JLL-Halbjahres-PK: Deutschland bleibt stabil

Einzelhandel profitiert von der Krise

Auf der Halbjahrespressekonferenz am Dienstag erweiterte Jones Lang LaSalle (JLL) die klassischen Büromarktdaten, die von den übrigen Maklerhäusern teilweise vergangene Woche vorlagen. Hinsichtlich der generellen Perspektiven des Bürobereichs ergeben sich wenige Unterschiede. JLL recherchierte in den untersuchten Metropolen den Vermietungsrückgang allerdings bei minus 13,5% gegenüber 9 bis 10% der übrigen Maklerhäuser. Der Einzelhandel leidet bei hoher Liquidität und stabiler Nachfrage bei Vermietung und Verkauf unter fehlendem Angebot. Wohnungsportfolios bleiben mit 5-Jahres-Hoch im Fokus.

Der neue JLL-Deutschlandchef, Frank Pörschke, sieht Mieternachfrage, Miethöhen, Leerstandsquoten und Transaktionsvolumina auf einem relativ stabilen Niveau. Bei der Verfügbarkeit von Fremdfinanzierung stabilisiert sich die Diskrepanz zwischen Gesamtwirtschaft und Immobilienwirtschaft. Während die Gesamtwirtschaft nicht von einer Kreditknappheit betroffen ist, ändert sich aufgrund der Refinanzierungsproblematik, der zunehmenden Kosten des Eigenkapitals und der Veränderungen der Bankenstruktur die Refinanzierung von Immobilien. Jedoch ist das derzeit im Fokus stehende Core-Segment bislang wenig betroffen. Die Zurückhaltung der Banken wird durch die Verfügbarkeit von Eigenkapital ausgeglichen. Kreditknappheit spiegelt sich in den Segmenten unterhalb von Core. Hier mussten Banken die Erfahrung sammeln, dass viele Pläne, Immobilien aufzuwerten und durch Neuvermietung zu Core-Immobilien in eine bessere Risikoklasse zu transformieren, nicht aufgegangen sind. Solche Fehlversuche finden sich dann heute in den Bankbilanzen. Investments in Gewerbeimmobilien sollten zum Jahresende bei etwa 23 Mrd. Euro herauskommen. Der Durchschnitt 2005 bis 2011 lag bei 20,6 Mrd. Euro.

Bezogen auf die Branche der großen Maklerhäuser erwartet Pörschke, dass am Ende lediglich wenige Global Player übrig blieben. Diese würden ergänzt um lokale Nischen-Experten. Dazwischen werde es immer schwerer, ein für die Kunden attraktives und gleichzeitig profitables Dienstleistungsangebot vorzuhalten. Im Bereich des Megatrends „Green“ moniert Pörschke, dass in Deutschland nach wie vor die Neigung bestehe, bei der Suche nach technisch perfekten Lösungen die pragmatischen Ansätze zu vernachlässigen. Es sei zwar richtig, bei neuen Gebäuden hohe energetische Standards umzusetzen, jedoch dürfe nicht vergessen werden, dass damit nur ein kleines Segment abgegriffen werde. Den großen Teil machten Bestandsgebäude aus, die nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand auf höchste Nachhaltigkeitsstandards gebracht werden könnten. Demgegenüber könne man mit teilweise überschaubarem Aufwand spürbare Verbesserungen erzielen. Auf diese Weise könne man auch mit Bürogebäuden aus dem letzten Jahrhundert noch ganz vernünftig und energieeffizient über die Runden kommen.

Interessant: Wie vom Autor in „Der Platow Brief“ bereits 1996/97 langfristig erwartet, bestätigte Pörschke, dass Unternehmen vermutlich mittelfristig weniger IT-Ausstattung und Verkabelung benötigen würden. Platow erwartete damals, dass IT in der Lage sei, die Immobilien-Ansprüche zu senken. Heute ist lt. Pörschke zu sehen, dass Resultate der sogenannten digitalen Revolution es erlauben, sehr flexibel zu arbeiten. Der volle Zugriff auf das jeweilige Firmennetz könne von überall gewährleistet werden. Dies erlaube, vorhandene Flächen intensiver zu nutzen.