Interview mit Martin Führlein, RA bei Rödl & Partner über New Energy Fonds in Übersee

Martin Führlein

Martin Führlein

 

 

 Martin Führlein über die Rentabilität von Solar– und Windfonds in den USA New-Energy-Fonds in Deutschland und Europa sind gefragt. Doch die Sonne scheint auch anderswo, der Wind bläst rund um den Globus. In den USA zum Beispiel. Hier lohnen Investitionen auch für deutsche Anleger, meint Martin Führlein, Rechtsanwalt und Steuerberater bei Rödl & Partner. Die ersten Fondsinitiatoren schauen sich bereits ernsthaft um.  

Der Fondsbrief: BP gelingt es noch immer nicht, die Ölquelle im Golf von Mexiko endgültig zu schließen. Wie wirkt sich die Katastrophe auf den Markt Erneuerbarer Energien in den USA aus?   

 Martin Führlein: Ich glaube nicht, dass der Einfluss messbar ist. Aber immerhin will Präsident Obama jetzt die Tiefseebohrung verhindern, auch wenn er rechtlich damit zunächst gescheitert ist. Zweifellos bewirkt die Umweltkatastrophe aber einen Schub für erneuerbare Energien. Das Bewusstsein der Bevölkerung wandelt sich. Das Unglück leistet hier traurige Schützenhilfe.   

 FB: Ist das Thema in einem Land überhaupt präsent, wo der Liter Benzin umgerechnet noch immer nur 50 Cent kostet?   

 Führlein: Es gibt eine Reihe von Anzeichen für einen Stimmungswechsel. Zum Beispiel die Kfz-Zulassungen. Große Autos sind deutlich weniger gefragt, Kleinwagen holen auf. Hummer soll nicht ohne Grund von GM abgewickelt werden. Noch vor wenigen Jahren war der Koloss das Statussymbol auf vier Rädern schlechthin. In manchen Bundesstaaten wie Kalifornien sind Erneuerbare Energien zudem schon länger ein Thema. Und nicht zu vergessen: Die USA waren in den letzten Jahren immer führend in Sachen neu installierter Leistung im Windbereich.   

 FB: Trotzdem stellt die Windkraft nur rund zwei Prozent der gesamten Energie-Produktion in den USA.   

 Führlein: Das stimmt, zeigt aber auch das Potential. Und das bei optimalen Bedingungen, nicht nur beim Wind. Die Sonne scheint viel intensiver als in Deutschland. Photovoltaik und Solarthermie lassen sich dank der Flächenressourcen häufig ohne größere Probleme umsetzen. Solarthermie ist bei uns als Desert-Tech bekannt geworden. Dabei scheint die Sonne, vereinfacht, in eine verspiegelte Röhre und heizt ein besonderes Öl auf. Über einen Wärmetauscher wird die Energie in Form von Elektrizität und Fernwärme nutzbar gemacht. auf. Mit dieser industriellen Technik lässt sich mehr Energie gewinnen als mit der Photovoltaik.   

 FB: Wie verlässlich sind die Kalkulationen? Gibt es geregelte Vergütungen wie in Europa?   

 Führlein: In den USA regelt jeder einzelne Bundesstaat das Energiethema. So haben 35 Staaten einen Renewable Portfolio Standard, der vorschreibt, wie groß der Anteil Erneuerbarer Energien künftig sein muss. Die Vorgaben reichen von elf Prozent bis 20 Prozent im Jahr 2025. Uneinheitlich ist auch das System der Vergütungen, in den USA heißt das Feed-In-Tariff. Grundsätzlich sind aber für Investoren Renditen um zehn Prozent möglich, so dass sich die Kapitalanlage auch für Fondszeichner lohnen würde.   

FB: Wie wird die höhere Vergütung finanziert?   

 Führlein: Das geschieht ähnlich wie in Deutschland über einen grundsätzlich höheren Strompreis. Darüber hinaus gibt es aber weitere Anreize, zum Beispiel einen Tax-Credit oder einen Investitionszuschuss. Ein geschlossener Fonds könnte seinen Anlegern so rund zehn Jahre lang steuerfreie Ausschüttungen ermöglichen.   

 FB: Wie groß ist das Volumen solcher Investitionen?   

 Führlein: Die Regierung Obama will in den nächsten Jahren neue Energie-Leistung im Volumen von 60 Milliarden Dollar ans Netz bringen. Das erscheint mir durchaus realistisch.   

 FB: Wie schätzen Sie die Risiken für private Anleger ein?   

 Führlein: Die Prüfung der Standorte bei Windkraftanlagen etwa geschieht erheblich professioneller als früher in Deutschland, wo zum Teil nach Windatlas gebaut wurde. Was soll – wenn die Anlage steht und einspeist – sonst großartig schief gehen?   

 FB: Zeigen deutsche Initiatoren Interesse an solchen Fonds?   

 Führlein: Wir kennen vier bis fünf Anbieter, die starkes Interesse haben. Aber auch erste institutionelle Investoren und Vermögensverwalter haben die Chancen erkannt. Mit dem Schwung der New-Energy-Fonds aus Deutschland und Europa sollte es gelingen, auch Fonds mit Windenergie-Anlagen in den USA zu platzieren. Nach Schätzungen liegen noch bis zu zwei Milliarden Dollar deutscher Anleger aus Rückflüssen aufgelöster US-Immobilienfonds unverzinst auf Dollarkonten. Dieses Kapital sucht nach Dollaranlagen außerhalb des Immobilienbereiches.  



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.