Auf ein Wort: Kochbuch für Fonds

Lars Ternien

Lars Ternien

Dextro Group entwickelt Software zur Konzeption von Beteiligungsmodellen

Lars Ternien ist Partner der Dextro Group aus Darmstadt. Das Software-Unternehmen entwickelt Risiko- und Ratingmodelle für strukturierte Finanzierungen. Mit einem speziellen Programm zur Konzeption geschlossener Fonds betritt Dextro Group den Markt der Beteiligungsmodelle.

 

Der Fondsbrief: Wieso benötigen Initiatoren geschlossener Fonds Ihre Software? Mit Excel ging es doch auch.

 

Lars Ternien: Bislang arbeiten alle Fondsinitiatoren mit Tabellenkalkulationen, auch die Großen. Die Ergebnisse sind aber nicht reproduzierbar und daher auch nicht zu kontrollieren, von Dritten nicht nachzuvollziehen.

 

FB: Warum ist das so?

 

Ternien: In der Regel arbeiten verschiedene Profis an einem Fonds: Experten für das Asset, für das Zahlenwerk und für die Prospektprüfung. Das sind häufig sogar externe Fachleute. Sie alle fügen neue Formeln in die Kalkulation ein, so dass keiner mehr den Überblick behalten kann.

 

FB: Das hat aber doch jahrelang so funktioniert.

 

Ternien: Jahrelang gab es aber auch keine Alternative. Außerdem haben sich die Anforderungen in den vergangenen fünf Jahren enorm gewandelt. Heute stecken geschlossene Fonds schon in der Konzeptionsphase voller Risiken, die aufgezeigt werden müssen. Und dabei hilft unsere Software, der Fondsrisiko-Manager.

 

FB: Welche Vorteile bietet der Fondsrisiko-Manager gegenüber den bislang üblichen Möglichkeiten?

 

Ternien: Mit der Software lässt sich schnell prüfen, ob das Anlageobjekt geeignet ist für einen geschlossenen Fonds. Mit vergleichsweise wenigen Daten lassen sich aussagefähige Ergebnisse erzielen. Das betrifft die Investitionskosten, die Prognoserechnung und steuerliche Aspekte, die sonst mühsam einzeln ermittelt und zusammengefasst werden müssen.

 

FB: Und darüber hinaus?

 

Ternien: Der Fondsrisiko-Manager hilft nicht nur, neue Fonds zu erstellen, sondern eignet sich auch als Analysetool, um laufende Fonds zu überprüfen. Stimmen die Aussagen aus dem Prospekt? Sind die Vorhersagen zur Inflation oder zu den Anschlusszinsen so eingetroffen wie prognostiziert? In wenigen Schritten kann die Rentabilität der Fonds auf den neusten, tatsächlichen Stand gebracht werden.

 

FB: Funktioniert das bei allen Fonds?

 

Ternien: Wir haben mit deutschen Immobilien begonnen und diese Assetklasse inzwischen vollständig implementiert. Als nächstes folgen Solarfonds, weil wir denken, dass eine ganze Reihe von Anbietern das neue Trendprodukt unter den geschlossenen Fonds bringen wird.

 

FB: Wann gelingt das mit Schiffen?

 

Ternien: In rund einem halben Jahr werden auch Schiffsfonds möglich sein. Unser System ist modular aufgebaut. Wir haben mit Immobilien begonnen, weil sie von den Daten her am aufwendigsten sind. Hierbei müssen Parameter berücksichtigt werden, die wir in anderen Anlageklassen gar nicht brauchen.

 

FB: Die Fonds untereinander sollen vergleichbar werden. Wie muss ich mir das vorstellen?

 

Ternien: Die Software beinhaltet eine Datenbank mit spezifischen Informationen wie durchschnittliche Mieten an den jeweiligen Standorten, durchschnittliche Quadratmeterpreise für Altbauten, Neubauten und Denkmäler. Dazu Daten zu den Nutzungsarten wie Handel, Büro und Logistik. Dabei greifen wir auf Feri EuroRating zurück. Bei den Schiffen haben wir die Deutsche Fonds Research als Partner.

 

FB: Die aktuelle Entwicklung zeigt: Vieles ist nicht vorhersehbar. Sinkende Charterraten, Mieten und so weiter. Kann Ihr Fondsrisiko-Manager da helfen?

 

Ternien: Unsere Software kann solche künftigen Entwicklungen zumindest aufzeigen. Der Initiator gibt seine Daten ein und bekommt im Ergebnis eine nachvollziehbare Analyse. So weiß er sofort, ob er zu teuer gekauft hat, ob seine Miete marktgerecht ist, ob die Annahmen zur Anschlussvermietung zu optimistisch sind.

 

FB: Hört sich so an, als könnte mit Ihrer Software jeder Amateur einen geschlossenen Fonds konzipieren. Das dürfte viele Glücksritter anlocken.

 

Ternien: Nein! Dem wird nicht so sein. Man benötigt in jedem Fall fundierte und branchenspezifische Kenntnisse, um mit unserer Software einen geschlossenen Fonds konzipieren oder analysieren zu können. Wer die einschlägigen Begrifflichkeiten und deren Auswirkung nicht kennt, dem nutzt auch unser Fondsrisiko-Manager nichts. Wir möchten den Profis und etablierten Unternehmen der Branche eine konzeptionelle Erleichterung anbieten.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.