Editorial – Der Fondsbrief Nr. 138

Die Branche geschlossener Fonds ver(sch)wendet derzeit viel Energie darauf, Produkte von Mitbewerbern schlecht zu machen und weniger darauf, innovative, Erfolg versprechende Fonds zu kreieren. So etwas hat es nach Erfahrungen der Teilnehmer der „Gymnicher Gespräche“ früher nicht gegeben. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Beim zweiten, vom Fondsbrief organisierten Branchen-Treff, diskutierten die Teilnehmer über die aktuelle Situation und darüber, was das Jahr 2011 noch bringen wird. Dabei überwiegt bei allen Beteiligten der Optimismus.

Einig waren sich die Initiatoren auch in diesem Punkt: Es muss der Branche besser gelingen, die Erfolge der transparenten Kapitalanlage herauszustellen. Die Berichterstattung wird bestimmt von Pleiten und Skandalen – das ist nicht nur bei geschlossenen Fonds so. Der Löwenanteil der funktionierenden Kapitalanlagen fällt dabei medial hinten runter.

Ein anderes Thema: Der Fußball. Manche Leser erwarten von mir, dass ich an dieser Stelle den Ausgang der Bundesligasaison kommentiere. Borussia Dortmund ist vorzeitig Meister geworden. Meinen Glückwunsch dazu. Nee, echt! Was soll ich sonst sagen? Ist verdient, ehrlich. Haben ja ganz ordentlich gespielt, die Dortmunder. Oder wie manche sagen: Die Lüdenscheider. Ich sag das aber nicht, ich nicht. Wobei ich in diesem Zusammenhang aber nicht verschweigen möchte, dass der Kurs der BVB-Aktie am ersten Handelstag nach der Meisterschaft um mehr als drei Prozent fiel. Der Gewinn der Schale war wohl schon seit Wochen eingepreist. Erfolge auf internationaler Bühne traut den Dortmundern dagegen offenbar kaum jemand zu. Ha! Aber ich gönne ihnen den Erfolg. Nee, wirklich!

Wäre dieser Artikel ein Radiobeitrag, könnten Sie nun nach einer längeren Pause im Hintergrund ein tränenersticktes Schluchzen hören. Und dann, mit sich überschlagender Stimme: Dortmund! Ausgerechnet Dortmund! JA!! ICH GEBE ES ZU! ICH BIN NEIDISCH UND MISSGÜNSTIG! Wieso wird Dortmund Meister, und Schalke bemüht sich seit 1958 erfolglos, den Titel zu holen? Da war ich noch lange nicht geboren! Das ist doch nicht gerecht!! Tausend mal Platz zwei und Meister der Herzen! Pah, bleib mir doch weg! (Im Radio würde das viel dramatischer rüberkommen!)

Aber ist gut. Ich hab mich schon wieder beruhigt. Nur eins noch: Vergeigen die Schalker nach den Pleiten der vergangenen Partien nun auch noch das Pokalfinale, dann will ich nichts hören von den Dortmund-Fans der Branche. Keine hämischen Kommentare und erst recht keine falschen Mitleidsbekundungen. Echte auch nicht.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.