Neue Geschäftsmodelle in der Immobilienbranche – Welchen Einfluss können Prop-Techs haben?

Prop-Techs wollen das immobilienwirtschaftliche Pendant zu den Fin-Techs sein. Eine Variante sind z.B. die Immobilien-Crowdinvesting Plattformen wie Exporo, Bergfürst oder Zinsland. Catella untersuchte in seinem neuesten Market-Tracker die Bedeutung dieser Prop-Techs für einen möglichen Strukturwandel in der Immobilienbranche.Prop-Techs Grafik 1

Die deutsche Immobilienbranche ist nicht gerade für ihre Innovationskraft bekannt. Das ist auch bei der Einführung der Prop-Techs der Fall. Prop-Techs verstehen sich als solche Unternehmen, die immobilienwirtschaftliche Geschäftsmodelle mit digitalen Medien verbinden. Ihren Ursprung in den angelsächsischen Ländern, wurde im letzten Jahr bereits 1,7 Mrd. USD in Prop-Techs investiert. In diesem Jahr sollen es lt. Catella bis zu 2,3 Mrd. USD sein. Der Großteil davon in den USA (siehe Grafik) gefolgt von China, Indien und Singapur. Wie in Europa üblich, schwappt die Prop-Tech Welle dabei über das internationale Einfalltor London auf den Kontinent.

 

Neben neuen Distributionsmodellen wollen die Gesellschaften vor allem ein neues Verständnis für die fortschreitende Digitalisierung bilden und natürlich über den direkten Weg zum Kunden Geld verdienen. „Kontinentaleuropa steckt hier noch in den Kinderschuhen”, umschreibt Dr. Thomas Beyerle, Head of Group Research bei Catella, die augenblickliche Situation mit Blick auf die Immobilienwirtschaft. Den Grund für den Aufholbedarf sieht Beyerle vor allem in der fehlenden Bereitschaft sich mit den Digitalisierungserfordernissen auseinander zu setzen.

 

Allerdings sollten die Spezifika der Immobilienbranche berücksichtigt werden. Der derzeitige Angriff der PropTechs erfolgt in erster Linie an zwei Fronten, so Catella. So zum Beispiel durch Crowdfunding und Immobilien-Vermittlungsplattformen. Sie stellen ein erstes Produktangebot im aktuellen Wettbewerb dar. Von den klassischen Maklertätigkeiten (Vermarktungsplattformen) über Planungstools wie BIM (Building Information Modeling) und Crowdfunding-Modelle bis hin zur softwaregestützten Kartierung von Innenräumen ist die Erwartungshaltung der Entwickler an ein rasches Marktwachstum sehr groß, so die Catella Analysten.

 

„Doch der Weg zu einer echten Marktveränderung ist freilich noch weit“, merkt Beyerle an. Den meisten PropTechs fehle schlicht noch der Zugang zur Industrie. Auch das strukturelle Defizit der Datenverfügbarkeit, um die Geschäftsmodelle mit Leben füllen zu können, wiege schwer. „Ferner darf die innere Entwicklungskraft der Immobilienbranche selbst nicht unterschätzt werden“, so Beyerle weiter. Gleichwohl ist der Weg zum „pay per use“ für Flächen schon heute absehbar. Darauf sollten sich Büroflächenanbieter zu allererst einstellen.

 

Fazit: Prop-Techs stecken sicher noch in den Anfängen. Doch die Welle der digitalisierten Immobilienunternehmen ist diesmal sicherlich ernster zu nehmen als noch zu den Gründungszeiten von Kapitalfreunde.de mit Michael Ullmann, einem der Vorreiter der Crowdfunding für Immobilien Szene. Prop-Techs könnten diesmal jedoch auch eine Marktlücke bei Kleininvestoren schließen, die bisher von geschlossenen Fonds bedient wurden. Auch wenn das Marktvolumen bisher klein ist, beäugen die Großen der Branche die neuen, jungen Marktteilnehmer genau.