Bausparbranche konsolidiert trotz wieder wachsender Beliebtheit – Branche trotz Niedrigstzinsen

Hans-Christoph Ries, freier Journalist, Analyst DVFA

 

Der Wohnungsbau in Deutschland verzeichnet einen Aufwärtstrend. Im ersten Halbjahr 2014 wurden mit insgesamt 136 800 Wohnungen fast 10% mehr als im Vorjahresvergleich genehmigt. In einer aktuellen Studie hat Deutsche Bank Research (DBR) den Markt unter die Lupe genommen.

 

Wachstumstreiber sind lt. Deutsche Bank Research (DBR) Analyse aktuell klar Mehrfamilienhäuser (H1 2014: +12,8%). Ein- und Zweifamilienhäuser dagegen waren zuletzt sogar leicht rückläufig. Diese strukturellen Verschiebungen spiegeln auch die steigende Nachfrage in urbanen Regionen. Auch der Trend bei den Fertigstellungen weist aufwärts. Niedrigzinsen fördern die Immobiliennachfrage.

Seit dem 10-Jahres-Tiefpunkt 2009 ist die Anzahl der neu abgeschlossenen Bausparverträge jedes Jahr stetig angestiegen. 2013 wurden rd. 3,3 Mio. Neuverträge abgeschlossen (+2,1% ggü. Vorjahr). Die Gesamtzahl liegt derzeit bei rd. 30 Mio. Bausparverträgen. 2013 wurden rund 3,3 bausparbranche grafik 1Mio. Neuverträge abgeschlossen (+2,1% ggü. Vorjahr). Die Gesamtzahl liegt derzeit bei rd. 30 Mio. Bausparverträgen. Die Bausparsumme nahm seit 1991 im Schnitt um rd. 2,3% pro Jahr zu. Im Langzeitvergleich entspricht dies in etwa der durchschnittlichen Veränderungsrate der verfügbaren Einkommen. Dabei wuchs die Bausparsumme in den 90er Jahren mit rd. rd. 3,5% stärker als in den Nullerjahren mit 1,6%. Seit 2010 gibt es mit durchschnittlich 2,8% wieder stärkere Zuwächse. Die Geldeingänge bei Bausparkassen beliefen sich 2013 auf rd. 41,6 Mrd. Euro. Die Auszahlungen der Bausparkassen stiegen mit 41,3 Mrd. Euro ebenfalls leicht. Insbesondere Vor- und Zwischenfinanzierungen verzeichneten in den vergangenen Jahren Zuwächse.

 

Seit Mitte der 90er Jahre durchlief der Bausparkassenmarkt in Deutschland eine Konsolidierungsphase. Hierbei hat sich der Schrumpfungstrend lt. DBR zwar verlangsamt, halte aber auch aktuell weiter an. Durch Zusammenschlüsse und Übernahmen im privaten Sektor hat sich die Anzahl der Institute ggü. 1996 inzwischen fast halbiert. Im öffentlichen Bausparsektor kündigten jetzt zwei Landesbausparkassen (LBS) ihre Fusion an. Damit verbleiben derzeit 9 öffentliche und 12 private Bausparkassen im Markt. Neben Deutschland und Österreich, die beide eine lange Bauspartradition besitzen, sind ähnliche Bausparmodelle auch in einer Reihe anderer europäischer Staaten zu finden.bausparbranche grafik 2

 

Die Zinsen für neue Wohnungsbaukredite sind in den vergangenen Jahren außerordentlich stark gesunken und erreichten im September mit 2,3% einen neuen Tiefstand. Der Anstieg der reinen Baukosten blieb dagegen mit 1,7% p. a. seit 2000 moderat. Im historischen Vergleich ist Wohneigentum weiterhin erschwinglich, da steigende verfügbare Einkommen und das niedrige Zinsniveau höheren Hauspreisen entgegenwirken. Abhängig von Ort und Objekt gestaltet sich jedoch die Erschwinglichkeit von Wohneigentum regional mitunter sehr unterschiedlich. Der Erschwinglichkeitsindex, der die jährlichen Aufwendungen für eine Hypothek dividiert durch das verfügbare Jahreseinkommen zeigt, widerlegt das politisch forcierte Drama steigender Preise. Die wieder wachsende Beliebtheit des Bausparens in den letzten Jahren sei sowohl durch die Suche nach sicheren und attraktiven Anlagemöglichkeiten im Niedrigzinsumfeld als auch durch ein wieder stärker ausgeprägtes Interesse am Immobilienerwerb bedingt, fasst Deutsche Bank Research zusammen.