Generation Y – Wie korrespondieren die Veränderungen der Immobilienwelt mit der neuen Generation

Schule, Ausbildung, Studium, Beruf, Rente – Was früher der übliche Ablauf im Leben eines Berufstätigen war, ist heute immer mehr die Ausnahme. Gewöhnlich wird ungewöhnlich. Heute bestimmen Pluralität und heterogene Lebensläufe die Generation der zwischen 1980 und 2000 Geborenen. Wie die neue Generation Y mit den Veränderungen der Immobilienwelt korrespondieren untersuchte jüngst eine Studie der Catella.

 „Die Motivation zur Studie lag zum einen in den mittlerweile messbaren negativen Wirkungen des demographischen Wandels – der Zugang zur Branche gelingt für Berufseinsteiger noch immer zu selten. Zum anderen wird immer klarer im täglichen Umgang, dass sich unter dem Branding ´Generation Y` offensichtlich keine heterogene Gruppe verbirgt, wie dies suggeriert wird“, so Dr. Thomas Beyerle, Group Head of Research bei Catella. Catella befragte Studenten an fünf verschiedenen Hochschulen, die mindestens einen immobilienwirtschaftlichen Schwerpunkt anbieten. Die meisten der Nachwuchskräfte sehen dabei ihre Zukunft im wohnungswirtschaftlichen Bereich. Ein Drittel will in diesem Segment arbeiten. Nicht zuletzt zeigt dies nicht nur wie beliebt die Assetklasse ist, sondern deutet auch auf die personalintensive Betreuung hin.

 Besonders wichtig ist dem immobilienwirtschaftlichen Nachwuchs nicht nur eine ausgewogene Work-Life-Balance sondern auch das Gehalt und Karriereperspektiven. Auch der Ruf des Unternehmens (43%) ist ein wichtiger Aspekt für die Wahl des Arbeitgebers. Gute Arbeitsatmosphäre, herausfordernde Tätigkeiten und flexible Arbeitszeiten sind besonders wichtig. Besonders anzumerken sei, so Catella, dass immaterielle Faktoren wie Anerkennung, Sinnhaftigkeit der Tätigkeit und soziale Beziehungen innerhalb des Unternehmens immer wichtiger werden. Hohe Affinität der Generation Y zu IT und internetbasiertem Arbeiten wird dabei Voraussetzung für das moderne Arbeiten von heute. Lt. Dr. Beyerle werden zukünftig die Unternehmen gefordert auf die neuen Anforderungen der jungen, gut ausgebildeten Generation einzugehen.

 Frage: Wird es durch den demografischen Wandel zu einem Fachkräftemangel in der Immobilienbranche kommen?

 TB: Dieses Bedrohungsszenario ist bereits heute greifbar. Die Branche in ihren verschiedenen Facetten wächst sehr stark, qualifiziertes, sprich gut ausgebildetes Person wächst nicht im gleichen Umfang. Allein beim Begriff Fachkräftemangel bin ich etwas vorsichtiger: was sind in der Branche Fachkräfte? Akademiker, technische Berufe ohne Studium? Ist das duale System branchennäher als ein Aufbaustudium? Hier sollte man klar unterscheiden und einheitliche Berufsfelder und explizit Anforderungen definieren. Zwar hat die gif in den letzten Jahren sich dieser Aufgabe angenommen, die Durchdringung in den einzelnen Branchensegmenten steht aber noch bevor.

 Frage:  Wie kann die Branche darauf eingehen?

 TB: Einheitlicher Auftritt als Gesamtbranche, Zugangsberechtigung, sprich allgemeine Mindeststandards für Qualifikationen setzen und, da der Wurm dem Fisch schmecken muss und nicht dem Angler, eine Zielgruppenansprache, welche den Namen verdient. Also weniger um sich von anderen abzusetzen im Wettbewerb, sondern um für die Immobilienwirtschaft gemeinsam begeistern. Dieser Weg beginnt eindeutig im Studium oder den Berufsschulen, später einzusteigen ist nicht effizient.

 Frage: Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus? Wird Homeoffice und örtliche und zeitliche Flexibilität der Tätigkeit die Immobilienbranche beeinflussen?

 TB: In der Summe ja. In den letzten Jahren hat es hier einen schleichenden Prozess zugunsten der Flexibilität gegeben. Homeoffice in Maßen wird mittlerweile nicht nur während der Streiktage oder Blockupydemos praktiziert. Im Mittelpunkt stehen hier zwei Elemente: die Autonomie des einzelnen Mitarbeiters in einem offener werdenden System und damit eine neue Definition von Führung-(personal) und Kommunikation. Und auf der anderen Ebene die Frage nach der optimalen Nutzung von Bürostrukturen in den kommenden Jahren. Zwar blieb der „große Leerstand“ in der Summe aus, allein die effiziente Nutzung der Büroflächen ist allerorten sichtbar und das heißt in der Konsequenz: weniger ist mehr.

 Frage: Welche Auswirkungen hat das auf die Immobilie?

 Flexibilität ist ein Begriff der es zwar auf den ersten Blick auf den Punkt bringt – allein etliche Optionen sich offen zu halten bei einem Wirtschaftsgut, welches im Schnitt 30 Jahre genutzt werden sollte, ist schlicht nicht möglich. Meine Erwartung an die Veränderungen der Büroflächennutzung, unser Verhalten im Raum als Konsumenten und Bewohner wird das Produkt „Quartier“ bzw. „Mixed-use“ Funktionen in den kommenden Jahren deutlich unterstützen. Hier bedarf es sicher noch eine Bewusstseins Änderung bei etlichen Teilen der Branche, welche aus einem eher singulären konfektionierten Denkschema kommen. Dies kann aber der evolutionäre Sprung sein den die Branche benötigt beim „großen Stadtumbau“.