Fonds-Check: Investment soll Gewissen beruhigen

 

Aquila-Forstfonds will Regenwald in Brasilien schützen

In Sachen Innovationsfreude macht Aquila Capital so schnell keiner etwas vor – ob CO2-Zertifikate, Wald oder Agrarflächen, stets fungierten die Hamburger als Vorreiter bei geschlossenen Fonds. Beim Schutz des Regenwaldes hingegen ließen sie kleineren Initiatoren und Umweltschutzorganisatoren den Vorrang und werben erst bei ihrem dritten Holzfonds mit dem Klimaschutzargument.

 Investitionsobjekt. Wie der erste Publikumsfonds aus dem Jahr 2007 nähert sich auch das aktuelle Angebot seiner Investitionsregion Brasilien über den Umweg einer luxemburgischen Kapitalgesellschaft, deren Genussrechte die Fondsgesellschaft erwerben wird. Eigentliches Investitionsobjekt ist die Amata S.A., die bei verschiedenen institutionellen Investoren bis zu 130 Millionen Dollar einsammeln will, um damit gut zur Hälfte in Lizenzen zur Bewirtschaftung von Amazonasnaturwald und zur anderen Hälfte in Wiederaufforstungsprojekte von Brachland investieren will. Außerdem sollen Sägewerke, Stromgeneratoren und Produktionswerke erworben werden, um die Verwertung des eingeschlagenen Holzes sicherzustellen. Eine öffentliche und eine private Konzession, beide inklusive Sägewerk und Generator, sowie eine Plantage zur Aufforstung hat Amata bereits erworben. Spiritus Rector der Amata ist mit Roberto Waack der Vorsitzende der Zertifizierungsorganisation Forest Stewardship Council, von der die Forstinvestments auch zertifiziert werden sollen.

Regenwald in Brasilien

Regenwald in Brasilien

 Markt. Die Bedeutung des Amazonas-Regenwaldes dringt sukzessive auch ins Bewusstsein des Heimatlandes – Brasilien plant, bis 2017 den Holzeinschlag um 70 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 1996 bis 2005 zu reduzieren und hat in den Jahren 2003 bis 2008 umfangreiche Schutzzonen ausgewiesen. Seit 2006 fördert das sogenannte Public Forest Law die nachhaltige Bewirtschaftung des Regenwaldes nach strengen (Entnahme-) Kriterien, zu denen ein jährlicher Forest Management und Ernteplan gehören. Angesichts der in der Wirtschaftskrise gesunkenen Holzpreise argumentiert Aquila mit der Stabilität des NCREIF. Da in diesem jedoch Wertsteigerungen von Grund und Boden enthalten sind, taugt er als Referenzgröße für ein Portfolio von Ernterechten nur begrenzt.  Regenwald in Brasilien.

 Einnahmen. Bei Holzpreisen von je nach Veredelung 100 bis 800 Dollar pro Kubikmeter legt Aquila einen Durchschnittswert von 660 Dollar über alle Wertschöpfungsprozesse hinweg zugrunde. Auf Basis der Finanzplanung von Amata wird ein jährlicher Ertrag von 2,077 Millionen Dollar pro 100.000 Hektar angesetzt, der entsprechend aufeinander abgestimmte Investitionen voraussetzt.

 Kalkulation. Der Aquila Waldinvest III soll ein Volumen von 15 Millionen Euro zum Gesamtvolumen der Amata in Höhe von geplanten 130 Millionen Dollar beitragen und investiert 85,71 Prozent des Fondsvolumens inklusive Agio in den Erwerb der Genussrechte der Amata (Lux), die sich ihrerseits direkt oder indirekt an der Amata S.A. beteiligt. Am Ende der etwa 15-jährigen Laufzeit, die durch das Fondsmanagement ohne Mitspracherecht der Anleger viermal um jeweils ein Jahr verlängert werden kann, sollen die Anteile an der Amata S.A. an institutionelle Investoren oder Holzproduzenten verkauft werden. Als Verkaufserlös werden 72 Prozent der ursprünglich investierten Mittel angesetzt. Auf Basis dieser Kalkulation beträgt der Gesamtmittelrückfluss 315 Prozent des Zeichnungskapitals vor deutscher (Abgeltungs-)Steuer.

Kosten. Auf Ebene der Amata Lux fallen 75.000 Euro Gründungskosten an. Die laufenden Vergütungen auf Ebene der Luxemburger Gesellschaft addieren sich beim Planvolumen auf rund 165.000 Euro jährlich, die Fondsgesellschaft selbst stellt inklusive Umsatzsteuer gute 2,7 Prozent jährlich in Rechnung, sämtliche Vergütungen steigen ab 2011 jährlich um 2,5 Prozent. Bis zu einer Hurdle von 315 Prozent des Zeichnungskapitals liegt der Carry, das ist die erfolgsabhängige Managementvergütung, bei 20 Prozent, wobei Aquila davon die Hälfte an den Investmentadvisor IWC International Woodland Company weiterreicht. Auf Ebene der Amata S.A. liegt der Carry bei einer IRR-Rendite für die Anleger zwischen zehn und 20 Prozent bei zehn, darüber bei satten 20 Prozent.

 Anbieter. Bereits die ersten beiden Waldfonds von Aquila, der WaldInvest I für Privatanleger und der Institutional Global Timber Fund IGTI mit einem Volumen von zusammen gut 50 Millionen Dollar, investierten unter der Ägide von IWC, die bereits seit 1991 Waldinvestments vornehmen. Seit 2006 hat Aquila außerdem drei geschlossene Klimaschutzfonds und zwei Fonds mit Agrarflächen aufgelegt, die sich nach eigener Auskunft bislang plangemäß entwickeln.

 Meiner Meinung nach… IWC fungiert für die Fondsgesellschaft als Investment-Advisor, für die brasilianische Amata S.A. jedoch als Eigenkapitalbeschaffer mit entsprechender Vergütung – eine saubere Interessentrennung sieht anders aus. Ähnlich unerfreuliche Verflechtungen bestehen zwischen Amata und der Zertifizierungsorganisation FSC. Deshalb und wegen der nicht unerheblichen Kosten auf sämtlichen Ebenen der Aquila-typisch mehrstöckigen Fondskonstruktion büßt das grundsätzlich ökologisch überzeugende Investment etwas an Attraktivität ein. Unabhängig davon ist den beteiligten Partnern einschlägige Erfahrung nicht abzusprechen – als geschlossener Fonds sind Regenwaldschutzprojekte kaum professioneller zu erhalten.