Immobilienmarkt Kanaren – Appartements mit Meerblick zum Schnäppchenpreis

von Jürgen Hoffmann

Wer in diesen Wochen auf Fuerteventura auf der Hauptstraße vom internationalen Flughafen Richtung Süden zu den Touristenzentren Costa Calma und Morro Jable/Jandia fährt, kommt an etwa einem halben Dutzend Bauruinen vorbei. Wie Gerippe stehen die halbfertigen Hotel-Bauten im kanarischen Wind. Die Tourismuszahlen stagnieren – eine Auswirkung der Krise, in die vielen europäischen Ländern grassiert. Noch weniger erfreulich ist die Lage auf dem Markt für private Immobilien. Vor vielen Ferienhäusern und -wohnungen auf der Insel stehen Verkaufsschilder: „Appartement mit Meerblick 50.000 Euro“ oder „Einzelhaus mit drei Schlafzimmern 150.000 Euro“. Die Preise sind, so bestätigen Insel-Makler, im Schnitt 20 bis 30 Prozent günstiger als vor fünf Jahren.

 

Auch auf Teneriffa, Lanzarote und Gran Canaria hat sich der Markt noch nicht wieder erholt. Ferienimmobilien als Zweitwohnsitz oder als Anlageobjekt sind hier noch weniger gefragt als auf Fuerteventura – obwohl die Preise seit der Beginn der Krise sogar um 40, 50 oder 60 Prozent gesunken sind. Rafael Tarajano, Präsident des Verbandes der Kanarischen Immobilienunternehmen, glaubt, dass der Markt auf der Talsohle angekommen ist und hier für geraume Zeit verharren wird. Mit einer Wiederbelebung sei kurzfristig nicht zu rechnen. Das bestätigen die Banken, die bei ihren Immobilien-Bewertungen bereits zweistellige Korrekturen vorgenommen haben und in ihrer Kreditvergabepolitik restriktiv geworden sind, und Makler auf den Inseln. Diese berichten, dass momentan Engländer fast überhaupt nicht als Käufer auftreten, Deutsche nur vereinzelt, dafür aber mehr Schweizer und Skandinavier als zuletzt. Und es treten Spekulanten auf den Plan, die nach notleidenden Immobilieneigentümern suchen, die ihre Hypotheken nicht mehr aufbringen können. Ihnen kaufen sie ihre Objekte mit Preisabschlägen von nicht selten 40 oder 50 Prozent des aktuellen Marktwertes, der meist ohnehin schon weit unter den Maximalwerten aus den Boomjahren liegt, ab. Diese „Aasgeier“ haben mehr Zeit als die Vorbesitzer, sich nach neuen Käufern umzuschauen.

 

Auf Gran Canaria, wo Bauland je nach Lage 300 bis 700 Euro pro Quadratmeter kostet, sind die Preise im Süden höher als im Norden. Auf Fuerteventura gibt es ein ähnliches Gefälle. So hat sich das ursprüngliche, vorwiegend von Einheimischen bewohnten Morro Jable als ein relativ stabiler Markt erwiesen. In der Nähe liegen die, vorwiegend bei Deutschen beliebten Ferienclubs von Aldiana und Robinson. In dieser Region tätige Makler hoffen auch zu Beginn des neuen Jahres, dass einige Gäste, die hier zwei oder drei Wochen Urlaub machen, sich irgendwann auch für eine eigene Ferienimmobilie interessieren.

 

Kanaren-Experten raten: Wer angesichts des augenblicklich niedrigen Preisniveaus auf den Kanaren ein Ferienhaus oder –appartement zur Entspannung oder für den Lebensabend sucht, sollte sich in Ruhe umschauen und Preise vergleichen. Eine Alternative zum schnellen Kauf ist die Langzeitmiete eines Objekts. Wenn man mehrere Monate vor Ort ist, bekommt man ein besseres Gefühl für Angebot und Nachfrage. Und man hört im Restaurant oder im Supermarkt vielleicht von dem einen oder anderen Schnäppchen.