Manfred Waldmann ist tot

 

Dr. Kurt E. Becker, Kommunikationsberater

Letzte Woche noch hatten wir uns getroffen. Vergangenen Donnerstag zum Frühstück. Im Berliner InterConti, unserem Stammtreff seit vielen Jahren. Er war pünktlich. Wie immer. Und nach den obligatorischen Formalitäten des Bestellens, eine Portion Rührei mit Speck und einen Tee für ihn, ein Müsli und einen Milchkaffee für mich, waren wir mitten drin im Gespräch über die Weltlage im allgemeinen, die Immobilienwirtschaft im besonderen und die Situation bei Springer im ganz besonderen. Dass er dort vor einigen Jahren aus dem Immobilienressort von „Die Welt“ „entsorgt“ und auf ein Abstellgleis (wenigstens nicht vor die Tür gesetzt!) geschoben worden war, hatte er nicht wirklich verwunden, auch wenn er sich seine „Verwundung“ nie anmerken ließ – „gestählt“ durch viele weitere, nicht immer freundliche Erfahrungen im Leben und mit seinen Mitmenschen.

Seine seelische Panzerung war von der menschenfreundlichen Art, gelebt nach dem Motto: ich mach’ mein Ding und möchte niemandem zur Last fallen. Die Last trug er lieber selbst. Machte mit sich selbst aus, was es auszumachen gab. Obwohl wir freundschaftlich verbunden waren, sprach er zum Beispiel auch über eine schwere Krankheit immer nur in Andeutungen. Mit derlei Nebensächlichkeiten wollte er sich nicht aufhalten.

Der Diskurs war im wichtiger. Karl Marx zum Dessert: der Mensch ist des Menschen Wurzel. Ja. Die Ölpest im Golf von Mexiko eine Folge (notwendiger) Zivilisiertheit des Menschen. Wer Bundespräsident werden würde, interessierte ihn nicht. Aber das politische Berlin ging ihm auf den Geist. Und die Inszenierung der Politiker, deren Wirklichkeit die politischen Kabarettisten seiner Ansicht nach brotlos machten. Und einen im Fegefeuer der Kritik stehenden (ehemaligen) Kollegen zu verteidigen, war ihm wichtig. Denn Fairplay ging ihm über alles. Und schon war der Frühstücksplausch zu Ende. Wir lagen uns in den Armen. Zwei halt, die sich schätzen und mögen. Auch und obwohl ein beruflicher Schreibtisch zwischen uns stand: er als Journalist auf der einen Seite, ich als Kommunikationsberater auf der anderen. Aber dieser Tisch hatte nicht wirklich Trennendes. Er war eher der Ort gemeinsamen Wirkens u.a. im Ringen um Transparenz in der Immobilienwirtschaft. Er mit seinen Mitteln, ich mit meinen. Wir sagten einander adieu.

Und  einen Folgetermin hatten wir dabei auch fixiert. Montag, 26. Juli. Ein Abendessen sollte es werden. Und eine Zigarre wollte er sich anschließend auch mal wieder gönnen. Die werde ich nun allein rauchen. Ohne ihn. Aber in Gedanken bei ihm, einem feinen Kerl, dem „Anstand“ nicht nur ein Wort war. Ich werde Dich vermissen, mein lieber Freund, bei einem tragischen Unfall am Dienstag dieser Woche 56-jährig ums Leben gekommen. Am 19. September, Deinem Geburtstag, werde ich, wie immer, ein Glas Pfälzer Riesling auf Dein Wohl trinken.