Im Gespräch… Stefan Loipfinger über das Ende von charitywatch.de, den VGF und wie es für ihn weitergeht

2007 verabschiedete sich der Fondsjournalist Stefan Loipfinger (Foto) aus der Szene der geschlossenen Beteiligungsmodelle, um sich der Beurteilung gemeinnütziger Organisationen zu widmen. Dieses Projekt musste er vor ein paar Wochen einstellen.

„Der Immobilienbrief“: Vor ein paar Jahren verabschiedeten Sie sich vom Fondsjournalismus um über wohltätige Organisationen zu schreiben. Wann entschieden Sie sich den geschlossenen Beteiligungsmodellen den Rücken zu kehren und warum haben Sie sich gerade für wohltätige Organisationen entschieden?

Stefan Loipfinger: Die Entscheidung für den Themenwechsel viel 2007, als ich noch vor dem Ausbruch der Finanzkrise die Gelegenheit hatte, die jährliche Gesamtmarktstudie der Beteiligungsmodelle an Feri zu verkaufen und das fondstelegramm an den Welther-Verlag abzugeben. Parallel dazu begannen die Überlegungen, mich kritisch mit gemeinnützigen Vereinen auseinander zu setzen. Die Idee dazu ist aber schon viele Jahre alt. Denn Ende der 90er Jahre habe ich privat entschieden, die Kirchensteuer jährlich zu spenden, weshalb ich damit begann, die Verwendung meiner eigenen Spenden zu hinterfragen.

„Der Immobilienbrief“: Vor ein paar Wochen dann kam das Ende für Ihre Plattform charitywatch.de. Wie kam es dazu?

Loipfinger: Hier kamen mehrere Faktoren zusammen. Da waren beispielsweise richtige Bedrohungen von Leib und Leben für mich und meine Familie. Die skrupellosen Geschäftemacher, denen ich mit meiner Berichterstattung Millionen kostete, betrieben auch systematischen Rufmord. Außerdem wurde ich an meiner journalistischen Arbeit dadurch gehindert, dass ich unentwegt mit rechtlichen Auseinandersetzungen beschäftigt war. Unseriösen Vereinen ist es eben egal, ob sie tausende von Euro Spendengeld für Anwälte ausgeben. Bei mir summierten sich aber die Kosten so stark, dass ich mit CharityWatch.de in vier Jahren rund eine Viertel Million Euro Verluste anhäufte. ►

„Der Immobilienbrief“: Welche Erfahrungen nehmen Sie ganz persönlich durch charitywatch.de mit?

Loipfinger: In den 4 Jahren habe ich persönlich so viel gelernt wie vorher in 15 Jahren als Fachjournalist für Beteiligungsmodelle. Es ist sehr lehrreich, seine Grenzen kennenzulernen. Auch die Verhaltensweisen anderer Menschen sind mir bewusster geworden. Nur den wenigsten Leuten würde ich heute noch abnehmen, dass sie Zivilcourage haben.

„Der Immobilienbrief“: Welche Parallelen gibt es zwischen Charity-Organisationen und der Fondsbranche? Was können beide voneinander lernen?

Loipfinger: Beide versuchen an das Geld
anderer Leute zu kommen. Je mehr Emotionen dabei geweckt werden, desto besser gelingt dies. Wer hingegen ehrlich und im Sinne
der Sache agiert, hat es sehr schwer sich durchzusetzen. In beiden Bereichen tun die seriösen Marktteilnehmer zu wenig, um sich von Scharlatanen abzugrenzen.

„Der Immobilienbrief“: Haben Sie die Fondsbranche in der Zwischenzeit weiter verfolgt? Wie sind Ihre Eindrücke von der Szene?

Loipfinger: Als Überzeugungstäter kann ich ein 15 Jahre gelebtes Thema nicht hundertprozentig ausblenden. Deshalb habe ich durchaus verfolgt, was in der Branche passierte. Obwohl viele Anbieter geschlossener Fonds ums nackte Überleben kämpfen, ist man zu wenig bereit, Dinge zu verändern und aus Fehlern zu lernen. Der VGF macht als Branchenverband meines Erachtens keine gute Figur. Wo sind seine Lösungsansätze? Geradezu peinlich halte ich die Aktion „Kleines Wirtschaftswunder“. Das wird im Grunde nur noch getoppt von den offenen Immobilienfonds. Obwohl einige nun die Wahrheit zeigen müssen, tun andere immer noch so, als ob es die Finanzkrise nicht gegeben hätte.

„Der Immobilienbrief“: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Beabsichtigen Sie wieder über geschlossene Fonds zu schreiben?

Loipfinger: Derzeit weiß ich absolut noch nicht, wohin mich mein Weg führen wird. Ich will erst einmal die noch offenen Rechtsstreitigkeiten abwickeln und etwas Abstand gewinnen. Dann werde ich in Ruhe überlegen, womit ich mich zukünftig beschäftigen möchte. □