Kaufhof/Karstadt – Es gibt Gespräche zwischen den Konkurrenten

Der österreichische Immobilieninvestor und Karstadt-Eigentümer, René Benko, (Signa Gruppe) bleibt hartnäckig. Nach zwei vergeblichen Anläufen, den Kölner Warenhausbetreiber Galeria Kaufhof nebst zahlreicher Immobilien zu übernehmen – im Sommer 2015 wurde er hinter dem Mitbewerber Hudson’s Bay Company (HBC) zweiter Sieger – und erst vor wenigen Monaten wiesen die Kanadier eine erneute 3 Mrd. Euro schwere Offerte zurück, verfestigen sich nun die Informationen, dass beide Partner über eine Zusammenarbeit im schwierigen deutschen Warenhausgeschäft verhandeln.

Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) haben sich der Eigentümer von Karstadt, die österreichische Signa Gruppe, und der Eigentümer von Kaufhof, die kanadische Hudson’s Bay Company (HBC), bislang auf Eckpunkte für eine mögliche Fusion beider Warenhausbetreiber geeinigt. Ein Abschluss der Due Diligence Prüfung werde Ende Juli erwartet. Konkret geht es hier offenbar um die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem Karstadt knapp die Mehrheit erhalten soll. Damit würde HBC zumindest maßgeblich an seinem Europa-Geschäft beteiligt bleiben.

Das Gemeinschaftsunternehmen soll das operative Geschäft beider Warenhausbetreiber übernehmen. Wie es weiter heißt, soll HBC den Geschäftsbetrieb seiner 96 Warenhäuser – inklusive der Galeria-Inno-Filialen in Belgien nebst Immobilien einbringen sowie die neuen Hudson’s Bay- Filialen in den Niederlanden und die deutsche FOC-Linie Sak’s Off Fifth in Deutschland. Zusammen mit den 80 Karstadt-Filialen würde sich das Warenhaus-Netz damit auf 176 summieren. Dabei gibt es etwa 60 Doppelstandorte, an denen beide Unternehmen gleichermaßen vertreten sind.

Hintergrund für diese jüngsten Pläne ist das derzeit offenbar schwache Geschäft von Galeria Kaufhof in Deutschland und Galeria Inno in Belgien. Im ersten Quartal musste das Traditionsunternehmen nach Auskunft der Muttergesellschaft HBC einen Umsatzrückgang von 6,6% hinnehmen. Inwieweit die deutsche Tochter zum Verlust des nordamerikanischen Warenhausbetreibers HBC mit den Marken Hudson’s Bay Company (Kanada), Sak’s Fifth Avenue sowie Lord & Taylor (USA), von umgerechnet 264 Mio. Euro beigetragen hat, war aus den Zahlen nicht zu ersehen.

Der schwache Start im ersten Quartal dieses Jahres, der sicherlich auf das – bedingt durch die ungünstige Witterung im März – allgemein schlechte Frühjahresgeschäft im Bekleidungshandel zurückzuführen ist, kann aber zweifellos die defizitäre Entwicklung bei Galeria Kaufhof nicht hinreichend erklären. Unter Ägide des früheren Eigentümers Metro Group hatte der Kölner Warenhausbetreiber regelmäßig positive Ergebnisbeiträge geliefert.

Allerdings war die Muttergesellschaft auch sehr sparsam mit Investitionen in den Immobilienbestand und den Point of Sale. Frühere Kaufhof-Chefs hielten sich zugute, dass die Modernisierungskosten je qm beim Kaufhof deutlich niedriger waren als beim Wettbewerber Karstadt, der dabei offenbar mehr Geld in die Hand nahm. Der Sanierungsstau in den Kaufhof-Warenhäusern war zum Zeitpunkt, als der kanadische Eigentümer das Unternehmen im Jahr 2015 übernahm, erheblich, so dass mit Blick auf die Ansprüche der heutigen Kunden an den Point of Sale und das Thema Erlebniskauf ein hoher Investitionsbedarf besteht.

Bei seiner Kaufhof-Pilot-Filiale an der Düsseldorfer Königsallee demonstriert der kanadische Warenhaus-Betreiber auf beeindruckende Weise, wie er das Warenhausgeschäft heute versteht und investiert beim Umbau in eine hochwertige Ausstattung wie moderne Decken und Steinfußböden, die diese Filiale auf Königsallee-Niveau heben. Die Aufwertung und das attraktivere Sortiment haben die Frequenz – und sicher auch den Umsatz – spürbar erhöht, doch dürften die hohen Investitionen und die noch andauernden umfassenden Umbauarbeiten in wichtigen Abteilungen wie der Damen-Mode derzeit zweifellos das Ergebnis belasten.

Mit diesem HBC-Konzept hat sich der „Kaufhof an der Kö“, wie er sich nennt, zweifellos neu erfunden. Und ein solches Konzept dürften auch gut in die Warenhäuser der großen deutschen Städte passen. Dass hochwertige Department-Stores (Warenhäuser) derzeit erfolgreich im Markt operieren können, zeigt der Blick auf das US-Unternehmen Sak’s Fifth Avenue, das im ersten Quartal laut HBC als einzige seiner Sparten ein stattliches Wachstum von 6% erzielte.

Die Frage ist beim Kaufhof, wie das richtige Konzept für die Warenhäuser in den kleineren Städten aussieht. Dass der neue Kaufhof-Chef Roland Neuwald bereits früher angekündigt hat, dass neben der Anpassung der Kapazitäten in der Hauptverwaltung in Köln auch mit Vermietern und Lieferanten verhandelt und das Filialportfolio geprüft wird, zeigte bereits, dass bei dem Unternehmen vieles auf dem Prüfstand steht, um die Kosten im Griff zu behalten. Die jüngste Entwicklung erhärtet nun den Eindruck, dass die neue HBC-Chefin Helena Foulkes Interesse daran hat, das offenbar verlustreiche Europa-Geschäft mit Blick auf die bestehenden Probleme im Nordamerika-Geschäft sowie unter dem Druck von Aktionären zu dezimieren.

Ob eine Kooperation mit Karstadt im Rahmen eines Gemeinschaftsunternehmens unter Führung von Karstadt das Geschäft von Kaufhof wirklich voranbringen würde, ist schwer einzuschätzen. Zwei so unterschiedliche Systeme und Kulturen zusammenzuführen, ist mehr als schwierig. Zumal Karstadt und Kaufhof über Jahrzehnte erbitterte Konkurrenten waren. Es könnte allerdings Synergie-Effekte im operativen Bereich wie beispielsweise beim Einkauf geben.

Die Einschätzung von Karstadt-Chef Stephan Fanderl, dass bei einem Zusammenschluss der beiden Warenhaus-Unternehmen an Doppelstandorten kaum Filialen geschlossen werden müssten, wie etwa der Städte- und Gemeindebund befürchtet, dürfte allerdings sehr optimistisch sein. Nach Übernahme von Hertie durch Karstadt und Horten durch Kaufhof im Jahr 1994 zeigte sich, dass gerade die Doppelstandorte zum Problem wurden. Hier denkt der Immobilien-Spezialist Benko aber womöglich daran, einzelne Filialen zu Shopping-Centern umzubauen. Aus Immobilien-Sicht wecken die innerstädtischen Verkaufsflächen freilich viel Phantasie.