Fonds-Check: Spezialist HEH mit Regionalfliegern in der regulierten Welt gelandet

Nach den ganzen Dickschiffen A380 und Triple Seven wieder ein eher handlicher Flieger: Die „HEH Aviation Helsinki GmbH & Co. Geschl. Investment KG“ investiert in zwei Regionalflugzeuge. Die Hamburger wollen ein Eigenkapitalvolumen von 16,6 Millionen Euro platzieren, Anleger sind ab 20.000 Euro plus fünf Prozent Agio dabei und müssen ihre Eignung für den nicht diversifizierten Fonds vor Zeichnung bestätigen.

Markt: Der Luftweg hat sich für Anleger in den vergangenen Jahren als deutlich gang-barer erwiesen als der Seeweg. Nach Rückschlägen wie beispielsweise 9/11 oder SARS erholt sich der Markt in aller Regel zügig.  Für den Regionalverkehr erwarten die Flugzeughersteller mit zehn Prozent in den nächsten Jahren deutlich höhere Wachstumsraten als für den Linienverkehr. Turboprop-Maschinen wie die Investitionsobjekte des Fonds werden vor allem auf Kurzstrecken  unter 550 Kilometern eingesetzt, wo Treibstoffeffizienz vor Tempo geht. Das Durchschnittsalter der derzeit eingesetzten Regionaljets liegt bei elf Jahren, der Turboprops jedoch bei 19 Jahren – es handelt sich demnach um langlebige Flugzeuge mit absehbarem hohem Erneuerungsbedarf.

Investitionsobjekte: Die Fondsgesellschaft hat im März 2015 zwei Turbopropflugzeuge des Typs ATR 72-500 erworben. Es handelt sich um Regionalflugzeuge mit 72 Passagierplätzen und je zwei Triebwerken vom Typ Pratt & Whitney PW127M. Hersteller ATR ist ein Joint Venture von Airbus und Alenia Aermacchi. Der Flugzeugtyp erfreut sich einiger Beliebtheit: 2014 gingen 160 neue Festbestellungen ein, der Marktanteil im Segment Regionalflugzeuge bis 90 Sitze lag damit bei rund 80 Prozent, gemessen an den Bestellungen. Der Kaufpreis betrug je 13,235 Millionen Euro, das Ankaufsgutachten von Ascend ergab im März 2015 einen Wert für beide Maschinen in Höhe von 42,11 Millionen US-Dollar. Ohne Berücksichtigung der Leasingverträge entspricht das bei einem Kurs von 1,10 etwa 29,4 Millionen Euro.

Einnahmen/Leasingvertrag. Die Flugzeuge entstammen einem Sale & Lease Back mit der Finnair Aircraft Finance Oyi. Die Flugzeuge sind für 96 Monate mit zwei zweijährigen Verlängerungsoptionen zu monatlich je 125.000 Euro verleast, die Muttergesellschaft Finnair Oyi, die größte finnische Fluggesellschaft, garantiert die Leasingrate und vermietet die Maschinen an die Tochter Nordic Regional Airlines unter. Während des Erstleasingvertrages trägt die Leasingnehmerin die Betriebskosten, ebenso Kosten für allfällige Modifikationen bis zur Höhe von je 75.000 Dollar. Sollte der Leasingvertrag verlängert werden, erfolgt dies zur Marktrate.

Kalkulation. Die Gesamtinvestition inklusive Agio beträgt laut Prospekt rund 30,7 Millionen Euro, davon 13,2 Millionen Euro Fremdkapital, was einem Anteil von rund 43 Prozent entspricht. Die beiden Darlehen werden in 96 Monaten, also während des Erstleasingvertrages, vollständig getilgt. Der Zins wurde für die acht Jahre mit 1,98 Prozent p.a. fixiert. Der Kalkulation liegt ein US-Dollarkurs von 1,10 zugrunde. Für den Anschlussleasingvertrag geht der Prospekt auf Basis des Wertgutachtens von Ascend von monatlich insgesamt 166.000 Euro aus.

Exit und Gesamtrückfluss: Die jährlichen Ausschüttungen sollen bei 6,5 Prozent beginnen und bis auf 15 Prozent steigen. Bei Ablauf des Erstleasingvertrages ist eine Rückgabe in  Half-Life-Condition vereinbart. Den Verkaufserlös prognostiziert HEH mit 11,7 Millionen Dollar für beide Maschinen zusammen, beim Kalkulationskurs von 1,10 entspräche das 10,6 Millionen Euro, etwa 40 Prozent des Kaufpreises. Im Basisszenario beträgt der Gesamtrückfluss 222 Prozent. Die Sensitivitätsrechnung berücksichtigt Modifikationen der Leasingrate, des Verkaufserlöses und des Wechselkurses. Sobald die Anleger nach Vollrückzahlung ihrer Einlage 6,5 Prozent (IRR) jährlich erhalten haben, geht ein Carry in Höhe von 15 Prozent der übersteigenden Gewinne an das Fondsmanagement, im Basisszenario ist dies nicht der Fall.

Kosten. Die einmaligen Kosten sollen laut Prospekt bei knapp neun Prozent der Gesamtinvestition liegen, hinzu kommen noch 0,5 Prozent Liquiditätsreserve. Davon entfallen 4,5 Prozent auf Transaktionskosten inklusive der Vergütungen für die HEH und den technischen Assetmanager Doric. Die laufenden Kosten betragen ab 2016 knapp 0,90  Prozent des Nettoinventarwertes. Bei Anschluss-vermietung und Assetverkauf werden zwei Prozent plus Umsatzsteuer der vermittelten Leasingerlöse bzw. des Veräußerungserlöses als Remarketing-kosten fällig.

Anbieter. Die HEH hat seit seiner Gründung vor neun Jahren 16 Fonds mit Regionalflugzeugen mit einem Eigenkapitalvolumen von insgesamt 140 Millionen Euro platziert, die alle planmäßig auszahlen und tilgen – insoweit eine makellose Leistungsbilanz. Allerdings wurde noch kein Fonds aufgelöst. Als KVG tritt die Hamburg Asset Management HAM auf, die Gemeinschafts-KVG mit Hesse Newman, als Verwahrstelle die Cordes Treuhand GmbH.

Meiner Meinung nach… Regionalflieger vom Spezialisten. Die HEH bleibt ihrem Konzept von Anfang an treu, Regionalflugzeuge an Lowcost-Carrier zu vermieten. Damit sind sie und ihre Anleger bisher gut geflogen. Für die marktgängigen Maschinen in diesem Fonds wurde nur ein Wertgutachten erstellt, wer die vorgeschriebene jährliche Bewertung vornehmen wird, steht laut Initiator noch nicht fest. ¨