Italien und Frankreich verdunkeln Solarförderung

 Mehrzahl der Initiatoren bewertet Änderungen dennoch als undramatisch

 Die Zeit hoher Vergütungssätze für Strom aus Solaranlagen neigt sich dem Ende. Nun haben auch Italien und Frankreich angekündigt, die Fördertarife deutlich zu begrenzen. Die Reaktionen darauf sind unterschiedlich. Während Berater wie von Rödl & Partner in Italien etwa einen „schweren und nachhaltigen Schaden“ erwarten, bleiben die Anbieter von Solarfonds vergleichsweise gelassen.

 Am 3. März 2011 hat die italienische Regierung das „Neue Energiedekret“ bekannt gegeben. Es sieht vor, Fördertarife grundsätzlich nur noch für Solaranlagen zu gewähren, die bis spätestens 31. Mai dieses Jahres ans Netz angeschlossen werden. Bislang sind das je nach Standort und Anlagentyp bis zu 35 Cent pro Kilowattstunde.

 Wie Sonnenstrom aus Anlagen abgerechnet wird, die diesen Termin verpassen, steht noch nicht fest. Im ungünstigsten Fall entfällt die Förderung komplett, und Investoren bekommen nur den jeweiligen Marktpreis. Allerdings ist dieses Worst-Case-Szenario eher unwahrscheinlich.

 Rödl & Partner sieht darin trotzdem eine Verletzung der italienischen Verfassung sowie des Europa- und Völkerrechts und geht davon aus, dass es Möglichkeiten gebe, rechtlich dagegen vorzugehen. Fraglich ist, ob zumindest die deutschen Fondsanbieter das tatsächlich wollen. „Für die Initiatoren ist das italienische Gesetz weit weniger dramatisch als für die Solarindustrie“, sagt Jörg Protzmann, Geschäftsführer Vertrieb beim Düsseldorfer Solarfonds-Anbieter Voigt & Collegen. Er hält die Entscheidung aus Italien für „absolut richtig und verständlich“, denn es nütze niemandem, wenn die politische Stimmung bei den europäischen Verbrauchern kippt, weil Strom auf Grund der hohen Solarförderung deutlich teurer werde.

 Ähnlich entspannt bleibt Tobias Pehle, Vorstand der White Owl Capital AG: „Wir begrüßen die geplante Anpassung in Italien. Der Markt war zuletzt überfördert.“ Und Peter Heidecker, Chef des Münchner Emissionshauses Chorus, betont vor allem: „Italien bietet für Anlagen bis Ende Mai Planungssicherheit und strebt keine Pläne zur rückwirkenden Änderung der Vergütungssätze wie in Spanien oder Tschechien an.“

 Allerdings legt Chorus seinen Italienfonds „Clean Tech Solar 5“ zunächst auf Eis, weil die künftigen Tarife erst im April bekannt gegeben werden.“ Vorher sind Wirtschaftlichkeitsberechnungen nicht möglich. Auch Initiator Leonidas Associates hat seinen Fonds Nummer sechs mit geplanten Investitionen in Italien vorerst verschoben, nicht als einziger Anbieter.

 Das neue Gesetz aus Italien hat die Branche wenig überrascht, denn es passt in die Reihe von Regelungen anderer europäischer Länder. Und die sind in ihren Auswirkungen teilweise deutlich gravierender. Spanien zum Beispiel hatte Ende 2010 beschlossen, Einspeisevergütungen für bestehende Anlagen rückwirkend neu zu regeln. Betroffen sind hier vor allem Photovoltaikparks, die noch mit erhöhten Vergütungen bis September 2008 ans Netz gingen.

 Frankreich hat erst Anfang März neue Einspeisetarife vorgelegt, die sofort gültig sind. Die Vergütungssätze sinken im Schnitt um 20 Prozent. Bei für Fonds geeignete Anlagen mit mehr als 100 Kilowatt reduzieren sich die Einnahmemöglichkeiten sogar um knapp 60 Prozent. Künftig wird es hier nur noch zwölf Cent pro Kilowattstunde geben. „Eine Absenkung in dieser Größenordnung hat die Branche geschockt. Damit ist dieser Markt so gut wie tot“, sagt Götz Fischbeck, Aktienanalyst für Solarwerte bei der BHF-Bank.

 Auf der sicheren Seite sind mit höheren Vergütungen bis zu 37 Cent für Anlagen größer als 100 Kilowatt ausschließlich Projekte, die vor dem Stichtag 9. Dezember 2010 ein Anschlussangebot des Netzbetreibers vorweisen können und innerhalb von 18 Monaten ans Netz gehen. Nach Angaben des französischen Umweltministeriums liegen Genehmigungen im Volumen von 3,4 Gigawatt vor.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.