Norddeutschland Flüchtlinge – Schaffen wir das wirklich?

In Hamburg sollen mehr als 50.000 Geflüchtete langfristig Wurzeln schlagen, in Hannover fast 30.000. Daraus folgt: Es fehlen zurzeit noch tausende Wohnungen in Norddeutschland. Das heißt aber auch: Der Flüchtlingsstrom birgt jede Menge Chancen für die Immobilienwirtschaft – weit über den Wohnungsbedarf hinaus. Das sagt eine aktuelle Studie von Quantum Immobilen

Die Researcher von Quantum Immobilien prognostizieren in ihrer Studie „Schaffen wir das? Immobilienmärkte im Kontext der Flüchtlingskrise“, dass rund 1,1 Millionen der 2015 und 2016 ankommenden Flüchtlinge als Asylberechtigte mittel- bis langfristig in Deutschland bleiben und so voraussichtlich für einen zusätzlichen jährlichen Bedarf von rund 185.000 Wohneinheiten sorgen werden.

Die Wohnungsnachfrage der Asylberechtigten werde dabei deutlich auf Metropolen und Großstädte gerichtet sein, die bereits heute als angespannte Wohnungsmärkte gelten. Für Hamburg berechnet die Prognose beispielsweise einen Zuzug von 52.000 Personen, für Hannover sind es 29.000 und für Bremen rund 20.000 Menschen. Gehe man von einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von drei Personen aus, würden so alleine in der Hansestadt Hamburg mehr als 17.000 Wohneinheiten für die Asylberechtigten fehlen, in Hannover wären es 12.000 Wohneinheiten und in Bremen mindestens 5.800, so die regionalisierte Prognose, die auf der Auswertung eines Verteilungsschlüssels basiert.

Mit Ausnahme von Essen und Dortmund sind laut Quantum-Research auch in anderen Top-Destinationen leerstehende Wohnungen praktisch nicht verfügbar, die theoretisch einen gewissen Anteil des Bedarfs decken könnten. So aber, muss zusätzlich gebaut werden, was sich positiv auf Bau- und Immobilienwirtschaft auswirken dürfte.

Aber auch die Büromärkte dürften mittelfristig von den Geflüchteten profitieren. Laut Studie haben die Ausgaben der öffentlichen Hand einen direkten Effekt auf die Büromärkte: Allein in den Top-7-Bürostandorten könnten rund 800.000 qm Bürofläche kurzfristig für Geflüchtete aktiviert werden. Man beruft sich dabei auf Zahlen von JLL. Vor allem Eigentümer älterer brach liegender Flächen, abseits der Zentren, die schwierig zu vermieten sind, könnten als Gewinner aus der aktuellen Wohnungskrise hervorgehen. In Hamburg schließt die Stadt zurzeit Mietverträge über 10 bis 15 Jahre. So wurden etwa am Albert-Einstein-Ring in Bahrenfeld 9.000 qm Fläche zu 10,50 €/qm abgeschlossen, um 550 Flüchtlinge unterzubringen.

Weitere Erkenntnisse: Auch der zusätzliche Bedarf an Verwaltungen wirke sich positiv aus. Das BAMF hat 2015 seine Außenstellen bundesweit von 22 auf 40 erhöht. Dazu kommen noch 5.500 neue Stellen für BAMF und Bundespolizei. Die Bundesagentur für Arbeit plant 3.600 neue Stellen. Für diese rund 10.000 neuen Beschäftigten werden neue Büroflächen gebraucht. Nicht zu vergessen: Auch im Einzelhandel sind laut Studie Nachfrageimpulse durch die Zuwanderung beobachtbar, die insbesondere auf das untere Preissegment wie Discounter oder preisorientierte Textilanbieter gerichtet sind.

Dr. Andre Scharmanski, Leiter Quantum Research: „Trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen bringt der Flüchtlingszustrom für die Immobilienwirtschaft vor allem Chancen mit sich: Mehr Einwohner bedingen eine höhere Wohnungsnachfrage, einen zusätzlichen Einzelhandelskonsum und zumindest langfristig auch ein Beschäftigtenwachstum.“

Die gesamte Studie „Schaffen wir das? Immobilienmärkte im Kontext der Flüchtlingskrise“ finden Sie unter www.quantum.ag/immobilien-ag/research