Platow Investorenforum sieht positive Immobilienaspekte

Wenig besorgt zeigten sich gestern die Referenten des PLATOW InvestorenFORUM für die Assetklasse Immobilien. Holger Sepp, Vorstand Hauck & Aufhäuser, beruhigt sogar generell, dass in der Corona-Krise die betreuten Investoren sehr viel ruhiger seien als in der Finanzkrise. Nach wie vor säßen Anleger auf „Bergen von Geld“, ergänzt Matthias Born, Head of Investment bei Berenberg. Das eröffne Chancen im Bereich der aktiv gemanagten Aktienanlage. Er sieht aktives Management mit Anlage in Unternehmen, denen Corona Chancen einräumt, als sinnvoller an als Investments in Fonds, die naturgemäß auch alle Verlierer abbilden müssen. Aktuell trenne sich extrem die Spreu vom Weizen. Die Thesen lassen sich auch auf den Immobilienbereich übertragen.

Zur aktuellen Situation geht Mark Wolter, GF WestInvest, davon aus, dass die Industrienationen die Phasen der Corona-Eskalation mittlerweile durchlebt hätten und sich in der Phase der Entspannung befänden. China erreiche in Teilen der Produktion wieder Vorkrisenniveau. Die dortigen Konsumenten gingen wieder auf Einkaufstour – wenn auch im Internet. China und Südkorea seien weitgehend durch. Deutschland sei gut positioniert. Italien, Spanien und Frankreich lägen deutlich vor den USA, die noch einen längeren Weg vor sich hätten. UK, Afrika, Japan und Indien hätten den Höhepunkt noch nicht erreicht und noch einen längeren Weg vor sich.

Im Investmentmarkt seien im Q1 noch keine Auswirkungen spürbar gewesen. Auf ein hervorragendes 2019 sei ein fulminanter Start erfolgt. Dann sei Corona gekommen. Das gelte auch für Amerika und EMEA. Lediglich Asia Pacific sei ruhiger gewesen. Aktuell leide vor allem die Stimmung. Hotels, Handel und Gastronomie seien die Sorgenkinder. Schließlich müssen Mieten verdient werden. Logistik werde profitieren. Büros blieben zunächst neutral. Hier spiele die derzeit hervorragende fundamentale Positionierung der oft leergekauften und leervermieteten Büromärkte eine Rolle. Allerdings würden derzeit aus Vorsicht expansive Vermietungsentscheidungen verlagert. In Verhandlungen gewinnen Incentives mit effektiver Mietminderung wieder an Bedeutung. Anbieter von Co-Working seien unmittelbar und besonders stark von der Krise betroffen. Fragen rund um Homeoffice blieben offen, jedoch werde der strukturelle Trend zu Homeoffice und Digitalisierung der Kommunikation beschleunigt. Ein Zweitrundeneffekt, wenn die Krise doch länger anhalte, sei auch bei Büros nicht auszuschließen. Das korrespondiert mit den Aussagen der Aktienspezialisten, der Markt sei noch vorsichtig und komme erst jetzt auf den Boden der Realität mit der Veröffentlichung aktueller Ertragserwartungen der Unternehmen. Für WestInvest bleibt die grundsätzliche Einschätzung für Büro positiv.

Verlierer seien Hotels. Die aktuelle Krise träfe auf eine prall gefüllte Pipeline. Auslastungen lägen deutlich unter 20%. Nach der Finanzkrise habe es 2 Jahre zur Erholung gedauert. Hierbei ist für PLATOW/“Der Immobilienbrief“ aber als genereller Unterschied, dass die Finanzkrise nicht die Struktur des Reiseverhaltens beeinträchtigte, während die Corona-Beschleunigung der Digitalisierung das Reiseverhalten generell ändern kann. Auch WestInvest sieht existenzielle Gefährdung für viele Mittelständler im Hotelgewerbe und Beruhigung zukünftiger Investitionen. Generell geht Wolter von einer schrittweisen Normalisierung aus. Das Mietausfallrisiko steige mit der Dauer der Krise. Die Krisenpolitik der Notenbanken stützten aber. WestInvest/Deka erwarten eine U-förmige Erholung. Die Immobilienmärkte seien jedoch träge und würden die Krisenfolgen erst verzögert zeigen.