Anlage-Check: Rickmers platziert Anleihe

Der Markt für Schiffsfonds liegt brach. In seiner aktuellen Studie der Beteiligungsmodelle 2012 kommt das Ratinghaus Feri auf einen Anteil von 4,7 Prozent am historisch schwachen Gesamtmarkt.

 

Gleichzeitig bietet der Markt für Anleger mit hoher Risikoschwelle gute Einstiegsmöglichkeiten. Profis kaufen schon seit längerem Neubauten und Gebrauchtschiffe zu Krisenpreisen. Mit einer Schiffsanleihe (WKN: A1TNA3) will die Rickmers Holding private Investoren wieder für den Schiffsmarkt gewinnen. Bei einem Zinskupon von 8,875 Prozent muss Anlegern jedoch klar sein, dass sie in unruhige See stechen.

 

Markt: „Auf den Schiffsmärkten ist die Situation immer noch angespannt.“ So kommentiert Deutsche Fonds Research die Lage. Größtes Problem sei weiterhin das Überangebot an Tonnage. Das wird künftig eher steigen, denn weitere Neubauten laufen vom Stapel. In den Büchern der Werften stehen alleine mehr als 1.700 Bestellungen für Bulk Carrier. Das entspricht rund 18 Prozent der fahrenden Flotte. Besonders übel sieht es derzeit bei den Frachtern in den oberen Größenklassen aus. Schiffe mit 150.000 Tonnen bis 170.000 Tonnen Tragfähigkeit erwirtschaften teils nicht einmal die Betriebskosten. Für die Banken oder gar die Fondszeichner bleibt da nichts übrig. Zwar zeichnet sich auf dem Markt für Containerschiffe zumindest eine Stabilisierung ab, doch werden auch in diesem Segment nicht genügend Schiffe verschrottet, um das kommende Angebot auszugleichen. Kein Experte, auch die wenigen verbleibenden, finanzierenden Banken nicht, erwartet eine Wende zum Besseren vor Ende 2014.

 

Emittent: Die Rickers Holding GmbH & Cie. KG ist die Muttergesellschaft der Rickmers Gruppe. Sie führt die Geschäfte des im Jahr 1834 gegründeten Traditionsunternehmen fort. Als Werft in Bremerhaven gestartet, ist Rickmers heute ein Asset Manager für Schiffe, ein Dienstleister, der beispielsweise das operative Management und das Crewing auch für Dritte übernimmt, und eine Linienreederei. Das unterscheidet Rickmers von vielen anderen Emissionshäusern, die als Charterreedereien ihre Schiffe lediglich vermieten. Die Rickmers-Gruppe bereedert eine Flotte aus 95 Schiffen, darunter 53 eigene und 35 Fonds-Schiffe. Das Unternehmen befindet sich komplett in der Hand von Bertram Rickmers.

 

Bilanz-Zahlen: Im vergangenen Jahr erzielte die Rickmers Gruppe einen Umsatz von 618 Millionen Euro und einen konsolidierten Reingewinn von 22,5 Millionen Euro. Dennoch vergibt die Ratingagentur Creditreform nur ein unterdurchschnittliches  Doppel-B, was für befriedigende Bonität und mittleres Insolvenzrisiko steht.

 

Kooperation: Ende vergangenen Jahres ist Rickmers eine strategische Partnerschaft mit Oaktree eingegangen, eine global tätige Investmentgesellschaft für alternative Anlagemodelle mit mehr als 80 Milliarden Dollar in der Verwaltung. Ziel ist es, neue Großcontainerschiffe zu kaufen, um in dem schwierigen Markt zu wachsen. Offenbar glaubt Oaktree fest an die Chancen der Seeschifffahrt, denn mit einem anderen Partner hat sich das Private-Equity-Unternehmen bereits die Finger verbrannt: Ein Jahr nachdem sich Oaktree mit knapp 190 Millionen Euro an Beluga beteiligte, meldete die Bremer Schwergutreederei Insolvenz an.

 

Zweck: Rickmers will mit der Anleihe eine zusätzliche Finanzierungsquelle erschließen, unter anderem um den Bestand eigener Schiffe zu erhöhen. Darunter zählen Krisen-Schiffe, die günstig zu haben sind, und Frachter mit geringem Treibstoffverbrauch, um „im von Überkapazitäten geprägten Markt zu bestehen“. Dass sich die Schifffahrtsindustrie von der aktuellen Krise erholt, ist Voraussetzung dafür, dass die Strategie aufgeht, wie der Emittent selbst betont.

 

Anleihe: Rickmers hat mit der Anleihe in wenigen Tagen 175 Millionen Euro eingesammelt, geplant waren 200 Millionen Euro. Das Kapital soll jeweils zur Hälfte in die Refinanzierung von Bankverbindlichkeiten und in die Wachstumsfinanzierung fließen. Für knapp 90 Millionen Euro gibt es immerhin vier zehn Jahre alte Bulker mit 170.000 Tonnen Tragfähigkeit oder fünf Containerschiffe mit 2.750 Stellplätzen im Alter von fünf Jahren (Quelle: Clarkson Report Shipping Intelligence Weekly vom 7. Juni 2013.). Das Wertpapier läuft fünf Jahre lang bis zum 11. Juni 2018 und verzinst sich zu 8,875 Prozent.

 

Schiffsanleihen: Die Zahl der Vorgänger ist begrenzt. Im Jahr 2010 emittierte Hapag Lloyd zwei Anleihen. Die Euro-Tranche mit einem Volumen von 480 Millionen Euro läuft fünf Jahre und verzinst sich zu neun Prozent. Der Handel ist rege, der Kurs lag Anfang Juni bei 105 Prozent. Die Dollar-Anleihe mit 250 Millionen Dollar verzinst sich ebenfalls mit neun Prozent. Aktueller Kurs: knapp 104 Prozent. Weniger gefragt ist die 2012 emittierte „Traumschiff-Anleihe“ zur Finanzierung der MS Deutschland. Sie kostet bei Zinsen von 6,875 Prozent derzeit knapp 90 Prozent.

Meiner Meinung nach… Die Schifffonds saufen nicht wegen ihrer Rechtsform ab, sondern weil die Märkte weiterhin katastrophal sind. Eine Anleihe ändert daher nichts an den grundlegenden Risiken. Kann der Emittent die Zinsen oder das Kapital nicht zurückzahlen, ist das eingesetzte Geld weg – zumindest teilweise. Anleger der WGF-Immobilien-Anleihen werden das bestätigen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Investition ist daher, wie auch der Emittent betont, dass die Krise auf absehbare Zeit endet. Knapp neun Prozent Zinsen sollten das Risiko deutlich machen. Rickmers mit seiner langen Historie als Linienreederei und Schiffsmanager ist als Emittent wohl eine bessere Adresse als einer der beliebigen Schiffsfonds-Initiatoren, die erst seit wenigen Jahren im Geschäft sind.

 

 



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.