Der Handelsimmobilien Report Nr. 252

Der Handelsimmobilien Report Nr 252

Editorial von Ruth Vierbuchen: Seit die Folgen des Internet-Handels unübersehbar sind, wird auch den Politikern klar, welche Gefahren das für die Cities insbesondere der Klein- und Mittelstädte bedeutet, für deren Erhaltung sich der Gesetzgeber seit den 1980er-Jahren einsetzt. Damals siedelten sich die (Lebensmittel)Fachmärkte auf der grünen Wiese an, weil sie die großen Flächen in den Cities nicht fanden – und wenn doch – sie die Mieten nicht zahlen konnten. Es drohte die Verödung der Cities. Doch die Maßnahmen, mit denen die Planungsbehörden und Rechtsprechung die Innenstädte retten wollen, werfen mehr Fragen auf, als sie Antworten geben können.(Seite 1)

  • Agglomerationsverbot – Bayerisches Gericht zieht Grenzen noch enger: Die Landesentwicklungsprogramme und Landesentwicklungspläne verschiedener Bundesländer setzen dem großflächigen Einzelhandel in nicht integrierten Lagen enge Grenzen: Beispielsweise mit dem Agglomerationsverbot das verhindern soll, dass sich viele Kleinbetriebe auf engem Raum ansiedeln und die Wirkung eines Großbetriebs entfalten. Nun haben zwei Urteile des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs die Grenzen auch im Flächenstaat Bayern, der seinen Kommunen vor allem im ländlichen Raum vergleichsweise viel Freiheit einräumen will, sehr eng gezogen. (Seite 2)
  • Factory Outlet Center – Win-Win-Situation für Anleger und Kommunen?: In den Statistiken über den Retail-Investmentmarkt in Deutschland oder Europa tauchen Factory Outlet Center nie auf. Angesichts der ungebrochen hohen Nachfrage nach Retail Assets insbesondere in Deutschland und dem knappen Angebot, das dem gegenüber steht, wächst inzwischen auch das Interesse der Investoren an dieser Anlageklasse. Und zahlreiche Bürgermeister in ländlichen Städten setzen ihre Hoffnung darauf – nach dem Muster des City Outlet Bad Münstereifel – das schwindende Einzelhandelsangebot durch ein innerstädtisches Factory Outlet Center zu ersetzen. (Seite 6)
  • Ladendiebstahl 2017 – Das gewerbsmäßige Stehlen nimmt Ausmaße an: Das Thema Ladendiebstahl beschäftigt den Einzelhandel so lange, wie es ihn gibt. Trotz Gegenmaßnahmen wie elektronische Artikelsicherung, Detektiven, geschulten Mitarbeitern, Kameraüberwachung und weiteren Maßnahmen wird im Einzelhandel alles gestohlen, was nicht niet-und nagelfest ist. Rechnet man den Schaden durch organisatorische Mängel hinzu, ergeben die Inventurunterschiede beinahe 4 Mrd. Euro. (Richter, Seite 10)
  • Online-Handel – Amazon ist im „Relevant Set“ fest verankert: Mit seiner Ankündigung, in Deutschland auch Lebensmittel verkaufen zu wollen, hatte Amazon die Branche schon vor einigen Jahren aufgerüttelt und Unternehmen wie Rewe veranlasst, mit Online-Shop und Lieferservice seine Claims abzustecken, bevor der US-Rivale aufschlägt – auch wenn keine großen Gewinne dabei herum kommen. Doch Bekanntheit beim Kunden ist im Internet-Zeitalter alles, wenn man im Wettstreit steht mit einem Unternehmen, das als personifizierter Online-Shop für alles über das World Wide Web omnipräsent ist. (Seite 14)
  • Leitfaden Mieterausbau – Ganzheitlicher Ansatz für den Center-Ausbau: Steigende Energiekosten, die an die Klimatisierung und damit auch an die Beleuchtung in Shopping-Centern neue Anforderungen stellen oder die Verwendung von umwelt- und gesundheitsfreundlichen Baustoffen machen aus einem Einkaufszentrum erst dann eine nachhaltige Immobilie, wenn nicht nur Eigentümer und Entwickler beim Bau auf solche Themen achten, sondern auch die zahlreichen Mieter beim Ausbau ihrer Läden dabei mitmachen. (Seite 16)
  • Schuheinzelhandel – Verändertes Kaufverhalten belastet Fachhandel: Die Bundesbürger haben im vergangenen Jahr für Sneakers, Sandalen, Pumps, Stiefel und vieles mehr insgesamt etwa 9,7 Mrd. Euro ausgegeben. Nach dem „Branchenreport Schuhe“, den das Institut für Handelsforschung (IFH) gemeinsam mit der BBE Handelsberatung vorgelegt hat, konnte der deutsche Schuhmarkt 2016 nur ein moderates Wachstum von 0,9% erzielen. Seit 2010 ist die Branche mit jährlichen Raten von etwa einem Prozent gewachsen. (Seite 17)
  • Die landesplanerischen Zielvorgaben sind für den ländlichen Raum oft zu starr: Der Bevölkerungsschwund in den ländlichen Gemeinden und dem damit verbundenen Anteil älterer Menschen sowie einer stagnierenden Kaufkraft, die gestiegenen Ansprüche an Sortimentsbreite und -tiefe und die zunehmende Mobilität haben dazu geführt, dass sich Versorgungsstrukturen in ländlichen Räumen, aber auch in peripheren Stadtteilzentren verändern respektive so ausdünnen, dass die Nahversorgung in kleineren Orten schwierig wird und nur noch mit dem Auto zu bewerkstelligen ist. Da sich die Versorgungslage ohne gezielte Gegenmaßnahmen weiter verschlechtern wird, hat die „Dialogplattform Einzelhandel“ in den entsprechenden Workshops Handlungsempfehlungen erarbeitet. (Seite 18)
  • Immobilien-Investitions-Klima Europa – Investoren erwarten die Wende erst 2019: Die Frage, wie lange die Party auf dem Immobilienmarkt noch andauert, beschäftigt viele Marktteilnehmer – zumal die Niedrig-Zins-Politik der EZB den Markt zusätzlich befeuert und hierzulande die Sorge vor Übertreibungen wachsen. Nach der aktuellen Immobilien-Investitionsklima-Studie von Union Investment rechnet das Gros der 168 befragten professionellen Immobilieninvestoren erst 2019 oder sogar später mit einem Umschwung und steigenden Renditen. (Seite 21)