Über Umwege nach Indien

Selfmade Capital/dima24 locken Anleger mit zwölf Prozent

 Bundesregierung und Europäische Union wollen den Markt der geschlossenen Beteiligungen aufräumen. Doch was die Politiker präsentieren, hat mir der Realität geschlossener Fonds nicht viel zu tun. Und ob der Anlegerschutz dadurch gestärkt wird, ist eher zweifelhaft. So dürften Anbieter wie Selfmade Capital weiterhin ihre Chance haben. Aktuell bietet das Unternehmen den Fonds „India 6“ an. Anleger können sich an Infrastrukturprojekten auf dem Subkontinent beteiligen. Ein Blind-Pool, wie er blinder nicht mehr geht. Aber wenn Ausschüttungen von zwölf Prozent in Aussicht gestellt werden, schaut so mancher sowieso nicht mehr genau hin.

Markt: Über solche Zahlen im Prospekt freut sich jeder Fondsinitiator: Mit einem BIP von knapp 3,3 Billionen Dollar zählt Indien zu den wachstumsstärksten Wirtschaftsregionen der Welt. Die Hälfte der 1,2 Milliarden Inder ist jünger als 25 Jahre. Indien ist der weltweit zweitgrößte Markt für Mobiltelefone, Fernseher und Motorräder. Aber: Auf 1.000 Inder kommen nur 15 Autos, 34 Telefon- und 12 Internetanschlüsse. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 604 Autos, 664 Telefon- und 472 Internetanschlüsse. Potenzial ist zweifellos vorhanden. Doch das ist keine Garantie auf einen Investitionserfolg.

Investitionen: Der Fonds „India 6“ will Infrastrukturprojekte in Indien finanzieren. Das kann der Bau von Brücken, Straßen, Wohnsiedlungen, Flug- oder Seehäfen sein. Selfmade Capital schreibt im Verkaufsprospekt, dass Indien bis zum Jahr 2012 mehr als 450 Milliarden Dollar in solche Projekte investieren will. Rund um den Globus ist Krise, doch in Indien scheint Geld kein Problem zu sein.

Konzept: Fondszeichner beteiligen sich nicht direkt an den Projekten, sondern über Genussrechte. Emittent ist die Middle East Ventures Future Housing Ltd., ein Unternehmen mit Sitz in Dubai aber deutschem Geschäftsführer. Christian Kruppa managt bereits die Investitionen der Emirates-Fonds eins bis fünf von Selfmade Capital in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Bezogen auf das Eigenkapital der Anleger inklusive Agio bleiben 77,8 Prozent für den Kauf der Genussrechte. Keine besonders gute Quote.

Partner: Middle East will gemeinsam mit dem indischen Unternehmen Infrastructure Leasing & Financial Services Ltd. Investieren. Es ist, so steht es im Prospekt, mit umgesetzten Projekten in Höhe von acht Milliarden Dollar Indiens größter Infrastruktur-Investor. Aktuell arbeitet es an Projekten mit einem Wert von mehr als zehn Milliarden Dollar. Große Zahlen. Da stellt sich die Frage: Warum benötigt solch ein Unternehmen zehn bis 50 Millionen Euro aus Deutschland?

Kalkulation: Selfmade Capital stellt seinen Anlegern bei einer Laufzeit von viereinhalb Jahren Vorabausschüttungen in Höhe von zwölf Prozent in Aussicht. Zum Ende der Laufzeit soll außerdem das Eigenkapital zurückgeführt werden. Na, das sind doch mal ausführliche Informationen. Selfmade Capital behauptet, die Emirates-Fonds eins und zwei haben Rückflüsse von 127 Prozent beziehungsweise 125 Prozent erzielt. Eine Leistungsbilanz liegt allerdings noch nicht vor.

Vertrieb: Hier schließt sich der Kreis. Geschäftsführer des Initiators ist Malte Hartwieg. Außerdem ist Hartwieg Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft dima24.de, nach eigenen Angaben „Deutschlands erste Direkt Anlage Beratung“. Sie wirbt damit, den Anlegern das bei geschlossenen Fonds übliche Agio in Höhe von fünf Prozent zu erstatten. Damit kann dima24 prima leben, denn auch ohne Agio betragen die Vertriebsprovisionen 9,5 Prozent.

Nebenkosten: Insgesamt summieren sich die anfänglichen Kosten des Fonds auf mehr als 22 Prozent inklusive Agio.

Steuern: Auf eventuelle Gewinne fällt Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent plus Soli und möglicherweise Kirchensteuer an.

Meiner Meinung nach… Wer braucht so etwas? Ein Fonds mit relativ hohen Kosten und diffuser Struktur, der mit deutschem Kapital über Genussrechte eines Unternehmens in Dubai indische Infrastrukturprojekte finanziert. Initiator und Vertrieb sind in Personalunion unter einem Dach. Das schafft kurze Wege. Auf seiner Internetseite bietet dima24.de den Download einer Analyse an. Die ist „streng vertraulich – nur zur internen Verwendung“ – so steht es zumindest zu lesen. Der Anbieter wird dort als „Initiator mit exzellenter Leistungsbilanz“ beschrieben. Dabei liegt die nach Auskunft der beauftragten PR-Agentur noch nicht vor. Vom klumpigen Währungsrisiko zwischen Euro, Dirham und weiteren Währungen nicht zu reden.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.