Fonds-Check: Blind-Pool unter Zeitdruck

HCI auf Einkaufstour in Sachen Solar

Mit seinem zweiten Solarfonds investiert HCI, wie mit seinem Vorgänger, in Deutschland. Allerdings – und das ist der entscheidende Unterschied – als Semi-Blind Pool. Nur zwei Photovoltaik-Parks sind erworben, das restliche Portfolio soll erst nach Platzierung aufgefüllt werden.

 

Markt. Deutschland ist Solarweltmeister – von den weltweit installierten 20 Gigawatt Photovoltaik-Leistung stehen fast neun GW zwischen Helgoland und den Alpen. Zu verdanken ist dies dem innovativen EEG, das die Subventionierung der umweltfreundlichen Stromproduktion dem Verbraucher auferlegt. Der Solarrausch der Vergangenheit hat nun allerdings den Gesetzgeber wachgerüttelt: Ab 1. Juli sind einschneidende Änderungen der Vergütung geplant, PV-Anlagen auf Ackerflächen erhalten ab diesem Datum wahrscheinlich keine Förderung mehr (siehe auch Seite 8). Damit dürfte ein regelrechter Run einsetzen auf Freiflächenanlagen, die vor dem Stichtag ans Netz gegangen sind.

 

Investitionsobjekt. In Dettenhofen am Ammersee und in Oberostendorf bei Landsberg am Lech stehen die beiden ersten Anlagen mit insgesamt 5,7 Megawatt Peak, die der Fonds über jeweils eine Betreiber-KG erwirbt und bewirtschaftet. Pro Park wurden drei Ertragsgutachten von meteocontrol, Meteoserv und Solar Engineering erstellt. Die Grundstücke wurden 20 Jahre lang mit sechsjähriger Verlängerungsoption gepachtet, die Betreiber-KGs stellen Rückbaubürgschaften von zusammen 250.000 Euro. Zusätzlich erwerben will man Anlagen mit 23 MWp. Darunter können auch baureife, jedoch noch nicht fertiggestellte Anlagen und Dachanlagen sein. Freiflächenanlagen sollen eine Mindestleistung von 1.500 kWp, Dachanlagen von 500 kWp aufweisen.

 

Kalkulation. HCI will 20 Millionen Euro platzieren, Anleger sind ab 5.000 Euro plus fünf Prozent Agio dabei, Fremdkapital soll in Höhe von knapp 75 Prozent der Gesamtinvestition aufgenommen werden. Die ersten beiden Parks werden mit  KfW-Darlehen mit 18-jähriger Laufzeit und einem über zehn Jahre festen Zins von 4,1 Prozent p.a. finanziert. Für die Zeit danach setzt die Kalkulation einen Zins von sechs Prozent an. Die Prognose basiert auf den beiden ersten Anlagen und hat einige Puffer eingerechnet: Der Einkaufsfaktor weiterer Anlagen wird mit 8,5 unterstellt, die beiden ersten Parks liegen bei 8,7. Bereits ab dem zweiten Jahr wird die Degradation mit jährlich 0,4 Prozent angesetzt, die Zinsen für weitere Darlehen mit 4,4 Prozent. Auf Rückbaukosten wird verzichtet, ebenso auf die Annahme eines Veräußerungserlöses am Ende der 20-jährigen Fondslaufzeit.

 

Einnahmen. Die beiden im Jahr 2009 ans Netz angeschlossenen Freiflächenanlagen erhalten eine Einspeisevergütung von 31,94 Cent pro kWh. Beim weiteren Einkauf hängt die Vergütung entscheidend vom Netzanschlussdatum ab.: Nur noch bis zum 1.7. erhalten Freiflächenanlagen noch 28,43 Cent pro kWh und Dachanlagen in der für den Fonds geplanten Größe 35,23 Cent. In Aussicht gestellt wird ein Gesamtmittelrückfluss vor Steuern von 221 Prozent der Zeichnungssumme exklusive Agio.

 

Kosten. Die Fondsgesellschaft investiert 82,8 Prozent ihres Eigenkapitals inklusive Agio in die Betreibergesellschaften, allein 16 Prozent des Anlegerkapitals inklusive Agio fließen in die Vertriebsprovision und Agio.

 

Anbieter. Ihren ersten Solarfonds hatte die HCI im dritten Quartal 2009 geschlossen, auch hier fungierte Conergy als Technikpartner. Beide Unternehmen haben harte Zeiten hinter sich, sehen jedoch allmählich Licht am Ende des Tunnels: HCI konnte in mehreren Finanzierungsrunden etwas Luft erreichen; die börsennotierte Conergy führt aktuell Verhandlungen über Refinanzierungspakete.

 

Meiner Meinung nach… Bis vor kurzem schienen Solarfonds mit deutschen Anlagen eine sichere Bank zu sein – der von HCI gewählte Semi-Blind Pool-Ansatz unterliegt jedoch dem aktuellen Hickhack um die Senkung der Einspeisevergütung, sofern es nicht gelingt, Anlagen mit Netzanschluss vor 1.7.2010 zu erwerben. Diese sind jedoch derzeit stark gefragt, was die Einkaufssituation sicher nicht erleichtert. Wie jeder Blind Pool erfordert auch dieser deshalb ein gutes Stück Vertrauen in den Initiator.