Asiatischer Markt erholt sich schneller

Impressionen aus Singapur – 200 und 10.000 Meter über null

 Als erstes fällt die schlechte Luft auf. Leider. Und daran wird sich beim Flug von
Singapur nach Zürich auch in den nächsten Stunden nicht viel ändern. Abgestanden riecht es in der Business-Class des Airbus A380. Wie in einem Billigflieger,
der schon fünf mal zwischen Köln und Berlin gependelt ist. Immerhin, das soll
nicht verschwiegen werden, sind die Schleimhäute auch nach zwölf Stunden
Flug nicht ausgetrocknet.

Die Sitze im A380 der Singapore-Airlines sind die selben wie in anderen Langstreckenfliegern der Fluggesellschaft, zum Beispiel der Boeing 777. Umgeklappt werden sie zu einem Flachbett mit rund zwei Meter Liegefläche. Wer hier nicht zur Ruhe kommt, hat ein grundsätzliches Schlafproblem, zumal der Airbus tatsächlich um einiges leiser ist als andere Flugzeuge. Und wem das trotzdem noch zu laut ist, dem bringt die Stewardess gerne ein paar Ohrenstöpsel.

„Wir sind sehr zufrieden mit den Fliegern“, sagt Nicholas Ionides, Pressesprecher der Fluglinie. Singapore Airlines hatte damals als erster zugeschlagen. Inzwischen hat die Gesellschaft zehn A380 am Start und neun weitere bestellt. Sie werden zwischen dem Heimatflughafen und London, Paris sowie Zürich eingesetzt und außerdem auf den Strecken nach Tokio, Hongkong, Sydney und Melbourne. Bei bis zu 800 Passagieren je nach Bestuhlung muss die Strecke ausgelastet sein, sonst hat es keinen Zweck, den derzeit größten Passagierflieger der Welt einzusetzen.

An dieser Stelle ist Shukor Yusof skeptisch. Der Director und Supervisor Analyst bei Standard & Poor’s in Singapur hält den A380 zwar für ein ausgereiftes, gutes
Flugzeug. Jedoch fragt er sich, ob die gewaltigen Maschinen dauerhaft ausgelastet werden können. Grundsätzlich unterstellt Standard & Poor’s dem asiatischen
Markt die besten Zukunftsaussichten. Zwar hat auch dieser Region unter der
Weltwirtschaftskrise gelitten, aber längst nicht so schlimm wie etwa Europa und
die USA. Am stabilsten haben sich die inner-asiatischen Strecken erwiesen. „Außerdem erholt sich der Markt hier schneller“, sagt Vincent Ng, Associate
Director bei dem Unternehmen. „Die Ticketpreise waren ziemlich am Boden, sind nun aber nur noch fünf bis zehn Prozent unter dem Vorkrisen-Niveau.“ Die Auslastung der Flieger liegt wieder bei knapp 80 Prozent.

Singapur Airlines konnte sich dem allgemeinen Abwärtstrend nicht entziehen. Mit 16,5 Millionen Passagieren flogen 2009 rund zehn Prozent weniger mit der Gesellschaft als im Jahr zuvor. Ein großer Teil davon bleibt nur kurz in dem Mini-Staat am Südzipfel von Malaysia. Singapur ist ein bedeutender Hub-Standort, eine Zwischenstation auf dem Weg nach China oder Australien.

Auf diese Durchgangs-Touristen setzten die Macher des Riesenrades, das von Fondszeichnern der ABN Amro-Tochter Delbrück Bethman Maffei finanziert wurde. Wie schon mehrfach berichtet, geht die Kalkulation des Fonds nicht ganz auf. Die Reiseleitung vor Ort berichtet zwar, dass der „Singapore Flyer“ gut besucht sei. Der eigene Ausflug dorthin kann das nicht unbedingt bestätigen. Von Warteschlangen keine Spur. Manche Gondeln bleiben komplett leer. Und in den Fast-Food-Restaurants unterhalb des Rades sind viele Tische frei.

Gut denkbar, dass der Flyer unter einer neuen Attraktion Singapurs leidet, dem
Marina Bay Sands. Ende April wurde das Gebäude eröffnet. Auf drei 55 Stockwerke hohen Hoteltürmen mit 2.500 Zimmern, Casino, Einkaufsmeile und Restaurants thront eine Aussichtsplattform in Form eines Schiffes. Hotelgäste können dort im
Pool die Illusion genießen, das Wasser fließe über die Kante in den Abgrund.
Jeder kann für 20 Singapur-Dollar den Sky Park in 200 Meter Höhe besuchen. Und auf das Riesenrad schauen.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.