Fonds-Check: Wette auf Air Berlin

CFB-Airbus-Flieger ist weltweit beliebt

Flugzeugleasingfonds sind eine Wette auf die dauerhafte Zahlungsfähigkeit der Airlines. Zumindest während der Laufzeit des Leasingvertrages. Damit die Rechnung komplett aufgeht, muss der Fondsinitiator den Flieger zu auskömmlichen Konditionen weitervermieten und anschließend zu einem guten Preis verkaufen. Zeichner des CFB-Fonds Nummer 176 der Commerz Real wetten auf Air Berlin. Sie beteiligen sich an einem Airbus A 319.

 Objekt: Der Airbus A 319 ist einer der beliebtesten Flieger weltweit. In den Auftragsbüchern von Airbus stehen derzeit rund 1.500 Bestellungen dieses Typs. Die Wartezeit beträgt rund sechs Jahre. Bis zu 156 Passagiere finden Platz, die maximale Reichweite liegt bei 6.650 Kilometern. Der Fonds hat 38,5 Millionen Dollar für die Maschine aus dem Baujahr 2008 gezahlt, beim damaligen Umrechnungskurs waren das 24,67 Millionen Euro. Verkäufer ist der Leasingnehmer Air Berlin. Ein Sale-and-Lease-Back-Geschäft also.

 Markt: Der Luftfahrtbranche geht es nicht besonders gut. Sie hat teilweise extrem unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise gelitten, und tut es noch. Langfristig stehen die Zeichen allerdings auf Erholung. Das bezweifelt kein Experte. Rund um den Globus soll das Wachstum bis 2028 jährlich zwischen 4,7 Prozent und 4,9 Prozent betragen. Der Löwenanteil davon findet zwar in Asien statt (siehe Grafik auf Seite acht), aber auch in Europa steigen die Passagierzahlen kontinuierlich. Geschätzt bis 2028 um 3,3 Prozent pro anno.

 Leasingnehmer: Es ist noch nicht lange her, da hatte Air Berlin mit heftigen Turbulenzen zu kämpfen. Inzwischen hat sich das Unternehmen aber wieder weitgehend gefangen. Der operative Gewinn (EBIT) lag im vergangenen Jahr bei 28,5 Millionen Euro, nach Steuern und unter Berücksichtigung des Finanzergebnisses blieb ein Minus von 9,5 Millionen Euro. Der Konzernumsatz  sank um 4,4 Prozent auf 3,24 Milliarden Euro. Bei der Sitz-Auslastung verlor Air Berlin 2009 nur minimal von 78,4 Prozent auf 77,3 Prozent. Im ersten Halbjahr 2010 sank die Auslastung der Flieger im Sechs-Monats-Vergleich allerdings auf 72,6 Prozent. Die Airline hat aktuell 152 Flugzeuge, die im Schnitt fünfeinhalb Jahre halb sind. Damit bedient sie von 21 deutschen Flughäfen 134 Ziele in Europa und Übersee.

 Leasingeinnahmen: Der Vertrag mit Air Berlin hat noch eine Restlaufzeit von rund achteinhalb Jahren. Die Raten setzen sich aus einer Euro- und einer Dollartranche zusammen. Der Dollar-Anteil deckt sich mit den Zins- und Tilgungsleistungen für die Fremdfinanzierung. Die Euro-Miete ist über die gesamte Dauer des Leasingvertrages fest. Sie beträgt rund 77.340 Euro monatlich. Insgesamt zahlt Air Berlin jeden Monat umgerechnet 235.376 Euro für den Flieger. In der Prognoserechnung geht Commerz Real davon aus, dass die Airline ihre Verlängerungsoptionen zieht und rechnet mit den bereits jetzt abgesprochenen, reduzierten Einnahmen weiter.

 Kalkulation: Die Gesamtinvestition summiert sich auf knapp 26,9 Millionen Euro. Anleger sind ab 10.000 Euro plus fünf Prozent Agio mit insgesamt rund 9,4 Millionen Euro dabei. Commerz Real beteiligt sich mit einer Million Euro, hinzu kommen 16 Millionen Euro Fremdkapital. Sind Kosten, Zinsen und Tilgung beglichen, bleiben Anlegern Ausschüttungen von durchgehend neun Prozent. Beim Verkaufserlös rechnet der Initiator damit, dass Anleger ihren Einsatz zurück bekommen. Das erscheint realistisch, da das Darlehen bis dahin weitgehend getilgt ist.

 Verkaufsszenario: Wie viel der Flieger beim geplanten Verkauf nach 14 Jahren tatsächlich wert ist, steht in der Glaskugel. Daher beauftragen Fondsinitiatoren Gutachter, um einen Schätzwert zu erhalten. Commerz Real legt drei Gutachten mit einer Spanne zwischen 14,5 Millionen Dollar und 18,1 Millionen Dollar vor und berücksichtigt dabei den niedrigsten Wert. Der Flieger muss vom Leasingnehmer im „Full-Life“-Zustand zurück gegeben werden. Das heißt: So gut wie neu und komplett gewartet. Trotzdem wäre die Maschine dann 16 Jahre alt.

Steuern: Anleger erzielen Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung. Bis einschließlich 2021 geht das Finanzamt jedoch leer aus, da sich die Einnahmen mit den Abschreibungen verrechnen.

 Anbieter: Commerz Real hat als Tochter der Commerzbank mehr als 175 Fonds mit einem Volumen von 12,7 Milliarden Euro aufgelegt. Private Anleger beteiligten sich mit rund fünf Milliarden Euro. Ein anerkannt seriöses Emissionshaus.

 Meiner Meinung nach… Flugzeugleasingfonds mit gut acht Jahren Restlaufzeit. Natürlich geht Commerz Real davon aus, dass Air Berlin so lange durch hält und anschließend die Verlängerungsoptionen zieht. Weil das niemand zweifelsfrei vorhersagen kann, ist es wichtig, dass Anleger einen Flieger finanzieren, der zu den beliebtesten Passagiermaschinen weltweit zählt. Mehr als 100 Airlines fliegen den Airbus A319, so dass es ausreichend Kauf- und Leasinginteressenten geben dürfte. Commerz Real rechnet durchgehend mit einem Umrechnungskurs von 1,35 pro Euro. Bei dauerhaft 1,25 Dollar pro Euro, wie aktuell, könnten sich Anleger über Währungsgewinne freuen.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.