Neues Projekt zum Thema „Wohnen und Arbeiten im Quartier“ am InWIS gestartet

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Bochum: „Zurück in die Stadt“ oder „Renaissance der Städte“ – mit derartigen Formulierungen wird häufig auf eine  sich seit einigen Jahren verstärkende Attraktivität von innerstädtischen Bereichen als Wohn- und Arbeitsstandort hingewiesen. Als Arbeitsstandort sind diese bislang jedoch vor allem für den Dienstleistungssektor relevant. Das produzierende Gewerbe dagegen wurde seit den 1950er Jahren in eigene Gewerbe- oder Industriegebiete am Stadtrand oder außerhalb der Stadtgrenzen verdrängt und ist auch heute noch relativ selten in innerstädtischen Bereichen zu finden. Eine effiziente und emissionsarme Produktion mitten in der Stadt ist jedoch möglich – dank des stetigen technologischen Fortschritts und insbesondere der fortschreitenden Digitalisierung, welche neuartige Fertigungsverfahren und betriebliche Strukturen entstehen lassen. Auch vor dem Hintergrund eines gesellschaftlichen Bewusstseinswandels und einer gestiegenen Nachfrage nach lokal und nachhaltig produzierten Produkten erscheint eine verstärkte „urbane Produktion“ angezeigt.

Am Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) steht in den kommenden drei Jahren die Stadt als produktiver Standort in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt „Urbane Produktion – zurück in die Stadt“ im Fokus. Die beteiligten Projektpartner in dem interdisziplinär angelegten Forschungsvorhaben sind die Wirtschaftsförderung der Stadt Bochum, das Institut für Arbeit und Technik (IAT / Westfälische Hochschule) sowie der Verein „Die Urbanisten“ aus Dortmund. Hauptaugenmerk liegt dabei auf städtischen Quartieren, die Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Strukturwandels haben. So besteht die Möglichkeit, durch den technologischen Fortschritt leerstehende Gebäude und Brachflächen zu reaktivieren, lokale Wertschöpfungsketten in Gang zu setzen und schlussendlich neue Arbeitsplätze im Quartier zu schaffen.

Schwerpunkte des Forschungsprojektes sind unter anderem die Analyse von Ausprägungsformen urbaner Produktion, damit einhergehende ökonomische, soziale und ökologische Effekte sowie die Möglichkeiten unterschiedlicher Finanzierungs- und Betreibermodelle. In diesem Kontext thematisiert das InWIS in enger Zusammenarbeit mit der EBZ Busines School insbesondere die Rolle der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft und greift auf die bestehende Expertise zur kleinräumigen Analyse und Typisierung von Quartieren zurück.

Nach einer analytisch-konzeptionellen Phase umfasst das Projekt auch eine experimentelle Phase. In zwei Reallaboren innerhalb der Stadt Bochum soll urbane Produktion tatsächlich realisiert und die Praxistauglichkeit hinsichtlich möglicher Nutzungskonflikte sowie der Langfristigkeit des Engagements und der Teilhabe der Bevölkerung geprüft und analysiert werden