Fonds-Check: RWB argumentiert bei aktuellem Private-Equity-Fonds mit niedrigen Kosten

Private Equity hat sich als Kapitalanlage für private Investoren hierzulande im Vergleich etwa zu Großbritannien und den USA noch nicht richtig durchgesetzt. Der Münchner Anbieter RWB will Kunden nun mit dem Argument reduzierter Weichkosten überzeugen.

 

Konzept: Private Equity ist bei vielen noch immer mit den Begriffen „Heuschrecke“ und „Risiko“ belegt. Beides stimmt nur bedingt. Natürlich gibt es Beteiligungsgesellschaften, die Unternehmen mit Kapitalbedarf abgrasen, kurzfristig Kapital bereit stellen, die Firmen übernehmen und ausschlachten. Und natürlich ist es nicht ohne Wagnis, vor allem jungen Unternehmen zu finanzieren, die oft nicht viel mehr nachweisen können als eine gute Idee. Tatsächlich kann Private Equity auch anders funktionieren: Die Gesellschaften stellen etablierten Unternehmen mit Kapitalbedarf eine Zwischenfinanzierung zur Verfügung, zum Beispiel um neue Produkte an den Markt zu bringen oder zu vermarkten. Weil auch das keine Gewähr auf Rückzahlung des Kapitals ist, verteilen die Geldgeber ihren Einsatz auf möglichst viele Unternehmen: Stichwort Diversifizierung.

 

Angebot: RWB konzipiert seine Angebote für Privatanleger als Dachfonds. Das Emissionshaus sammelt über Tickets zu mindestens 5.000 Euro plus fünf Prozent Agio Eigenkapital ein und investiert es seinerseits in eine Reihe internationaler Zielfonds. Die Managementleistung erstreckt sich demnach vor allem auf die Expertise, geeignete Zielfonds zu identifizieren und auf die Möglichkeit, Kapital darin einzuzahlen. Denn die besten Private-Equity-Ziel-fonds leiden keinesfalls unter Kapitalmangel und können sich daher ihre Investoren aussuchen.

 

Zahlen: RWB listet in den Verkaufsunterlagen zum aktuellen Fonds „RWB Direct Return“ 166 Zielfonds auf, ein Anlagevolumen von 1,8 Milliarden Euro, 2.386 Unternehmen, 1.324 Exits, 450 Millionen Euro an Auszahlungen und einen durchschnittlichen Multiple von 1,9. Das bedeutet: Für einen investierten Euro haben die Fonds 1,9 Euro zurückerhalten.

 

Kalkulation: RWB sammelt bis Ende des Jahres Eigenkapital ein. Anschließend will der Initiator das Geld auf eine Reihe von Zielfonds verteilen. Diese wiederum kaufen mit dem zur Verfügung gestellten Kapital Unternehmen und entwickeln sie weiter. Diese Phase dauert bis Ende 2020. Anschließend beginnt gemäß der Planung die Auszahlungsphase: Die Zielfonds verkaufen die Unternehmen und leiten die erzielten Gewinne an den RWB-Fonds weiter.

 

Gewinn-Szenario: Der Initiator geht in seiner Prognoserechnung von einem Multiple in Höhe von knapp 1,5 aus. In diesem Fall würden die Anleger eine jährliche Rendite von 5,1 Prozent erzielen. Machen Anleger ein rechnerisches Plus von 0,25 Prozent p.a., bekommt RWB ein Viertel eventueller weiterer Gewinne und lässt den Vertrieb, der zunächst nur das Agio erhält, zu 40 Prozent daran teilhaben.

 

Historie: Frühere RWB-Dachfonds haben unter anderem in die Zielfonds von Apollo, HG Capital, KKR und Arcis investiert. In der Rubrik „ausgewählte Unternehmen“ listet der Initiator beispielsweise Schleich, Dell, Douglas, Facebook, ATU, Pro Sieben und Hertz auf. Im Zusammenhang mit fünf Vorgängerfonds nennt RWB Multiples zwischen 1,7 und 2,4.

 

Kosten: RWB wirbt damit, einen Fonds ohne Weichkosten aufzulegen. Bis auf das übliche Agio in Höhe von fünf Prozent sollen keine weiteren Emissionskosten zum Beispiel für Vertrieb, Konzeption, Marketing etc. anfallen. „Wir haben die Kostenstruktur des RWB Direct Return bewusst als unternehmerisches Investment von uns gestaltet. Wir werden erst verdienen, wenn auch die Anleger etwas davon haben“, beantwortet RWB Fragen zur Kostenstruktur. Laufend stellt das Unternehmen seinen Anlegern 0,95 Prozent bis 1,95 Prozent des Net Asset Value in Rechnung.

 

Meiner Meinung nach… Ist ein Private Equity Fonds für Kleinanleger ab 5.000 Euro geeignet? Darüber diskutieren Marktteilnehmer seit vielen Jahren mit verschiedenen Argumenten. Klar ist: Auch mit ausreichender Diversifikation bleiben unternehmerische Beteiligungen nicht ohne Risiko. Hinter der Absicht, damit Altersvorsorge zu betreiben, steht demnach ein Fragezeichen. Multiples hin oder her – entscheidend ist, was unter dem Strich für die Anleger herauskommt. Auf den Zeitpunkt der Unternehmensverkäufe hat RWB keinen Einfluss. Das Timing kann daher von der Planung abweichen. ¨

 



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.