Check: Agrofinanz investiert in Palmöl-Plantagen in Ecuador – Konzept erinnert an Prokon

Mal was anderes als deutsche Büroimmobilien: Mit Ölpalmen in Ecuador sollen Anleger bei der Agrofinanz GmbH aus Kleve ihr Glück machen. Ab 7.500 Euro können Investoren einen Plot Palmen erwerben und zehn Jahre lang an die Agrofinanz vermieten. Der geplante Rückkauf zum Einstandspreis wird bereits bei Kauf vertraglich fixiert.

Markt: Palmöl ist mit einem Anteil von rund 30 Prozent Weltmarktführer beim Pflanzenöl. Es ist billig herstellbar, hitze- und oxidationsstabil und flexibel einzusetzen: Ob zu Ernährungszwecken, in der Schönheitspflege, in Reinigungsmitteln oder als Energiequelle. Die weltweite Produktion steigt ständig, in den vergangenen Jahren teilweise um über 15 Prozent im Jahr. Das meiste Palmöl kommt aus Malaysia und Indonesien, Südamerika holt auf. Die Hauptkritik an dem Siegeszug gründet sich darauf, dass für den Anbau der Ölpalmen häufig Regenwälder gerodet werden. Abhilfe schaffen sollte die Gründung des Roundtable on Sustainable Palm Oli (RSPO) als Zertifizierungssystem für nachhaltigen Anbau von Ölpalmen, den Greenpeace, der WWF und andere NOGs jedoch als unzureichend kritisieren. In Ecuador werden seit den 60er Jahren Ölpalmen im größeren Stil angepflanzt, davon 80 Prozent auf Gebieten mit langjährig landwirtschaftlicher Nutzung.

Investitionsobjekt: Die Agrofinanz verkauft den Investoren plotweise Ölpalmen, dabei besteht ein Plot aus einem individualisierten Bestand von 35 Ölpalmen auf ca. 0,25 Hektar. Nachgewiesen wird der Erwerb durch die Übermittlung der GPS-Koordinaten und Nummern der jeweiligen Ölpalmen. Agrofinanz verpflichtet sich, im Falle des Totalverlusts der Palmen dem Anleger einen gleichwertigen Bestand zu übertragen. Teilverluste sind laut Initiator nur im ersten Jahr nach Anpflanzung zu befürchten und werden durch Nachpflanzung ersetzt. Eine Versicherung gegen Naturkatastrophen ist möglich und wird laut Initiator fallweise erwogen. Die Plantagen liegen in Puebloviejo, Los Ríos, Ecuador. Agrofinanz versichert, nur auf brachliegendem Ackerland anzupflanzen. Die im Prospekt auf Seite 7 behauptete externe Kontrolle der Plantagen erfolgt auf Nachfragen durch das eigene Management.

Miet- und Rückkaufvertrag: Pro Jahr und Plot zahlt die Agrofinanz 675 Euro Miete, die quartalsweise ausgezahlt wird. Der Rückkaufvertrag, der bereits beim Kauf abgeschlossen wird, sieht die Rücknahme nach zehn Jahren zum Kaufpreis von 7.500 Euro vor. In Ecuador werden Ölpalmenplantagen ab 6.000 Dollar pro Hektar mit Bäumen im Alter von acht bis zehn Jahren und einer Produktionsprognose von 20 Tonnen pro Jahr und Hektar angeboten, Agrofinanz will 28 Tonnen, in Einzelfällen bei optimalem Management bis zu 45 Tonnen pro Hektar und Jahr erzielen.

Kalkulation und Kosten: Agrofinanz finanziert den Ankauf der Palmölplanten planmäßig nur mit Eigenkapital und hält liquide Reserven sowie solche in Form nicht verkaufter Plots vor, um eventuelle Totalverluste entschädigen zu können. Den Anlegern entstehen keine weiteren Kosten, außer im Falle eines Verkaufs des Plots während der Laufzeit, dann werden 150 Euro fällig.

Anbieter: Die Agrofinanz GmbH investiert nach eigenen Angaben seit 2008 in landwirtschaftliche Projekte in Ecuador und hat bereits fünf Palmölprojekte und ein Direktinvestment in Kakao platziert. Informationen zu diesen Projekten und ihrem Verlauf verweigert das Unternehmen jedoch aus „Wettbewerbs-gründen“. Die Grundstücke in Ecuador, an denen die Anleger kein Eigentum erwerben, befinden sich im Eigentum des Schwesterunternehmens Titan Agro S.A. Erfahrung mit Landwirtschaft in Südamerika ist ausweislich der Angaben im Prospekt im Unternehmen sowie in dessen Muttergesellschaft Kronos Agri Holding aus den Niederlanden vorhanden. Agrofinanz ist seit 2012 Mitglied des RSPO.

Meiner Meinung nach: Neun Prozent jährlich grüne Rendite – erinnert das irgendjemanden an Prokon? Da der Anleger als Nachweis für sein Eigentum an den Ölpalmen nur ein „Zertifikat“ inklusive GPS-Daten und Palmennummern erhält, und es in Ecuador laut Auskunft von Agrofinanz kein öffentliches und elektronisch einsehbares Kataster gibt, gewährt er Agrofinanz faktisch ein Darlehen und hofft, dass dieses in den Anbau von Ölpalmen investiert wird. Der Erfolg seines Investments steht und fällt genau wie bei dem insolventen Windanlagenunternehmen mit der Zahlungsfähigkeit von Agrofinanz. Angesichts der  mangelnden Transparenz hinsichtlich der bisherigen Geschäftstätigkeit erfordert das jede Menge Vertrauensseligkeit. Grundsätzlich gilt: Jede Überrendite ist im Zweifelsfall eine Prämie für das eingegangene Risiko, bei neun Prozent kann das keine risikolose Anlage sein. ¨