Cimmit 2011 – Stimmung ist prima, aber der Crash wird kommen

„Die Stimmung ist prächtig. Der Status Quo der deutschen Wirtschaft hervorragend, allerdings hält die gute Sonderkonjunktur in Deutschland nicht ewig.“ Das zumindest meinte Norbert Walter (Foto), ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank auf der diesjährigen Cimmit im Frankfurter Hilton. Ca. 150 Teilnehmer lauschten gespannt den Ausführungen von Walter. Reges Interesse weckte der 66jährige, der mittlerweile seine eigene Firma mit seinen Töchtern gegründet hat, bei seinen Ausführungen zu Gefahren eines zukünftigen Crash-Szenarios. Aus den geplanten 20 Minuten Vortrag wurde so schnell eine knappe Stunde.

Norbert Walter auf der Cimmit 2011

Norbert Walter auf der Cimmit 2011

Trotz der guten Stimmung bei allen Teilnehmern, die auch die neu eingeführten Umfragen während der Veranstaltung untermauerten, prophezeite Walter für 2012 den nächsten Crash. Im ersten Halbjahr 2011 werde die deutsche Wirtschaft vor allem durch Investitionsentscheidungen der Bauindustrie getragen, da von den Konjunkturprogrammen erst 40% ausgeben sind. Im zweiten Halbjahr folge dann die Zuliefererindustrie, die durch die Investitionsentscheidungen des ersten Halbjahres profitiere. Der „größte Konsummuffel der Welt“ – der Deutsche – verblüffe Walter derzeit durch eine nie dagewesene Konsumfreude. Die Zahlen des Arbeitsmarktes überraschen positiv. Das Defizit des Bundes war um 30 Mrd. Euro geringer als geplant.

Doch am Horizont seien schon „schwarze Schwäne“ in Sicht.

Neue Konjunkturpakete werde es nicht geben. Subventionen werden abgebaut und vor allem die Niedrigzinspolitik der EZB werde kein Dauerzustand bleiben. Man habe bereits die Zinsen anheben wollen, so Walter, allerdings fehle das Verständnis dafür in der Politik, denn eine Erhöhung der EZB Zinsen bedeute nicht zwangsläufig eine Erhöhung der Kapitalmarktzinsen. Vertrauensvolle Politik könne die Bewertung des Euro stabilisieren und dadurch auch langfristige Zinsen niedrig halten.

Risiken sieht Walter auch in der Bewertung des Dollar. Der Dollar werde, aufgrund der finanzpolitischen Maßnahmen in den USA, abgewertet werden, so Walter. Die Amerikaner seien absolut sicher, dass sie 3-4% Wirtschaftswachstum in diesem Jahr erzielen können. Doch die Ernüchterung, ausgelöst durch eine politische Bewegung, werde spätestens im zweiten Halbjahr 2011 kommen.

Euro oder Dollar – Wer wird schwächeln?

Als Fazit sagte Walter, dass die Weltwirtschaft vor zwei Hypothesen stehe. Ein schwacher Euro aufgrund der Staatsschuldenkrise. Ein schwacher Dollar aufgrund der amerikanischen Finanzpolitik. Beides gleichzeitig schließe sich aus. Welches Szenario kommt, könne Walter nicht beurteilen. Eine Krise 2012 sei möglich. Diese ist dann genährt von teuren Rohstoff- und Nahrungsmittelpreisen, die ihrerseits mit der fortgesetzten Dynamik in den Schwellenländern wie China und Indien zu tun hat sowie einer Rückkehr der Bankenkrise.