folgender Beitrag ist auch in der „Handelsimmobilien Report“ Nr. 152 vom 9.8.2013 erschienen:
Münchener City als Paradies der Nahversorgung
Dipl.-Geogr. Markus Wotruba,
Leiter Standortfoschung BBE Handelsberatung GmbH
Im Zuge der Re-Urbanisierung passen die Lebensmittelfilialisten ihre Konzepte an und drängen mit kleineren Verkaufsflächen wieder sehr stark zurück in die Stadtteillagen und Innenstädte. Am Beispiel von München lässt sich nachweisen, dass dadurch die Versorgung der Stadtbewohner mit Lebensmitteln in der City stark verbessert wurde. Heute ist Altstadt-Lehel der Münchener Stadtbezirk, der am besten mit Lebensmitteln versorgt ist.
Lebensmittel konnte man in München zu jeder Zeit in der Innenstadt erwerben. Hauptanlaufpunkte für dieses Sortiment waren lange Zeit aber die sehr hoch positionierten Lebensmittelabteilungen der innerstädtischen Warenhäuser. Karstadt (früher Hertie) am Hauptbahnhof (Perfetto) oder Galeria Kaufhof (Galeria Gourmet) am Marienplatz boten auch für höhere Ansprüche ein umfangreiches Sortiment zu entsprechenden Preisen. Ergänzt wurde dieses Angebot durch die Marktstände und die Metzgerzeile am Viktualienmarkt.
Daneben gab es im Einkaufszentrum Sophienhof, etwas abseits der Haupt-Passanten-Ströme am Hauptbahnhof, einen Edeka-Markt und im Tal, in der Nähe des Marienplatzes, Rewe. Ein Supermarkt von Tengelmann fand sich etwas versteckt im Zwischengeschoß des U- und S-Bahnhofs Stachus (Karlsplatz).
Mit der Eröffnung des Einkaufszentrums Fünf Höfe in der Theatinerstraße kam ein Rewe-Markt in Bestlage hinzu. Auch gegenüber vom Hauptbahnhof, in der Schützenstraße (Fußgängerzone), entstand ein neuer Rewe-Markt direkt am Haupt-Passanten-Strom. Die kürzlich eröffnete Hofstatt brachte mit denn´s einen neuen ansprechenden Bio-Supermarkt in die Fußgängerzone. Darüber hinaus existiert nahe dem Isartor ein Basic Bio-Supermarkt mit großer Drogerieabteilung und integriertem Restaurant.
In der Summe bieten die Neueröffnungen – noch ohne denn´s in der Hofstatt – heute 0,9 qm Verkaufsfläche pro Einwohner des Bezirks 1 Altstadt-Lehel und damit rund doppelt so viel Verkaufsfläche pro Einwohner wie im Bezirk Schwabing-Freimann, der mit 0,5 qm Verkaufsfläche pro Einwohner die zweitbeste Verkaufsflächenaustattung mit Lebensmitteln bietet.
Demgegenüber fallen Stadtbezirke wie Schwabing-West, Sendling-Westparkt oder Bogenhausen (je 0,2 qm) stark ab. Untergiesing bietet seiner Bevölkerung als Schlusslicht unter den Stadtbezirken sogar nur 0,1 qm Verkaufsfläche. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 0,42 qm pro Einwohner.
Selbstverständlich dient die Innenstadt, gerade auch mit Blick auf den Viktualienmarkt, nicht nur der Versorgung der dort lebenden Bevölkerung, sondern sie ist auch Anlaufstelle für die Gesamtstadt und die Region. Zudem ist die Innenstadt nicht primär ein Wohngebiet. Ein überdurchschnittliches Angebot trifft also auf eine unterdurchschnittliche Bevölkerungsdichte. Damit relativiert sich der hohe Wert.
Dennoch zeigt sich ein bemerkenswerter Gradient der Verkaufsflächenausstattung. Vereinfacht gesagt, ist die Verkaufsflächendichte umso höher, je zentraler ein Stadtbezirk liegt. Dabei müsste im Sinne der Nahversorgung ein ausgeglicheneres Angebot in den Stadtteilen angestrebt werden – die Besonderheiten der City mal außen vor gelassen. Die gute Nahversorgungssituation in der Münchener Innenstadt liegt dabei voll im Trend: In den wachsenden Großstädten Deutschlands boomt derzeit auch die Ansiedlung von Lebensmittelmärkten.
Lesen Sie im nächsten Teil der Serie: Re-Urbanisierung des Lebensmittelhandels am Beispiel von Regensburg.