Finanzkrise, Energiewende, demografischer Wandel

Herausforderungen für die Wohnungswirtschaft

Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) und ehemaliger Hamburger Wirtschaftssenator, eröffnete die immpresseclub-Tagung. Vor allem die Vorbereitung auf den Strukturwandel, energetische Sanierung und Begrenzung der Betriebskosten, Umstellung auf altengerechten Wohnraum, Demografie und Kapitalbeschaffung beschäftigen demnach die Mitglieder des GdW hauptsächlich. Beim immpresseclub, dessen Mitglieder in der Mehrzahl in der Gewerbeimmobilienwelt zu Hause sind, wurde deutlich, dass eine stärkere Verknüpfung von Wohnimmobilienwirtschaft und professioneller Gewerbeimmobilienwelt wünschenswert wäre.

Der GdW vertritt Eigentümer von 6 Mio. Wohnungen und damit die Interessen von 13. Mio. Mietern/Wählern. Das macht auch die politische Dimension deutlich. Dennoch werden Maschinenbau oder Automobilwirtschaft als Retter aus der Krise gefeiert. Deren Bedeutung liegt allerdings weit hinter der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Immobilienwirtschaft, die für knapp 20% der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung steht, und insbesondere auch der Wohnungswirtschaft, die weit über die Hälfte des volkswirtschaftlichen Sach-Vermögens stellt. Außerdem macht der Blick zurück zur Krise deutlich, dass die Wohnungswirtschaft in der Krise keinerlei Delle zeigte und die Volkswirtschaft stabilisierte, während exportorientierte Branchen abbrachen und auch die Automobilindustrie sich nur durch die „Abwrackprämie“ als Retter stilisieren konnte. Während der Gesamtbereich staatlicher Subventionen seit 1999 annähernd konstant blieb, ging der Anteil der des Wohnungswesens an den Förderungen von 6,5% auf 1,9% im kommenden Jahr auf weniger als ein Drittel zurück.

In Bezug auf energetische Sanierung mahnt Gedaschko zur maßvollen Vernunft. Eine Studie des InWIS an der Bochumer EBZ Business School sieht das Grunddilemma energetischer Sanierung nicht als „Vermieter-Mieter-Dilemma“, sondern als Dilemma mangelnder Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierungen insgesamt. Steigende Energiekosten (oder alternativ höhere Mieten aufgrund energetischer Modernisierungen) sind ein sozialpolitisches Dilemma. Die Politik müsse Instrumente für Energieeffizienz deutlich vom Klimaschutz trennen. Adressiert man Umweltanliegen zu Lasten des Sozialen, dann hat man es mit Elementen einer Ökodiktatur zu tun. So beträgt die durchschnittlich notwendige Mieterhöhung einer energetischen Sanierung ca. 2,20 Euro pro qm und Monat. Die Energieeinsparung liegt modellhaft bei 70 Cent (Anmerkung „Der Immobilienbrief“: Wobei tradiertes Verhalten multikultureller Mieter-Herkunft nicht berücksichtigt ist). Trotzdem sparten GdW-Unternehmen 35% C02-Emissionen gegenüber 1990 ein. (AE/WR)