Versteckspiel mit Anleger-Millionen bei ACI

Die Geschichte um ACI und ihr Geschäftsmodell wird immer verworrener. Vieles in den Meldungen  ist unter dem Thema Gerüchte abzubuchen und muss daher kritisch hinterfragt werden.  Die jüngsten Anlegerschreiben geben jedoch tatsächlich Anlass zur Sorge.

Die Nachrichten aus Dubai klingen derzeit alles andere als gut. Die Mieten sind inzwischen auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen, ein Ende ist noch nicht in Sicht. Die Arbeitslosigkeit dagegen steigt stetig an. Eine aktuelle Umfrage in den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigt das ganze Ausmaß der Krise: rund die Hälfte der Haushalte mussten ihre Ausgaben wegen der Rezession deutlich zurückschrauben. Manchmal glimmt der Hoffnungsschimmer auf, eine leichte Erholung auf niedrigem Niveau könnte sich andeuten. Doch die goldenen Zeiten am Golf gehören – das gilt als sicher – erst einmal der Vergangenheit an.

Auch für Robin Lohmann, Junior-Chef der Alternative Capital Investment (ACI) aus Gütersloh, beginnt es eng zu werden. Selbst wenn nur ein Bruchteil der Gerüchte, die in den vergangenen Wochen durch die Medien und das Internet verbreitet wurden, wahr sind, dürfte es den rund 8.000 Anlegern Angst und Bange werden. Informationen sind aus Dubai wenig zu bekommen, der Markt selbst ist undurchsichtig. Derzeit sei es so gut wie unmöglich in Dubai an verlässliche Informationen zu gelangen, so ein Insider. Das Verwirrspiel bei ACI durch die Gerüchteküche mag daher sicherlich auch dazu dienen von den Hauptproblemen abzulenken. Beschränkt man sich rein auf die Fakten, so reicht der Stoff immer noch für einen Bericht, der so gar nicht in die Welt der Reichen und Schönen passen mag, sondern mit von Intransparenz, unseriösem Geschäftsgebaren und womöglich strafrechtlichem Hintergrund handelt.

Ruhig sind die Anleger sowieso schon lange  nicht mehr. Mit einem umfangreichen Anlegerschreiben will man nun aus Gütersloh die Wogen glätten. Am Telefon jedoch wird man vertröstet oder landet  in einer Endlos-Warteschleife, die munter verkündet, es würde auf allen Plätzen gesprochen. Dennoch gibt sich die Initiatorin den Anschein, es würde kräftig an Lösungen gefeilt. Trotz der unrichtigen und tendenziösen Nachrichten, so das Anlegerschreiben vom 3. Juli, hätte man eine vernünftige Lösung erarbeitet. Mit der Käuferin der Fondsprojekte, die Yama International LLC, hätte man vereinbart, dass die verkauften Projekte an die jeweiligen Fonds zurückgegeben werden. Damit hätten es die Fonds selbst in der Hand ihre jeweiligen Projekte entweder fertig zu stellen und erfolgreich zu veräußern oder noch vor Fertigstellung zu veräußern. Sofern die Fonds ihre Betriebsstätten in Dubai beibehielten, könnte ein steuerlicher Nachteil damit eventuell – so schränkt man bereits ein – vermieden werden. Das Erstaunliche dabei: Bei Fonds 6 und 7 wählte man bewusst eine andere Konstruktion mit der Begründung, dass sonst die Steuerbefreiung nicht sicher gestellt werden könnte. Aus immobilentechnischer Sicht wäre die Rückgabevariante  ein Super-Gau für die Anleger, sind die Preise doch extrem gefallen. Noch schlimmer aber: Es fehlen derzeit gerade in Dubai die nationalen und internationalen Käufer. Das sollte Robin Lohmann eigentlich am besten wissen.

In einer Präsenzveranstaltung soll das näher erläutert werden. Sie soll Anfang September erfolgen. Die Einladungen werden aber erst Mitte August verschickt, so das Schreiben – man müsse noch einen geeigneten Ort finden, da man mit einer größeren Anzahl von Anlegern rechne. Anleger sollten diese Möglichkeit auch nutzen und Präsenz zeigen. Nur dort können auch alle notwendigen kritischen Fragen gestellt werden. Zu dem Sicherheitskonzept stünde man weiterhin. Auch den von dem Dreiergremium Michel, Regnery und Moosman angeregten Beiratswahl stehe man positiv gegenüber. Auch über die Fondsgeschäftsführung könne abgestimmt werden. Die Komplementärin der Fonds ist bereit ausgetauscht zu werden. Doch so konziliant und anlegerfreundlich wie das vordergründig klingen mag, ist das Konzept keineswegs. Von Seiten des Gremiums droht inzwischen daher ebenfalls heftiger Gegenwind. Man fordert inzwischen immer heftiger Einsicht in die entscheidenden Unterlagen wie Urkunden über Eigentumsrechte und Einsicht in alle Treuhandkonten auf denen sich dreistellige Millionenbeträge befinden müssten.

Auch von Juristenseite wird das Thema ACI kritisch gesehen. So wird der Sicherheitsabtretungsvertrag als Makulatur bezeichnet, stehen doch keine wirklich werthaltigen Sicherheiten dahinter. Während die Marketing-Aktionen von Robin Lohman in Dubai allein von den Kosten her nicht anders als spektakulär zu bezeichnen sind, dürften sich die wirtschaftlichen Erfolge derzeit in sehr überschaubarem Rahmen halten. Derzeit bereiten ihm die Käufer mehr Schwierigkeiten als die Anleger.  Seine Geldquellen – die Anlegergelder und die Kaufpreisanzahlungen aus den vermittelten Immobiliendeals – sprudelten lange reichlich. Doch auf die große Frage, wo sich das Anlegergeld befindet, gibt es keine Antwort. Ebenfalls offen blieb bisher die Frage, ob tatsächlich Grundstücke erworben wurden. Beide Sachverhalte könnten leicht mit der Vorlage der Kontoauszüge und dem Nachweis einer Eintragung im land department (RERA – Real Estate Registration Authority)aus der Welt geschafft werden.

Anwälte sehen besonders die Tatsache kritisch, dass nun die verkauften Objekte wieder an die Fonds zurückgegeben wurden. Das würde bedeuten, es hätte einen Kaufvertrag gegeben, der anfechtbar wäre und den man einklagen könnte. Das wäre auch in Dubai kein Problem. Laut KWAG Anwalt Jens-Peter Gieschen liegt hier ein rechtswidriges Rechtsgeschäft vor, müsste der Rückgabe doch ein Gesellschafterbeschluss vorliegen. Ein eigenmächtiger Beschluss seitens der Initiatorin sei nicht möglich. Daher sei es durchaus strafrechtlich zu hinterfragen im Hinblick auf den Tatbestand der Untreue. Es gab einen Kaufvertrag und einen Käufer. Die Möglichkeit den Kaufpreis einzuklagen wurden den Anlegern durch diese eigenmächtige Handlung seitens ACI aber genommen ohne, dass ein Äquivalent geboten wurde. 

Zu spaßen ist mit der Justiz weder in Deutschland noch in Dubai. Wittern die Behörden Betrug, agieren sie schnell. Im Wüstenstaat reicht sogar schon ein geplatzter Scheck aus, um das Gefängnis von innen zu sehen. In Gütersloh sollte man sich daher also schnell erinnern, wo man die notwendigen Nachweise für den Verbleib der Anlegergelder abgelegt hat.