Schieflage bei Container-Chassis

Anfang Februar vertrat Johann Killinger, Geschäftsführender Gesellschafter von Buss Capital, auf dem Feri-Symposium die These, daß Container in der Krise die besseren Schiffe seien. Er wollte damit sagen, daß die Wirtschaftskrise, die die Seeschifffahrt und insbesondere die Containerschiffe gepackt hat, nicht unmittelbar auf den Markt der Container übergreifen müsse. Was die Produkte aus dem eigenen Haus betrifft, scheint dies auch zuzutreffen. Immerhin schütten alle Buss-Containerfonds für 2008 planmäßig aus – was von den Containerschiffsfonds nicht behauptet werden kann. „Und auch für 2009 werden zehn von elf Fonds wie prognostiziert auszahlen,“ kündigt Marc Nagel, Geschäftsführer von Buss Capital an.    

Insgesamt hat sich der Containermarkt auch in der Krise gut behauptet. Aber am 19. Juni mußte die Paul Günther AG, Hamburg, einer der größten europäischen Vermieter von Container Chassis Konkurs anmelden, nachdem monatelange Sanierungsbemühungen, in die Deloitte & Touche und Angermann & Partner eingeschaltet waren, nicht erfolgreich waren. Begründet wird die Insolvenz mit dem Einbruch des weltweiten Containerumschlags und der niedrigen Auslastung der Containerflotte.

Betroffen von der Insolvenz sind die Containerfonds der Emissionshäuser Schroeder & Co. und Conrendit sowie reine Chassis-Beteiligungen von NBG (Private Placements). Schroeder & Co hatte für den Container Fonds Österreich 1 im Jahr 2006 Chassis erworben und an die Paul Günther AG zur Vermietung weitergegeben. An der Gesamtinvestition des Fonds Österreich 1 haben die an Paul Günther vermieteten Chassis einen Anteil von nicht ganz 13 Prozent. Die Kommanditisten des Container Fonds Österreich 1 werden auf einige Zeit auf Ausschüttungen verzichten müssen. „Der Fonds ist aber nicht gefährdet, denn zusammen mit anderen Betroffenen arbeiten wir intensiv an einer Auffanglösung“ erklärt Michael Schroeder, Geschäftsführender Gesellschafter des Initiators Schroeder & Co.

Bei Initiator Conrendit sind neun Fonds betroffen, die Containerfonds 5 bis 7 sowie 9 bis 13 und der Conrendit Navigare 1, haben in Container-Chassis investiert und diese über Paul Günther vermietet. Container-Chassis sind Fahrgestelle für Container, die wie ein LkW-Sattelzug bewegt werden, dienen also dem Weitertransport der Container a n Land. Im Allgemeinen investieren die Containerfonds indes in Container. Überwiegend in Standardcontainer von 20 Fuß (=1 TEU, steht für Twenty-foot-Equivalent-Unit, einen Container mit einer Seitenlänge von 20 Fuß oder 6,1 Meter) und 40-Fuß-Container sowie 40 Fuß High Cube Container.   

Insgesamt waren bei der Paul Günther AG zum Zeitpunkt des Konkurses 1.311 Chassis, die etwa 25 Prozent der gesamten Flotte von Günther ausmachen. Seit November 2008 ist Paul Günther mit den Mietzahlungen im Rückstand. Bis Mitte Juni 2009 waren die Forderungen auf zwei Millionen Euro gewachsen, zwischenzeitlich wurden neue Zahlungsvereinbarungen ausgehandelt, die aber von der Günther AG nicht eingehalten wurden. In den revidierten Planungen ging Conrendit bereits davon aus, daß es bis August keine Einnahmen aus den Chassis gibt. „Es ist geplant, die an die Paul Günther AG vermieteten Chassis in ein neues und effizientes Fahrzeugmanagement zu übertragen und hierzu aus den derzeitigen ConRendit-Fonds herauszulösen“, erläutert Geschäftsführer Michael Gietl. Dabei hofft man auf ein Entgegenkommen der Banken bei der Tilgung und Zinszahlung. 

Ausfälle von Mietern kann es natürlich geben, zumal in Krisenzeiten wie den jetzigen. Die Auswirkungen versuchen die Initiatoren dadurch sehr gering zu halten, daß die Container an möglichst viele Mieter weitergegeben werden. Der neue Fonds des Marktführers Buss Capital, der Buss Global Containerfonds 6 EUR, der voraussichtlich Anfang August in den Vertrieb gehen wird, hat zum Beispiel rund 150 Mieter. Der Fonds arbeitet von Singapur aus, wo Buss Capital 15 Mitarbeiter beschäftigt. „Singapur ist nicht nur der größte Containerhafen der Welt mit dem entsprechenden Netzwerk, sondern bietet mit rund elf Prozent eine sehr günstige Besteuerung“, meint Buss-Capital-Geschäftsführer Nagel.     

Der kürzlich aufgelegte DCM Deutscher Containerfonds Madeira 3 hat seine Container an 14 Unternehmen vermietet, drei Viertel davon an Linienreedereien, die zu den 20 weltweit größten gehören und über ein Dynamar-Rating von durchschnittlich 2,56 (Skala von 1-10) verfügen. Der Standort Madeira als EU-Sonderwirtschaftszone ermöglicht steuerfreie Ausschüttungen bis 2011, danach erfolgt eine mäßige Besteuerung mit 4,0% (2012) und 5,0% (ab 2013). In Deutschland gilt für Madeira – anders als für Singapur – kein Progressionsvorbehalt. Auf der Webseite von Conrendit und Schroeder & Co findet man keinen Hinweis auf die Schieflage. Als wenn nichts geschehen wäre, wird auf einen geplanten Containerhandelsfonds hingewiesen. 

Dr. Leo Fischer, freier Journalist