ACI: Alternativ-Angebot hinterlässt viele Fragen

ACI will Kaufpreis mit Reservierungsverträgen vorstrecken

Stillstand in Dubai. Noch immer haben die Zeichner der Immobilienfonds II bis V des Initiators Alternative Capital Invest (ACI) ihr Geld nicht bekommen (siehe auch Fondsbrief Nr. 89, Seite 18 „Käufer wartet auf Hypothek für Dubai-Towers“). Nun kündigt ACI seinen Kunden eine „Alternativlösung“ an. Sie sollen über einen Sicherheitsabtretungsvertrag abstimmen. Durch die Verwertung anderer Immobilien der ACI nahestehenden Firma Falcon LLC soll der Kaufpreis vorgestreckt werden.
Ende Dezember 2008 hat ACI die Fondsobjekte an das Unternehmen Yama International LLC aus Dubai verkauft. Der Verkauf musste noch im vergangenen Jahr über die Bühne gehen, um das damals noch geltende Doppelbesteuerungsabkommen zu nutzen und steuerfreie Ausschüttungen zu ermöglichen. Seit Anfang 2009 gelten andere Regeln.
In einem früheren Brief hatte ACI seine Anleger darüber informiert, dass die Kredit gebende Bank dem Käufer die Auszahlung des Darlehens verweigert. Grund sei die weltweite Finanzkrise mit ihren Auswirkungen auch auf Dubai. So haben die Banken dort Liquiditätsprobleme und dürften nur noch einen begrenzten Teil an Hypotheken vergeben.
Offenbar ist nicht davon auszugehen, dass sich die Situation in absehbarer Zeit ändert. Daher das Alternativ-Angebot von ACI. Es sieht vor, dass Falcon, ohne Rechtspflichten anzuerkennen, ein Portfolio als Sicherheit für die Zeit des Zahlungsverzugs an die Fonds abtritt. Dabei handelt es sich aber nicht um konkrete Immobilien, sondern um vollständig bezahlte Reservierungsverträge zum Kauf von Einheiten und Stockwerken in verschiedenen Bürotürmen, die in den Vereinigten arabischen Emiraten errichtet werden sollen. ACI beziffert den Nennwert dieser Verträge mit umgerechnet rund 100 Millionen Euro. Den realistischen Wert bei einem Verkauf gibt ACI mit 50 bis 60 Millionen Euro an.
Eines stellt ACI jedoch klar: Klagen Fonds oder deren Gesellschafter gegen ACI-Firmen oder Falcon oder gegen einen Geschäftsführer dieser Unternehmen, kann Falcon den Sicherheitsabtretungsvertrag kündigen. In einem anderen Punkt des umfangreichen Schreibens droht ACI erneut, dass diejenigen leer ausgehen würden, die Schadenersatz– oder Haftungsansprüche gerichtlich geltend machen oder strafrechtliche Maßnahmen veranlassen.
Auf der Ende Juni terminierten Gesellschafterversammlung sollen die Anleger außerdem das Dreier-Gremium aus Vertriebspartnern legitimieren, das unter anderem die Geschäfte der KG und vor allem die Abwicklung der Zahlungen überprüfen soll. Transparenz kann ACI zweifellos gut vertragen. Die Firmenzentrale hält sich mit Informationen auch gegenüber der Presse mehr als zurück. Unsere Anfrage wurde mit dem Hinweis beantwortet, dass sich ACI „bis zum Abschluss der außerordentlichen Gesellschafterversammlung eines jeglichen weiteren Kommentars enthalten“ will.
Meiner Meinung nach… Nicht jede unternehmerische Beteiligung läuft wie geplant. Das gilt auch für geschlossene Immobilienfonds. In solch einem Fall tut jeder Initiator gut daran, transparent und ungeschminkt Informationen zu vermitteln. ACI jedoch hinterlässt eine Menge Fragen. Was sind die Reservierungsverträge tatsächlich wert? Warum soll es einfacher sein, hierfür in Dubai einen Käufer zu finden, der, anders als der ursprüngliche Käufer Yama, keine Finanzierungs-Probleme hat? Wie wirkt sich die Alternativlösung steuerlich aus? Warum fürchtet ACI Klagen und Schadenersatzansprüche von Anlegern??? Mitarbeit: André Eberhard



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.