Fonds KG von Heiligendamm beantragt Insolvenz

Trotz deutlich verbesserter Ergebnisse im Hotelbetrieb: Fast neun Jahre nach Eröffnung musste die Fonds KG des Grand Hotel Heiligendamm gestern Insolvenz beim zuständigen Amtsgericht in Aachen anmelden. Insolvenzgrund ist die Zahlungsunfähigkeit der Grand Hotel Heiligendamm GmbH & Co. Kommanditgesellschaft (kurz: Fonds KG). Die Kreditzinsen konnten nicht mehr gezahlt werden. Die Banken haben erklärt, ihre Kredite definitiv nicht zu verlängern. Das Unternehmen ist aber nicht überschuldet. Es kann von einer vollständigen Befriedigung aller Gläubiger – Banken wie Lieferanten – ausgegangen werden.
„Die Insolvenz der Fonds KG ist ein schwarzer Tag für das Grand Hotel Heiligendamm, seine Gesellschafter, Mitarbeiter und die gesamte Region. Ich bedauere diesen Schritt zutiefst, war dazu aber gesetzlich gezwungen. Uns fehlte die Zeit, die begonnene Sanierung erfolgreich abzuschließen“, sagte Anno August Jagdfeld, Geschäftsführer der Komplementärin der Fonds KG. „Ich bin aber zuversichtlich, dass eine Lösung möglich ist, die den dauerhaften Betrieb des Grand Hotel Heiligendamm sichert. Es bleibt ein Solitär in Deutschland, der fortbestehen wird“, so der 65jährige, der Wiederaufbau des ersten deutschen Seebades 1996 initiiert hat und seither mit großem Engagement gestaltet.

Jagdfeld steht dem Unternehmen weiter als Geschäftsführer zur Verfügung, Henning Matthiesen bleibt Geschäftsführender Direktor des Hotels. Beide konzentrieren ihre Bemühungen nun darauf, den Hotelbetrieb in Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter ungestört fortzuführen. Das Grand Hotel Heiligendamm steht allen Gästen weiterhin offen. Die Lohn- und Gehaltsansprüche der etwa 300
Mitarbeiter sind durch das Insolvenzgeld gesichert. „Das Grand Hotel Heiligendamm ist trotz der schwierigen Lage in geordneter Verfassung. Es gilt nun, mit allen Kräften den Hotelbetrieb aufrechtzuerhalten und eine Zerschlagung zu verhindern“, erklärte Jagdfeld. Das geordnete Insolvenzverfahren eröffnet die Chance, neue Investoren zu finden, die die erforderlichen Investitionen finanzieren und das unternehmerische Risiko tragen.

Nach der Wende haben Bund, Land und Treuhand fünf Jahre ergebnislos versucht, einen Investor für den Wiederaufbau des ersten deutschen Seebades zu finden. Jagdfeld war der einzige Unternehmer, derdie Ausschreibungskriterien erfüllte und sich der Herausforderung gestellt hat. Nachdem er 1996 die maroden Gebäude erwarb, wurden Sanierung und Wiederaufbau über die Grand Hotel HeiligendammGmbH & Co. Kommanditgesellschaft, einen von Jagdfeld initiierten geschlossenen Immobilienfonds, realisiert. 2003 wurde das Hotel eröffnet. Das operative Geschäft liegt seither in der Hand des Hotelmanagements – bis Februar 2009 verantwortet von Kempinski und seither von Hoteldirektoren der Fonds KG. Das Hotel ist auf einem guten Weg, hat sein operatives Betriebsergebnis deutlich verbessern können und erzielte 2010 und 2011 mit jeweils ca. € 800.000 die besten Ergebnisse seit Gründung. Der eingeleitete Turnaround reichte aber nicht aus, um die Zinsen zu bedienen. Darüber hinaus fehlte es insbesondere an Geld, um Investitionen für die auslastungsschwache Wintersaison zu finanzieren. Die Fonds KG hat daher seit 2007 versucht, zusätzliches Kapital zu akquirieren – zuletzt auf Basis des
im März 2011 von der Beratungsgesellschaft PWC und der Geschäftsführung erarbeiteten und von den Gesellschaftern beschlossenen Restrukturierungskonzeptes. Es sah vor, € 32,5 Mio. zu verbesserten
Konditionen zu platzieren. Dieses Kapital haben die Gesellschafter leider nicht in erforderlicher Höhe gezeichnet. Es fanden sich auch keine neuen Anleger. Eine Fremdfinanzierung war unter diesen
Umständen ausgeschlossen.

„Der Wiederaufbau des Grand Hotels, möglich gemacht durch 1900 Gesellschafter, und seine internationale Anerkennung in Schönheit, Qualität und Lage ist uns gelungen. Daran haben auch unsere Banken und das Land Mecklenburg-Vorpommern, das uns von Anfang an als Leuchtturm des Tourismus in vielfältiger Weise unterstützt hat, ihren Anteil. Die Fonds KG in ausreichend schwarze Zahlen zu führen, war uns leider nicht vergönnt. Es ist auch für mich persönlich, der ich neun Jahre lang um die Zukunft gekämpft, mit Millionenbeträgen aus eigener Tasche immer wieder ausgeholfen habe und mich mit viel Idealismus Heiligendamm verschrieben habe, ein herber Einschnitt“, sagte Jagdfeld, dessen Familie mit etwa 7% größter Privatanleger der Fonds KG ist. „Den Mitarbeitern, die einen großartigen Job machen, wünsche ich, dass sie dem Grand Hotel erhalten bleiben und es mit Hilfe weiterer Investitionen auch endlich seinen verdienten wirtschaftlichen Erfolg einfährt. Dem künftigen Betreiber wünsche ich größte Unterstützung durch die örtliche Politik, ohne die ein solches Hotel nicht prosperieren kann. Ein Neuanfang ermöglicht auch, dass das Hotel in der Öffentlichkeit nicht weiter zerredet wird“, so der Unternehmer.

Seinen Optimismus, dass das Grand Hotel Heiligendamm weiterzuführen ist, bezieht Jagdfeld auch aus der Geschichte: „Seit Gründung 1793 gab es wirtschaftliche Aufs und Abs, und es gab immer Freunde
und Kritiker. Heiligendamm hat dabei aber nie seinen Reiz verloren und ist immer wieder zurückgekommen. Das wird auch diesmal so sein. Dafür sorgt schon allein die gewachsene Fangemeinde Heiligendamms. Substanz und Qualität waren in der 200jährigen Geschichte noch nie so hoch wie heute.“