VGF meldet Halbierung der Platzierung Geschlossener Fonds im Q3

Die  Verunsicherung von Vertrieben und insbesondere Banken über die neuen gesetzlichen Regelungen des WpHG und den ersten AIFM-Umsetzungsentwurf lässt sich bei anhaltend skeptischer Presse jetzt auch dramatisch im offiziellen Platzierungs-Zahlenwerk des VGF Verband Geschlossener Fonds feststellen.

Die im VGF Verband Geschlossener Fonds organisierten 41 Anbieter haben von Juli bis September insgesamt 529,1 Mio. Euro Eigenkapital platziert. Das sind sage und schreibe 445,4 Mio. Euro bzw. 46% weniger als im schon nicht besonders guten Vorjahresvergleichsquartal. Das 3. Quartal 2011 hatte trotz der Urlaubszeit mit immerhin 974,5 Mio. Euro zu Buche geschlagen. Auch im Vergleich zum 2. Quartal 2012 liegt der Umsatz um 267,5 Mio. Euro bzw. 34% niedriger. Hier waren bereits die Vorboten der neuen WpHG-Regelungen zu spüren gewesen. Der Umsatz war unter Berücksichtigung der Urlaubszeit im Juli mit 164,2 Mio. Euro, im August mit 163,8 Mio. Euro und im September mit 201,1 Mio. Euro annähernd gleich verteilt.

Der VGF selber begründet den dramatischen Einbruch ebenfalls mit der Umstellung auf die neuen gesetzlichen Regelungen wie beispielsweise das seit dem 1. Juni 2012 auch für den Vertrieb von Geschlossenen Fonds geltende Wertpapierhandelsgesetz. Hinzu käme die Verunsicherung über den Diskussionsentwurf zum AIFM-Umsetzungsgesetz. Gerade die Unklarheit bei den Übergangsvorschriften habe bei Vertrieben und Anbietern zu starker Zurückhaltung geführt. Für das letzte Quartal sieht VGF-GF Eric Romba aufgrund der vor zwei Wochen bekannten Änderungen des Entwurfs eine Entlastung. Die VGF-Quartalszahlen basieren ausschließlich auf den Umsätzen der Mitglieder des Verbandes.

Die Zahlen: Nach wie vor sind Geschlossene Immobilienfonds mit deutlich über zwei Drittel Marktanteil die beherrschende, überlebende Fondsgattung. Allerdings haben sich innerhalb dieses Segmentes deutliche Verschiebungen ergeben. Auslandsfonds sind wieder im  Kommen. Zwar liegen mit 195,6 Mio. Euro deutsche Geschlossene Immobilienfonds mit einem Marktanteil von 37% noch knapp vorne, haben jedoch im Vorjahresvergleich um 32% nachgegeben. Geschlossene Auslandsimmobilienfonds kommen auf 191 Mio. bzw. einen Marktanteil von 36,1%. Sie haben um 20% zugelegt. ►

Das ehemalige Milliardengeschäft mit Schiffen ist nach wie vor völlig am Boden. Insider gehen auch von einer Pause von 3 – 5 Jahren aus. Aber selbst die annähernd nicht mehr vorhandenen Umsätze haben mit knapp 40 Mio. noch einmal um annähernd 30% nachgegeben. Paradox ist die Entwicklung der Energiefonds. In Zeiten der Hochkonjunktur der Diskussion um die Energiewende ist der Absatz der Energiefonds um 47% auf gerade noch 26,2 Mio. Euro Eigenkapitalplatzierung eingebrochen. Aber auch Flugzeugfonds mit knapp 20 Mio. und einem Einbruch um zwei Drittel sind fast verschwunden. Das gleiche gilt für Private Equity Fonds. Mit 9,4 Mio. Euro Umsatz sind sie um über 50% eingebrochen. Die restlichen Marktsegmente spielen kaum noch eine ernstzunehmende Rolle.

Interessant und ebenfalls widersprüchlich zur gefühlten Entwicklung ist der völlige Abbruch der institutionellen Investitionen sowohl im Vorjahresvergleich um -79% als auch im Vergleich zu den beiden Vorquartalen. Während in den drei vorangegangenen Quartalen mit 531, 327 und 237 Mio. Euro gute institutionelle Umsätze mit Geschlossenen Fonds erzielt werden konnten, gingen im 3. Quartal 2012 gerade noch 72,7 Mio. Euro Eigenkapital über die Platzierungstheke. Aktuell haben sich aber nahezu alle unsere Gesprächspartner aus dem Kreis der Initiatoren zum verstärkten Ausbau des institutionellen Geschäftes bekannt. Während wir insgesamt dieser Entwicklung eher vorsichtig gegenüberstehen, melden Initiatoren mit Kernkompetenzen außerhalb der klassischen Mietvertragskonfektionierung von Bürogebäuden gute Erfolge. Gerade bei Wohnimmobilienspezialisten ist die Kernkompetenz gefragt. Betreiberimmobilien sind ebenfalls im Fokus institutioneller Investoren. Hier fehlen zum Teil eigene Kompetenzen bei Institutionellen, während die Beherrschung des gewerblichen Standardimmobiliengeschäftes bei institutionellen Anlegern mit
Abteilungen, die oft so groß sind wie das ganze Unternehmen geschlossener Initiatoren, mindestens vergleichbar sein dürfte. ¨