Stuttgart 21 schafft dringend benötigten Wohnraum

Das Städtebauprojekt Stuttgart 21 und dessen Chancen für die Landeshauptstadt werden zu wenig wahrgenommen und müssen bei der Volksabstimmung entsprechend berücksichtigt werden, meint der Branchenverband IWS Immobilienwirtschaft Stuttgart. „Stuttgart 21 ist für uns mindestens so wichtig, wie die Hafencity für Hamburg oder das Europaviertel für Frankfurt“, sagt Peter Brenner, der Vorstandsvorsitzende des IWS. Immerhin werden im engen Talkessel 100 Hektar Fläche frei, davon 20 Hektar zur Erweiterung der bestehenden Parkanlagen und 50 Hektar dringend benötigtes Bauland.

Alle großen deutschen Metropolen hätten zum einen Wachstumsflächen an ihren Rändern und würden sich zum anderen durch die Revitalisierung von Industrie- und Bahnarealen zusätzlich im Stadtkern neue Siedlungsflächen erschließen. „Stuttgart hingegen ist als einzige Metropole von einem Kranz von attraktiven Kreisstädten umschlossen, hat eine kleinere Fläche als beispielsweise Frankfurt, Düsseldorf, Dortmund und Essen, von der aufgrund der Topographie große Teile gar nicht bebaubar sind“, erklärt Brenner.

Daher braucht Stuttgart nach Auffassung des IWS noch mehr als andere Städte die Chance, in ihrem Inneren wachsen zu können. Die 20.000 Arbeitsplätze und 11.000 Wohnungen, die auf Stuttgart 21 insgesamt entstehen, würden Kaufkraft und Steuereinnahmen erhöhen und damit allen Bürgern zugute kommen.

Stuttgart hat laut IWS bundesweit mit die höchsten Kauf- und Mietpreise für Wohnungen, die nach Beobachtung der Verbandsmitglieder wie nach Prognosen von Forschungsinstituten weiter steigen. Ein zusätzliches Angebot wirke hier preisdämpfend. „Selbst wenn auf Stuttgart 21 überwiegend Wohnraum im mittleren und gehobenen Preissegment entsteht, sorgen die 11.000 zusätzlichen Einheiten doch dafür, dass auch die Mieten in einfacheren Bestandswohnungen weniger stark steigen und Wohnen in Stuttgart bezahlbarer bleibt“, erklärt Brenner.

„Bundesweit gibt es einen Trend zurück in die Innenstadt, auch in Stuttgart“, sagt der IWS-Vorstandsvorsitzende. Die Menschen wollen wieder urban wohnen, mit kurzen Wegen zur Arbeit, zum Einkaufen und zu Freizeitaktivitäten. Diesen Bedarf könne Stuttgart 21 als innerstädtisches Quartier befriedigen. Nach Überzeugung des IWS ist es allemal sinnvoller, nicht mehr benötigte Bahnflächen zu revitalisieren als weiterhin Grünflächen im Umland von Stuttgart zu versiegeln. Die künftigen Bewohner von Stuttgart 21 könnten sich mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit der Stadtbahn alle Einrichtungen in der Innenstadt erschließen. Ein neues Wohnquartier auf der Grünen Wiese hingegen würde zu mehr Verkehrsaufkommen auf den Straßen führen. Ein weiterer Vorteil: Stuttgart 21 profitiert davon, dass die Infrastruktur wie Straßen, ÖPNV, Ver- und Entsorgungsleitungen zu einem großen Teil schon vorhanden sind. Auf der Grünen Wiese müsse die Infrastruktur hingegen komplett neu geschaffen werden.

Durch die Räumung der Gleisflächen und Gleisanlagen können laut IWS zudem der Stuttgarter Norden und Osten räumlich wieder zusammenwachsen. „Die Stadt gewinnt enorm an Qualität“, urteilt Brenner. Dazu würde auch das Verkehrsprojekt beitragen. Ulm sei mit 28 Minuten Fahrzeit künftig ähnlich schnell zu erreichen wie heute Schorndorf. Auch dies steigere die Attraktivität Stuttgarts als beispielsweise Arbeitsstätte und Einkaufstadt.