Auf ein Wort: Dr. Georg Reul

 „Wir suchen keine Zehn-Jahres-Verträge“

 Georg Reul baut bei der Frankonia Eurobau das Fondsgeschäft auf

 Wer den Namen Georg Reul googelt, findet Pressemeldungen aus dem April, nach denen das ehemalige IVG-Vorstandsmitglied zur Corestate AG wechselt. Tatsächlich ist Reul seit Anfang August im Vorstand der Frankonia Eurobau AG und gleichzeitig geschäftsführender Gesellschafter der neu gegründeten Frankonia Immobilienfonds GmbH in Düsseldorf.

Der Fondsbrief: Erst Corestate, nun Frankonia  – warum haben Sie Ihre Pläne kurzfristig noch einmal geändert?

Georg Reul: Als bekannt wurde, dass ich mich nach 14 Jahren bei der IVG beruflich verändern werde, gab es Gespräche mit der Eigentümer-Familie der Frankonia AG, und dabei stellte sich heraus, dass das Fonds-Thema dort ganz oben auf der Agenda steht und nur auf Grund der Finanzkrise noch nicht in Angriff genommen wurde. So sind wir uns schnell einig geworden.

FB: Bei Corestate hätten Sie auch das Fondsgeschäft aufbauen sollen.

Reul: Das ist richtig, aber bei der Frankonia Immobilienfonds GmbH halte ich maßgebliche Gesellschafteranteile und kann daher unternehmerisch tätig sein. Das wäre bei Corestate nicht möglich gewesen. Es gibt aber keinen Stress mit Corestate-Chef Ralph Winter, ganz im Gegenteil, er ist ja selbst Unternehmer und hat dafür Verständnis. Seit Juni bin ich außerdem im Aufsichtsrat der Corestate-Tochtergesellschaft Youniq, einer Immobilien-AG mit einem Volumen von rund 200 Millionen Euro, die Studentenwohnungen baut und betreibt.

FB: Nun also die Frankonia AG. Was planen Sie dort konkret?

Reul: Dort arbeite ich an Fonds für institutionelle Großinvestoren und Private Placements für Anleger ab 200.000 Euro aufwärts. Dabei konzentriere ich mich zunächst auf die Stärken der Frankonia AG, die Hotels, exklusive Wohnungen und überdurchschnittlich ausgestattete Büroimmobilien erstellt.

FB: Was spricht dafür, ausgerechnet in dieser krisenhaften Situation mit einem neuen Fondsanbieter an den Markt zu gehen? Suchen Sie neue Absatzkanäle für die Objekte der Frankonia AG?

Reul: Eher umgekehrt. Unsere Fonds können auf ein hochwertiges Portfolio zurückgreifen, werden aber auch am Markt einkaufen. Immobilien sind für Großinvestoren wie Versicherer und Pensionskassen nach wie vor sehr interessant. Anders als andere Anbieter bringen wir aber keine Durchschnittsware im 25. Europa-Fonds mit sechs Prozent Ausschüttung. So etwas würde nicht funktionieren.

FB: Sondern?

Reul: Die Story muss überzeugen. Wir kommen von der Produktseite und können den hohen Frankonia-Anspruch in Sachen Qualität und Lage auf die Fonds übertragen. Investoren haben daher einen guten Grund, zu uns zu kommen. Bei uns bekommen sie keine gesichtslosen Objekte, sondern etwas Besonderes – auch, wenn die Rendite etwas niedriger ist.

FB: Zählt nicht gerade die Rendite mehr als alles andere? Luxus bringt nun mal weniger Ertrag als Durchschnittsware.

Reul: Unsere Investoren bringen Immobilien-Know-How mit. Sie haben immer das Verhältnis von Rendite und Risiko im Blick. Beispiel Luxuswohnungen: Solche Objekte sind wertstabil oder vermehren sogar das Vermögen. Unter dem Strich wird eine Wohnanlage mit vier Prozent Rendite besser sein als ein Europa-Büropaket in Randlage mit sechs Prozent.

FB: Wann wird es erste Angebote geben und für wen?

Reul: Wir arbeiten an zwei Angeboten für institutionelle Investoren. Der Wohnungsfonds besteht aus einem Frankonia-Portfolio mit Wohnungen in Hamburg, München und Düsseldorf. Der Bürofonds ist sehr konservativ, um nicht zu sagen defensiv kalkuliert, bezüglich Lagen, Mieter und Inflationsschutz. Weniger von Bedeutung sind die Mietvertragslaufzeiten. Wir suchen keine Abschlüsse über zehn Jahre, sondern freuen uns mehr über fünf Jahre mit einem bonitätsstarken Mieter. Damit werden wir die nächste Krise überstehen, denn die Vermietungsleistung von Frankonia ist exzellent.

FB: Und was kommt für private Anleger?

Reul: Wir arbeiten an einem Denkmalschutz-Wohnungsfonds, der spätestens im ersten Quartal 2011 kommen soll. Weil er nicht modellhaft ist, erhalten Anleger hier die volle Abschreibung. Wir haben hierfür Premium-Wohnimmobilien in der Kölner City und in Hamburg an der Alster im Blick, absolute Top-Lagen.

FB: Bei der IVG haben Sie sich eine Europa-Expertise erworben. Die liegt jetzt ein wenig brach, oder?

Reul: Ich hoffe, dass die Halbwertzeit meiner Expertise länger anhält als zwei, drei Jahre. Aber es stimmt: Frankreich und England stehen derzeit nicht auf unserer Agenda, wobei der Zeitpunkt zum Beispiel für Investitionen in London sowieso nicht der günstigste ist.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.