Ruhrwert glaubt an Standort Oberhausen

 Alt-Oberhausen müsste eigentlich „Neu-Oberhausen“ heißen, weil Stadtteile wie Sterkrade oder Holten weit älter sind. Östlich des Hauptbahnhofs, der im Zuge der Industrialisierung zum überregionalen Verkehrsknoten ausgebaut worden war,  wurde die heutige City auf dem Reißbrett geplant und im Wesentlichen erst in den 1920er und 1930er Jahren bebaut. So auch das denkmalgeschützte Rathaus nach Entwurf des damaligen Stadtbaumeisters Ludwig Freitag, ein herausragendes Beispiel des sogenannten Backsteinexpressionismus. Direkt gegenüber bot ein unbebautes Grundstück an der Ecke Elsa-Brandström-Straße zur Schwartzstraße die Möglichkeit für „SPOT.“, eine umfangreiche Projektentwicklung in zwei Bauteilen, Gesamtinvestition 10 Mio Euro. Das sechsgeschossige Wohnhaus liegt von der Straßenecke zurückversetzt, das ein Staffelgeschoss höhere siebengeschossige Bürohaus nutzt die Ecklage für Geschäftsräume im EG. Die Architektursprache mit einerseits Klinkerverkleidung, andererseits horizontalen Geschosstrennsimsen und der dichten Reihung hoher Fenster antwortet mit zurückhaltenden, zeitgemäßen Mitteln der historischen Architektur des Rathauses gegenüber.

Begonnen wurde das Projekt im Auftrag der Babcock Pensionskasse von der früheren August Heine Baugesellschaft AG, die 2013 von dem österreichischen Baukonzern Porr übernommen worden ist. Nach der Insolvenz von Heine trat die Pensionskasse selbst in die Funktion des Bauherrn ein, sodass das Projekt weiter geführt werden konnte. Planung und Konzeption lagen bei dem Architekten Firous Samandari, damals noch unter der August Heine Baugesellschaft. Die Projektsteuerung übernahm das Architekturbüro Peter Ropertz mit Sitz in Duisburg und Schweinfurt. Das Wohnhaus mit 18 Wohneinheiten und einer Gesamtmietfläche von 1.385 qm ist bei einer  Durchschnittsmiete von 9,10 Euro/qm voll vermietet und seit  Fertigstellung im April 2014 bezogen. Das Bürogebäude bietet auf fünf Etagen ca. 3.000 qm Bürofläche und ca. 400 qm Ladenfläche im EG. Alle Etagen sind hälftig teilbar in zweimal ca. 230 qm. Dazu kommt das Staffelgeschoss mit attraktivem umlaufendem Balkon und knapp 400 qm Mietfläche. Dank der innerstädtischen Lage profitiert das Objekt vom Anschluss an die Fernwärme und wird mit sparsamen Konvektoren beheizt, die Kühlung erfolgt über Betonkernaktivierung.

Hauptnutzer des Bürogebäudes ist die Pensionskasse selbst. Mit der weiteren Vermietung wurden Cubion Immobilien, Mülheim an der Ruhr, und die Oberhausener Ruhrwert Immobilien & Beteiligungsgesellschaft mbH beauftragt. Das Mietniveau liegt durchschnittlich bei 11 Euro/qm. Marco Boksteen, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Ruhrwert, ist von dem Potential des Standortes und des Objektes überzeugt. Als promovierter Jurist und Anwalt in der auf Bau- und Immobilienrecht spezialisierten Kanzlei GTW in Düsseldorf, Krefeld und Bukarest sieht er seine Aufgabe in der verlässlichen und langfristigen Betreuung der Kunden auch im Vermietungsgeschäft. Mit neun Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist Ruhrwert sowohl im Privatkundenbereich vorwiegend für Wohnungen tätig als auch z.B. für Banken, wenn es um zu verwertende Objekte und deren Marktanpassung geht. Als gebürtiger Oberhausener ist Boksteen in der Region verwurzelt und konzentriert seine Geschäftstätigkeit bewusst auf die Metropolregion Rhein-Ruhr. Das ist nicht selbstverständlich angesichts der Wirtschaftsdaten seiner Heimatstadt mit nur noch 210.000 Einwohnern und der bekannt hohen Pro-Kopf-Verschuldung von 8.275 Euro. In den Marktreports, die Ruhrwert – basierend auf Daten u.a. der RIWIS Datenbank von BulwienGesa AG – den Kunden an die Hand gibt, wird aus den Problemen kein Hehl gemacht. Bei einem Büroflächenbestand von 503.000 qm wird der Umsatz 2013 mit 9.500 qm angegeben und der Leerstand mit 24.000 qm entsprechend 4,8 %, ein überschaubarer, wenig volatiler, vorwiegend bedarfsorientierter Markt. Andererseits habe sich die Neue Mitte Oberhausen nicht nur für den Einzelhandel mit dem CentrO, sondern auch für den Gewerbe- und Bürosektor positiv entwickelt mit Mietniveaus, die mit 14,50 Euro bezogen auf das Ruhrgebiet schon mal Spitzenwerte erreichten. Die Durchschnittsmiete für die Gesamtstadt liegt mit rund 7,00 Euro deutlich darunter, wobei einfache Lagen in Alt-Oberhausen schon ab 4,00 Euro zu haben seien. Die 11,00 Euro im SPOT. sind so gesehen ein deutliches Signal für eine Aufwertung der Innenstadt.