LBS-Studie: „Flucht unter das krisensichere Reetdach einer Ferienimmobilie“

 

Sabine Richter

 

Auf der Terrasse der eigenen Ferienimmobilie sitzen und den Blick über das Meer schweifen lassen……Inzwischen scheint aber auch beim Kauf von Urlaubsdomizilen neben Träumen das Motiv der Altersvorsorge und des Inflationsschutzes in den Vordergrund zu rücken. Alle Studien, die sich mit deutschen Ferienimmobilien befassen, stellen dies besonders heraus.  Die jüngste kommt von der LBS Bausparkasse Schleswig-Holstein Hamburg, die zum zweiten Mal den Immobilienmarkt entlang der Nord- und Ostseeküste in Schleswig-Holstein untersucht hat.

 

Danach reisen hier verstärkt betuchte Bürger an, um ihr Geld in Ferienhäusern und Apartments anzulegen. „Die Nachfrage nach Ferienimmobilien hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich angezogen“, sagt LBS-Vorstandsvorsitzender Peter Magel. Er sieht bereits eine Kapitalflucht aus anderen Anlagen unter das krisensichere Reetdach einer Ferienimmobilie. Überrascht habe die Researcher die anhaltend hohe Preisdynamik in den ohnehin schon teuren Lagen. Deshalb sei damit zu rechnen, dass die Preise in den begehrten Regionen weiter steigen und auch Orte profitieren, die nicht in erster Wasserlage liegen.

 

Dennoch gelte wie gehabt, je besser die Lage, desto sicherer das Investment, was Vermietungsaussichten und Wertsteigerung betreffe, drauf weist Kai Enders von Engel & Völkers hin. Eine große Rolle spiele auch die Erreichbarkeit – mit ein Grund, weshalb der Sylter Immobilienmarkt immer wieder für Überraschungen gut ist. Für Einfamilienhäuser unter Reet werden nach Angaben von Engel & Völkers Spitzenpreise von 15 Millionen Euro erzielt. In Kampen haben die LBS-Researcher Preisspannen für Ein- und Zweifamilienhäuser zwischen 10.000 und 27.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche notiert, inklusive Grundstück, das zwischen 1600 und 5000 Quadratmeter messe. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre seien die Preise um durchschnittlich 22,4 Prozent gestiegen.

 

Im Norden ist es noch günstig

 

Allerdings fallen die Preisspannen auf der Insel sehr weit aus. Auch wenn sich in Hörnum Eigentumswohnungen zuletzt stark verteuert haben, gibt es hier noch relativ günstige Wohnungen mit Durchschnittspreisen von 4580 Euro pro Quadratmeter. Sie befinden sich aber häufig in Wohnblöcken und sind einfach ausgestattet, so die LBS. Auch Westerland weise mit durchschnittlich 5645 Euro pro Quadratmeter niedrige Preise für Eigentumswohnungen auf. „Westerland ist ein guter Standort für Vermieter, weil hier die besten Vermietungszeiten erzielt werden“, sagt Jörn Olaf Ridder von Grossmann & Berger. „Aber die Wohnungen, die auf den Markt kommen, sind meist aus den 1960er und 1980er Jahren, zumeist klein und nicht gut ausgestattet“.

 

In den guten und mittleren Lagen steigen derzeit die Preise am stärksten, bestätigt der Bericht der Hypovereinsbank zum Wohnimmobilienmarkt Sylt.  ypovereinsbank

 

Insgesamt gelte für die Insel, dass sich vor dem Hintergrund des anhaltenden Trends zur Sachwertanlage, dem niedrigen Zinsniveau, dem Baulandmangel und dem geringen Angebot die Preisrallye vorerst – wenn auch zunehmend verlangsamt – fortsetzen wird, resümiert Thomas Laurisch, Regionalbereichsleiter Nord der HypoVereinsbank.

 

Tom Kirst von Dahler & Company ist etwas vorsichtiger: „Heutzutage entscheidet nicht nur die Lage, auch die Bausubstanz ist ausschlaggebend. Selbst auf Sylt, wo die Nachfrage kein Ende zu haben scheint, sind Objekte in schlechtem Zustand keine Verkaufsschlager“. Auch die Verschärfung des Baurechts, die Bebaubarkeit und die Nutzungsfreiheit an einigen Orten erheblich einschränkt, erschwere manchen Verkauf.

 

Auch an der Ostseeküste ziehen die Preise an. In der Lübecker Bucht werden die höchsten Immobilienpreise in Timmendorfer Strand erzielt. Für Neubauprojekte werden bis zu 6000 Euro pro Quadratmeter verlangt, Bestandsobjekte bei Ein- und Zweifamilienhäusern sind nach LBS-Angaben um 23 Prozent innerhalb von zwei Jahren gestiegen. Für gebrauchte Wohnungen und Einfamilienhäuser müssen rund 3000 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Sehr viel Neubautätigkeit gibt es inzwischen in Scharbeutz. Die Preise für Neubauprojekte halten inzwischen mit Timmendorfer Strand Schritt. Wohnungen im Bestand verteuerten sich um 16,4 Prozent, der Quadratmeter kostet knapp 3000 Euro. Auch Lübeck-Travemünde profitiert von der guten Nachfrage. Bestandshäuser verteuerten sich hier um 20 Prozent.

 

Auch Föhr und Amrum sind gefragt

 

Auch die Nordfriesischen Inseln Föhr und Amrum verzeichnen einen hohen Zustrom durch Kaufinteressenten. Bei Eigentumswohnungen wurden in den vergangenen zwei Jahren nach LBS-Angaben die höchsten Preissteigerungen in Wyk auf Föhr (33,2 Prozent) festgestellt.
Nach Angaben von Engel & Völkers werden in Wyk in Premium-Lagen wie Greveling und Am Südstrand bei hochwertigen Objekten mit Meerblick Spitzenpreise bis zu 12.500 Euro pro Quadratmeter erzielt. Einfamilienhäuser in den 1a-Lagen Föhrs kosten zwischen 500.000 und 2,8 Mio. Euro. Für exklusive Eigentumswohnungen müssen Käufer Quadratmeterpreise zwischen 4.500 und 8.500 Euro akzeptieren. Die Mieten liegen zwischen 12 und 15 Euro pro Quadratmeter. Auf der Nachbarinsel Amrum zählen die Gemeinde Nebel und Norddorf zu den begehrtesten Wohnlagen. Die Preise erreichen hier dasselbe Niveau wie auf Föhr. Für die auf beiden Inseln knappen Baugrundstücke werden mittlerweile bis eine Million Euro gezahlt.