, erfahrener Assetverwalter und selbst Emissionshaus unter anderem für Flugzeugbeteiligungen. Der A319 ist ein gängiges Modell, aktuell sind weltweit 1.235 Maschinen dieses Typs in Betrieb, 127 Airlines setzen den Airbus ein.

Trotzdem musste Doric einige Schwierigkeiten bewältigen. So ging im August 2010 die mittelamerikanische Airline Mexicana Pleite. Auf einen Schlag waren 25 A319 ohne Beschäftigung. „Wir waren bei der Suche nach alternativen Leasingnehmern international unterwegs, aber der nordamerikanische Markt fiel dadurch weg. Wir wären den Mexicana-Fliegern ins Gehege gekommen“, erklärt Doric-Manager Maurick Groeneveld.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele Fluglinien inzwischen die etwas größere A320 vorziehen. Dieser Typ ist in der Regel wirtschaftlicher, weil er bei vergleichbaren Wartungskosten bis zu 30 Sitze mehr bietet. „Für Germania ergibt ein A319 dagegen durchaus Sinn, denn er hat eine größere Reichweite und wird auf längeren Non-Stop-Strecken der Airline eingesetzt“, sagt Groeneveld. Aus diesem Grund habe die Gesellschaft neben den Leasingfliegern fünf eigene Maschinen bestellt, die ab April 2011 abgeliefert werden.

Die HSH Nordbank hält sich mit Informationen über ihren von der Hamburg-International-Pleite betroffenen Flugzeug-Dachfonds zurück. Daran haben sich über Genussrechte Publikumsfonds der HGA Capital und WealthCap beteiligt. Die HSH-Nordbank-Tochter Amentum Capital sucht noch einen neuen Leasingnehmer. „Amentum steht hierzu in Verhandlungen mit Fluggesellschaften. Über konkrete Ergebnisse können wir noch nicht sprechen“, heißt es lapidar.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.