Fonds-Check: Anleger sonnen sich im Norden Deutschlands

 Erster Solarfonds von Neitzel & Cie. investiert in Schleswig Holstein

 Solarfonds zählen zu den Gewinnern geschlossener Fonds in der aktuell schwierigen Situation. Ihre Umsätze haben sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Grund für die starke Nachfrage der privaten Investoren sind die staatlich reglementierten Vergütungssätze. Weil die Produktion von Solarstrom zu Marktpreisen noch nicht möglich ist, zahlen die Energieunternehmen einen fest gelegten Sonderpreis. Das Emissionshaus Neitzel & Cie. bietet Anlegern mit dem Fonds „Solarenergie Nord“ die Beteiligung an Solarparks in Schleswig-Holstein an.

 

Objekt: Der Fonds beteiligt sich unter anderem an einem Photovoltaikpark in Meldorf. Hier im Norden Deutschlands scheint die Sonne zwar nicht so intensiv wie im Süden Europas. Dafür sind die Module hierzulande erheblich günstiger als etwa in Spanien und Italien, so dass für die Investoren die Rendite unter dem Strich auf ähnlichem Niveau bleibt. Der Solarpark soll bei Abnahme eine Leistung von 7,4 Megawatt bringen. Rund 3,4 Megawatt davon gehen in diesem Jahr ans Netz, der Rest 2010. Sammelt der Initiator mehr Geld ein, beteiligt sich der Fonds zudem an anderen Photovoltaikanlagen in Schleswig-Holstein.

 

Markt: Die Produktion von alternativem Strom zu fördern ist politisches Ziel der Bundesregierung ebenso wie der Europäischen Union. So soll der Anteil bis zum Jahr 2020 auf 30 Prozent steigen. Für den Bundesverband Erneuerbare Energien ist das eine konservative Prognose. Er hält einen Anteil von 47 Prozent für realistisch. Solarstrom aus 2009er-Anlagen wird mit 31,94 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Und das 20 Jahre lang. Geht die Anlage erst 2010 ans Netz, reduziert sich der Satz. Der Initiator rechnet hier mit einem Minus von zehn Prozent. Das kann etwas zu optimistisch sein.

 

Kalkulation: Neitzel & Cie. will innerhalb der Laufzeit von 20 Jahren den Einsatz der Anleger ungefähr verdoppeln. Ein Verkaufserlös ist bei dieser Prognose nicht berücksichtigt. Eine vorsichtige Annahme. Experten sind sich einig, dass ein Solarpark durchaus länger Strom produzieren kann als lediglich 20 Jahre lang.

 

Partner: Bei seinem ersten Solarfonds arbeitet Neitzel & Cie. mit SunEnergy zusammen. Ein erfahrenes Unternehmen, das seit Jahren im In- und Ausland Solarparks plant, ausführt und technisch betreibt. Die kaufmännische Betriebsführung hat der Initiator an Q 1 übertragen. Das Darlehen wird über die örtliche Raiffeisenbank Niebüll ausgezahlt.

 

Weiche Kosten: Provisionen, Gebühren und Vergütungen machen 16,5 Prozent des Eigenkapitals aus. Das ist in Ordnung.

 

Anbieter: Neitzel & Cie. ist ein vergleichbar junges Unternehmen aus dem Jahr 2007. Bernd Neitzel hat in den vergangenen zehn Jahren unter anderem bei Nordcapital und Schroeder & Co. Schiffs-, Container- und Erneuerbare-Energien-Fonds konzipiert.

 

Steuern: Bis 2024 fließen die Ausschüttungen steuerfrei. Die Einnahmen verrechnen sich mit den degressiven Abschreibungen.

 

Meiner Meinung nach… Schleswig-Holstein ist nicht die Costa Brava. Doch bei günstigen Preisen für Solarmodule sollten rund 950 Kilowattstunden pro installiertem kWp Modulleistung im Jahr genügen. Die Kalkulation des Fonds ist zurückhaltend. So berücksichtigt der Initiator keinen Verkaufserlös. Kann er die Anlage nach 20 Jahren verkaufen, erhöht sich die Rendite erheblich. Ein Fragezeichen steht hinter den Vergütungen für den Teil der Anlage, die erst 2010 ans Netz geht. Dennoch eine Alternative zu Spanien oder Italien.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.