Kommentar: Wird der klassische offene Immobilienfonds zu einem Produkt für Kleinanleger?

Dr. Andreas Kneip, Vorstandssprecher der Catella Real Estate KAG, München

Zum Aufbau einer Immobilienquote in der Geldanlage sind Publikumsfonds auch für Investoren aus den Bereichen Versicherungen, Versorgungswerke, Pensionskassen und Stiftungen seit nunmehr bald 15 Jahren eine beliebte Alternative. Nach meiner Erfahrung ist die Anlageentscheidung dabei immer mittel- bis langfristig (i.d.R. 5 Jahre Anlagehorizont); attraktiv ist neben permanenten Zukaufchancen die Möglichkeit des geordneten Ausstiegs, die der Spezialfonds nicht bietet. Dafür wird ein geringfügiger Renditeverzicht aus dem Erfordernis der Liquiditätsvorhaltung in Kauf genommen.

Mit der jetzt diskutierten Neuregelung könnten deshalb auch die kleineren und mittleren Vorsorgeeinrichtungen gut leben, wenn nicht gerade für die Pensionskassen und Versicherungen die Problematik „Anlageverordnung“ mit dem von BaFin aufgestellten Erfordernis der 6 Monate Rückgabemöglichkeit bestünde. Dem echten Bedürfnis dieser Investorengruppe wird damit leider in keiner Weise Rechnung getragen.

Die jetzt vorgeschlagene Regelung ist vielleicht im Sinne der Kleinstanleger, schützt aber gerade nicht vor plötzlichen Mittelabflüssen: Es sei daran erinnert, dass in den letzten 15 Jahren plötzliche Mittelabflüsse immer nur durch die Massenreaktion der Kleinanleger auftraten, z. B. 1999/2000 kurz vor Platzen der „Dotcom“-Blase, dann im Zuge des Deka-Korruptionsskandals oder in Folge des Debakels um die Schließung der Deutsche Bank-Fonds Grundbesitz Invest und Grundbesitz Global im Dezember 2005. In allen diesen Situationen haben unsere investierten Versicherungen und Versorgungswerke ihre Anteile gehalten, wir hatten immer nur Abflüsse seitens der Privatinvestoren zu verzeichnen.

Wenn nach Scope das Durchschnittsvolumen pro Anleger 30.000 Euro beträgt, gibt es logischerweise eine große Zahl von Anlegern, die darunter liegt. Diese könnten dann von einem Tag auf den anderen auch große Fonds zum Kippen bringen.

Im Übrigen lebt der offene Fonds auch von der Vielzahl unterschiedlicher Fondsangebote: Es wäre schade, wenn die Aussage führender Fondsgesellschaften, die Zahl der Anbieter würde sich stark reduzieren, zuträfe; dann blieben einige große Fonds für Kleinstanleger übrig, die alle die gleiche Anlagestrategie fahren und für erfahrene und strategisch vorgehende Anleger – seien es private oder institutionelle – relativ unattraktiv sind.