Ihme-Zentrum – Der marode Koloss an der Leine

 

 Susanne Osadnik

Ein großer Teil des Ihme-Zentrums in Hannover ist versteigert worden. Dem neuen Besitzer fällt nun die Aufgabe zu, aus einem gruseligen Relikt einst visionärer Stadtplanung ein modernes Gebäudeensemble zu machen

Es ist ein Sinnbild für einstige Visionen städtischen Lebens. In den 70er Jahren stand man überall hierzulande auf Hochhäuser. Und zwar von mächtigen Monolithen, um die der zunehmende Verkehr herumraste. Auch das Ihme-Zentrum in Hannover ist ein solches Relikt längst überholter urbanistischer Stadtplanungspolitik geworden. Eine Bausünde, ein Schandfleck, der weg muss. Denn das Zentrum mit den  einst modernen Türmen gammelt seit Jahren vor sich hin: der Einzelhandel zog sich zuerst zurück – die Laufkundschaft verweigerte den Gang in die ersten Stockwerke. Heutzutage würde man die Einkaufsmöglichkeiten ebenerdig ansiedeln – damals waren Parkplätze wichtiger.

Seit fast 20 Jahren wird herumgedoktert, um den Verfall aufzuhalten und neue Konzepte zu finden. Bislang vergebens. Seit 2009 standen zwei Bürokomplexe, die leer stehende Ladenpassage „Ihme-Arkaden“, ein inzwischen teilsaniertes Parkhaus und 172 Wohnungen unter Zwangsversteigerung – als Folge der Insolvenz von Tochtergesellschaften des US-Fondsunternehmens Carlyle. Auf gut 50 Mio. € wurde der Verkehrswert des Immobilienpaktes damals geschätzt. In einem ersten erfolglosen Versteigerungstermin im vergangenen Jahr sollte mindestens die Hälfte der Summe erzielt werden. Letztlich sind es nur 16,5 Mio. € geworden. Die investiert eine Objektgesellschaft der Newtown Gruppe, die „Projekt Steglitzer Kreisel Berlin Grundstücks GmbH“. Der Erwerber betreut ein deutschlandweites Portfolio mit 6.500 Wohnungen und 600.000 qm Gewerbeflächen und soll bereits Erfahrungen mit großvolumigen, komplexen Entwicklungen (Büro, Einzelhandel und Wohnen) besitzen.