Fonds-Check: Hannover Leasing – Hingucker fliegt mit

 

Hannover Leasing bietet Airbus A380 mit Singapore Airlines als Leasingnehmer anDieser Flieger ist immer noch ein Hingucker. Mit seinen zwei Etagen und einer Flügelspannweite von knapp 80 Metern überragt der Airbus A380 alle anderen Langstreckenflieger. Einzigartig. Eignet sich dieser Flieger als Kapitalanlage in Flugzeugleasingfonds? Darüber streiten die Experten. Die Meinung von Hannover Leasing ist klar. Das Emissionshaus aus Pullach bei München bietet mit dem „Flight Invest 49“ Kapitalanlegern die Beteiligung an dem Riesenflieger an. Für ein besonderes Sicherheitskonzept sorgt dabei der Leasingnehmer.

 Objekt: Knapp 73 Meter lang, 24 Meter hoch, 600 Quadratmeter Fläche in der Kabine. Der Airbus A380 ist das Prestigeprojekt der europäischen Flugzeugschmiede und größtes Passagierflugzeug der Welt. Je nach Bestuhlung passen bis zu 853 Fluggäste in die
Maschine, das sind rund 30 Schulkassen. Hannover Leasing hat 180 Millionen Dollar für den Flieger gezahlt, ohne Sitze. Das ist ein wichtiger Punkt. Denn beim späteren Verkauf ist der Flieger mit Sitzen ausgestattet – entweder von Singapore Airlines oder einer anderen Airline.

 Markt: So gewaltig ist die Zahl gar nicht: Aktuell düsen 18.800 Passagiermaschinen um den Globus. Den größten Anteil stellen daran die Kurz- und Mittelstreckenflieger mit Platz bis zu 280 Passagiere. Die Zahl der Very-Large-Aircrafts, zu denen auch der A380 zählt, summiert sich auf 870, die sich auf rund 50 Fluglinien verteilen. Langfristig betrachtet ging es in Sachen Passagiere und Flugkilometer stets bergauf – unterbrochen nur von exogenen Ereignissen wie dem Golfkrieg, der Asienkrise, dem 11. September 2001, der ansteckenden Krankheit SARS und natürlich der Finanzkrise. Unter dem Strich ist der Luftverkehrsmarkt seit Anfang der 70er Jahre um durchschnittlich fünf Prozent jährlich gewachsen. Dabei hatten die jeweiligen, globalen Krisen durchaus enorme Auswirkungen. So pendelte das Wachstum zwischen plus 15 Prozent und minus fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nicht ohne Grund wurden und werden noch ungezählte Maschinen in der trockenen Wüstenluft zwischengeparkt, nicht wenige davon dauerhaft.

A380 - Singapore Airlinge (Foto: HL)

A380 - Singapore Airlinge (Foto: HL)

Leasingnehmer: Drei World Airline Awards in den Jahren 2004, 2007 und 2008 machen Singapore Airlines zu einer der besten Fluglinien der Welt. Service wird groß geschrieben in Fernost. Aber auch wirtschaftlich läuft es rund. Die Airline ist zu 54,6 Prozent im Besitz von Temasek, der Investmentgesellschaft des Staates Singapur. Standard & Poor’s und Moody’s vergeben höchste Bonitätsrankings. Aktuelle Finanzkennzahlen: Börsenkapitalisierung: 9,6 Milliarden Euro. Umsatz: 7,5 Milliarden Euro, Gewinn: 168 Millionen Euro. Allerdings hat auch Singapore Airlines unter der Wirtschaftskrise gelitten (siehe auch Seite 18: „Asiatischer Markt erholt sich schneller“).

 Leasingvertrag: Singapore Airlines hat den A380 zunächst für zehn Jahre geleast und zahlt monatlich 1.645.200 Dollar dafür. Anschließend kann die Airline den Flieger weitere fünf Jahre zu Marktkonditionen mieten, zahlt aber mindestens 882.000 Dollar im Monat. Sollte die Fluglinie nicht verlängern, muss sie über fünf Jahre für einen Nachmieter sorgen und gleichzeitig die Mindestmiete sichern. Außerdem übernimmt Singapore Airlines die Rekonfigurationskosten. Ein neuer Anstrich und vor allem eine neue Bestuhlung mit entsprechendem Entertainment-System kosten leicht 20 Millionen Dollar. Diese Kosten fallen auf jeden Fall zu Lasten der Fluglinie an – auch wenn die Maschine erst nach 15 Jahren anderweitig genutzt wird.

 Kalkulation: Die Gesamtinvestition des „Flight Invest 49“ beläuft sich auf 200 Millionen Dollar. Anleger sind ab 15.000 Dollar plus fünf Prozent Agio mit insgesamt 43 Prozent daran beteiligt. Den Rest stellt die Singapur-Bank DBS zur Verfügung. Nach 13 Jahren ist das Darlehen komplett getilgt, zwei Jahre vor Ablauf der geplanten Fondslaufzeit. Anleger bekommen während der zehnjährigen Leasingdauer Ausschüttungen von jährlich 7,5 Prozent. Was danach passiert, ist abhängig von der weiteren Entwicklung. Fließt nur die Mindestmiete, kommen Anleger auf ein Plus von rund 88 Prozent nach Steuern. Dabei geht Hannover Leasing davon aus, dass der Flieger zum Marktwert verkauft werden kann. Dem zu Grunde liegen drei Gutachten, die sich in ihrem Wert mit rund 70 Millionen Dollar nach 15 Jahren kaum voneinander unterscheiden. Wird der Airbus zu angenommenen Marktkonditionen von rund 1,15 Millionen Dollar vermietet, verdoppeln die Zeichner ihren Einsatz. Ist der Airbus komplett wertlos – was unrealistisch erscheint – kommen Anleger immerhin noch auf einen Gewinn von elf Prozent.

 Nebenkosten: Die Anschaffungskosten machen 90 Prozent der Gesamtinvestition aus. Bezogen auf das Eigenkapital inklusive Agio betragen die Nebenkosten rund 22,4 Prozent.

 Anbieter: Flugzeugleasingfonds sind für Hannover Leasing nichts neues, das belegt die Nummer 49 im aktuellen Angebot. Anders als früher beim steuergetriebenen Finance-Leasing funktionieren die heutigen, operativen Modelle nur über eine rentable Vermietung in Kombination mit einem auskömmlichen Verkaufserlös. Über alle Investitionsklassen verwaltet Hannover Leasing 15,4 Milliarden Euro und hat bei knapp 57.000 Anlegern rund 8,7 Milliarden Euro Eigenkapital eingesammelt. Die Leistungsbilanz ist in Ordnung.

 Steuern: Der Flieger wird linear über zwölf Jahre abgeschrieben. So lange fließen die Ausschüttungen steuerfrei.

 Meiner Meinung nach… Ist der Airbus A380 ein geeignetes Asset für einen Flugzeugleasingfonds? Die Zahl der als Nutzer in Frage kommenden Airlines ist begrenzt. Ein A320 zum Beispiel kann dagegen unter nahezu jedem Logo fliegen. Dennoch hat der „Flight Invest 49“ seinen Reiz. Singapore Airlines sichert 15 Jahre lang die Einnahmen. Bis dahin haben die Investoren ihren Einsatz nahezu zurück. Da der Kredit schon nach 13 Jahren zurückgeführt ist, bildet der Verkaufserlös vereinfacht gesprochen den Gewinn der Anleger. Wer auf die dauerhafte Bonität von Singapore Airlines vertraut, kann sich näher mit dem Angebot beschäftigen.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.