Fonds-Check: HEP bringt ersten Photovoltaikfonds in Japan

Das Umdenken begann am 11. März 2011. Ein Erdbeben vor der japanischen Küste führte zu schweren Störfällen im Atomkraftwerk von Fukushima. In drei von sechs Reaktorblöcken kam es zur Kernschmelze. Gewaltige Mengen radioaktiven Materials verseuchten Wasser, Luft und Boden, 150.000 Menschen mussten ihre Heimat teils dauerhaft verlassen.

Seitdem ticken die Uhren in dem asiatischen Inselstaat anders. Japan setzt auf die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien, und ausländische Investoren sehen ihre Chance. Initiator HEP bietet den ersten Publikums-AIF mit Investitionen in japanische New-Energy-Anlagen an.

Objekte: Als Blind Pool gestartet, will der Fonds konkret in vier japanische Objektgesellschaften der Rechtsform „Kabushiki Kaisha“ investieren. Wikipedia übersetzt die K.K. als Company Limited, ähnlich einer GmbH. Wörtlich bedeutet sie auch Aktiengesellschaft. Aller vier Anlagen befinden sich in der Region rund um die Städte Kobe und Osaka. Die Nennleistung liegt zwischen 1,1 MWp und zwei MWp.

Markt: Als Folge von Fukushima hat Japan ein Jahr nach der Katstrophe eine Einspeisevergütung nach deutschem Vorbild mit Umlageverfahren und Netzeinspeisung eingeführt. Die Vergütungssätze sind abhängig vom Zeitpunkt der Genehmigung. Mit der Zeit sinkt der Tarif. So können die Betreiber den Solarstrom aus den beiden Anlagen in der Präfektur Hyogo zum Preis von 36 Yen pro Kilowattstunde verkaufen. Die Kraftwerke in der Präfektur Wakayama wurden später genehmigt und bekommen 32 Yen. Seit dem 1. Juli 2015 gibt es nur noch 27 Yen. Die Tarife haben eine Laufzeit von 20 Jahren und werden – wie in Deutschland auch – nicht der Inflation angepasst.

Geographie: Japan – Land der aufgehenden Sonne. Sie schmückt als aufgehender roter Ball die Nationalflagge. Vor allem der Süden der japanischen Inseln bietet es sich an, Strom mit Sonnenkraft zu produzieren. Hier liegt die thermische Strahlung um 22 Prozent über dem weltweiten Durchschnitt. Verglichen mit Deutschland ist sie sogar um rund 30 Prozent höher.

Energie-Zukunft: Nach den USA und Frankreich war Japan lange Zeit die Nummer drei unter den weltweiten Atomstromproduzenten. Wie gefährlich atomare Kraftwerke in einer erbebengefährdeten Region sind, dürfte Fukushima hoffentlich auch dem letzten Zweifler klar gemacht haben. Bis zum Jahr 2030 will das Land seinen Anteil an der sauberen Stromproduktion auf 20 Prozent verdoppeln. Prognosen sehen die Photovoltaik dann bei 35 Gigawatt – das wäre mehr als aktuell in Deutschland mit der höchsten PV-Dichte in Europa (siehe auch Seite 17). Will Japan dieses Ziel erreichen, wird sich das Land allerdings zu einem der am schnellsten wachsenden Solarmärkte weltweit entwickeln müssen.

Konzept: Abgerechnet wird im Yen, sowohl bei den Anschaffungskosten als auch bei den Erträgen. Umgerechnet auf den Euro summiert sich das Fondsvolumen auf gut 14 Millionen Euro plus Nebenkosten. Anbieter HEP will ausschließlich Eigenkapital investieren.

Kalkulation: Bei einer Laufzeit von 21 Jahren kommen Anleger auf einen kalkulierten Gesamtrückfluss von 188 Prozent vor Steuern – also ein Plus von 83 Prozent abzüglich Kapitaleinsatz und Agio. Nach Steuern sollen ihnen 61 Prozent bleiben. Die Ausschüttungen pendeln im Verlauf der Jahre zwischen vier Prozent und acht Prozent, die Schlusszahlung macht rund 45 Prozent aus. Anleger beteiligen sich mit mindestens einer Millionen Yen, das sind aktuell 7.330 Euro. Der Kurs ist volatil, das dürfen Anleger nicht vergessen. Im Dezember vergangenen Jahres kostete ein Euro knapp 150 Yen, im April 2015 nur noch 127 Yen.

Kosten: HEP nennt in seinen Verkaufsunterlagen typische Fondsnebenkosten in Höhe von 18,2 Prozent inklusive Agio. Die laufenden Kosten betragen 1,15 Prozent des Nettoinventarvermögens.

Anbieter: HEP Capital hat sich auf Fonds mit Erneuerbaren Energien spezialisiert. Seit seiner Gründung 2009 hat das Unternehmen mit Sitz in Heilbronn rund 300 Millionen in New-Energy-Projekte investiert. Verantwortliche Manager sind Thorsten Eitle und Michael Prem. Die Leistungsbilanz der Publikumsfonds nennt ein Investitionsvolumen von 73 Millionen Euro bei einem Eigenkapitaleinsatz von 27 Millionen Euro. Bislang laufen die Fonds wie geplant.

Meiner Meinung nach… Atomkraftwerke sind gefährlich – erst Recht, wenn sie in einer Erdbebenregion stehen. Nach der Katastrophe von Fukushima hat Japan auf den Ausbau Erneuerbarer Energien umgeschwenkt, befindet sich jedoch noch am Anfang dieses Prozesses. Anleger des „HEP-Solar Japan 1“ beteiligen sich an einem Portfolio aus mindestens vier Solaranlagen und hoffen auf attraktive Erträge aus dem Verkauf des Sonnenstroms. Die Rahmenbedingungen passen: Die Sonne scheint intensiver als in Deutschland, das Vergütungssystem orientiert sich an unserem Erneuerbaren-Energien-Gesetz. Dennoch ein exotisches Investment, das in Yen abgerechnet wird. Währungsrisiken also nicht vergessen. ¨

 

 



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.