Verbandstagung zieht Journalisten nach Hamburg

Mit mehr als 30 Journalisten und insgesamt fast 60 Teilnehmern waren die Journalisten der Immobilienfachpresse zur Tagung des inoffiziellen Verbandes der deutschen Immobilienjournalisten, des immpresseclub e.V. Sehr repräsentativ vertreten. Die „Arbeitsgemeinschaft der deutschen Immobilienjournalisten“ tagt zweimal im Jahr. Die Gäste- bzw. Referentenliste umfasst die Vorstandsvorsitzende der großen Immobilien Aktiengesellschaften und Immobiliendienstleister ebenso wie mittelständische Unternehmer der Immobilienwirtschaft und Bankenvorstände bis hin zum Vorstand der Deutschen Bundesbank. Die Tagungen werden seit fast 15 Jahren vom Team des „Der Immobilienbrief“ organisiert, dessen Herausgeber Werner Rohmert auch Vorsitzender des immpresseclub e.V. ist.

Zu den Referenten der diesjährigen Sommerveranstaltung, die vergangene Woche im Adina Apartment Hotel Speicherstadt in Hamburg stattfand, gehörte der „Grandseigneur der Deutschland AG“ Dr. Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender von Aroundtown SA. Deputy CEO Andrew Wallis von Aroundtown und Christian Windfuhr, CEO Grand City Properties SA stellten die in der breiten Öffentlichkeit eher unbekannten Immobilien Aktiengesellschaften mit einer Marktkapitalisierung von zusammen immerhin über 12 Mrd. Euro vor.

Thomas Olek, Vorstandsvorsitzender der publity AG, berichtete über Research und Strategien des Immobilieneinkaufs in wettbewerbsintensivem Umfeld. Wir fassen das für Sie in der kommenden Ausgabe in einem ausführlichen Interview mit Thomas Olek zusammen. Publity ist auf Büro Immobilien in westdeutschen Metropolregionen fokussiert und hat in den letzten Jahren ursprünglich aus dem NPL Geschäft kommend 530 Immobilienankäufe und 615 Immobilienverkäufe strukturiert durchgeführt. Möglicherweise einzigartig ist „industrielle“ Herangehensweise an den Einkauf, die Emotionen und Ankaufsdruck weitgehend ausschließt (Interview hierzu in der kommenden Ausgabe). Aktuell beobachtet publity mit derzeit über 5 Mrd. Euro Assets under Management in einer Datenbank über 8.000 Objekte und hat für den Einkauf mehr als 300 Objekte für annähernd 11 5 Mrd. Euro in einer Datenbank in der Pipeline.

Josef Vogel, Vorstand Landes-Bau-Genossenschaft Württemberg eG, referierte über die heute wie auch in früheren Zeiten der Wohnungsknappheit wieder wichtiger werdenden Genossenschaftsmodelle, die Wohnungen nicht nur als Stakeholder orientiertes Wirtschaftsgut, sondern als Sozialgut sehen. Rechtsanwalt Philipp von Mettenheim stellte noch einmal für die Journalisten die wichtigen Fakten zur DSGVO zusammen, wobei naturgemäß über die Pressefreiheit die Medien deutlich besser geschützt sind als Unternehmen, für die sich die DSGV zum schmerzhaften Stolperstein entwickeln kann.

Den Abschluss bildeten Startup Unternehmen, denen der immpresseclub die Chance gibt, jeweils in 15 Minuten ihre Ideen vorzustellen. Referenten waren hier Julia Gebert, Geschäftsführerin der Rysta GmbH und Lars Schüller, Gründer und CEO der PlakatQuadrat GmbH. Mit schmunzelndem Blick auf das Vertriebsengagement von Lars Schüller und dem Wunsch, wieder 20 Jahre jünger zu sein, haben wir eine Unternehmensvorstellung mit ihm zusammen erarbeitet (Unternehmensvorstellung PlakatQuadrat S. XX). Den Abschluss bildeten Gespräche und Abendessen bis in die frühen Morgenstunden auf dem „Feuerschiff“.

Ergänzend zu den eigentlichen Themen der Vorträge entwickelte sich naturgemäß eine Diskussion über die aktuellen Mietdeckel-Entwürfe und Enteignungsdiskussionen. Grand City gehört mit fast 84.000 Wohnungen und einer Marktkapitalisierung von 3,8 Mrd. Euro zu den Top 5 Wohnungsgesellschaften in Deutschland. Grand City ist dabei spezialisiert auf Value-Add-Opportunities in den dicht besiedelten Regionen Deutschlands. Hieraus wird Wertschöpfung erzielt. CEO Christian Windfuhr vertrat dabei durchaus die Überzeugung, dass eine Bestandshaltung, die langjährige Mieter durch Sanierungen aus den Wohnungen heraushebelt, nicht seiner Überzeugung entspricht. Die Diskussion ergänzte dann auch die bekannten Thesen des Autors, dass der Wohnungsmarkt zyklisch ist, Berlin nach wie vor zu einer der preiswertesten Metropolen der Welt gehört und dass die Marktwirtschaft regelnd eingreifen wird. Andrew Wallis, CEO Aroundtown, ergänzte, dass er, als er vor 12 Jahren nach Berlin gezogen sei, bei großer Auswahl von den Vermietern nahezu jeden Wunsch für kleine Mieten erfüllt bekommen habe. Heute habe sich der Markt eben zyklisch geändert.

Das relativiert sich dann naturgemäß mit noch weiteren Blick zurück noch mehr. Die frühen Neunzigerjahre sahen die durchaus Mieten auf heutigem Niveau. Hinzu kommt, dass die Entwicklung der Mieten in den Toplagen volkswirtschaftlich keine Rolle spielen, sondern lediglich die Verfügbarkeit von anständigem Wohnraum zu vernünftigen Preisen in gut erreichbaren Stadtlagen. Erich Gluch, der seit vielen Jahrzehnte für das IFO-Institut in München die Bauindustrie wissenschaftlich beobachtet, ergänzte aus seiner Erfahrung: „Ich verspreche Ihnen, dass in fünf Jahren niemand mehr über eine Wohnungsknappheit sprechen wird“.

Die Ansicht teilt auch der Autor. Das Problem wird eher sein, dass bei heutigem Zinsniveau und rapide steigenden Baukosten der Neubau im hochpreisigen Segment stattfindet und oberhalb des kaufkraftunterlegten Bedarfs auslaufen wird. Neubauten im Niedrigpreissegment sind dagegen nur mit Hilfe staatlicher Maßnahmen durch den privaten Wohnungsbau zu erstellen. Wie in allen Anpassungsphasen wird es zu zwischenzeitlichen Verwerfungen kommen. Ein regionaler Mietendeckel ist aber mit Sicherheit contraproduktiv, da die Vorstände der großen überregionalen Wohnungs-Gesellschaften keinen Hehl daraus machen, dass sie ihr Investitionsbudget dann einfach auf andere Standorte verlagern werden. Ein flächendeckender Mietendeckel dürfte Kapital aus dem Wohnimmobilienmarkt generell abziehen.