Fonds-Check: KGAL bringt Bulker mit Bareboatcharter – kein Betriebskostenrisiko

Schiffsfonds ohne Steuerbonus

  Schiffsfonds bleiben das Sorgenkind der Branche. Weder der Vertrieb noch die Anleger schreien unbedingt danach. Mit neuen Konzepten versuchen die Initiatoren, die Nachfrage wieder anzukurbeln. Zahlt MPC bei seinem aktuellen Fonds den Einsatz der Investoren innerhalb der Festcharter zurück, tilgt KGAL das Darlehen innerhalb von acht Jahren komplett. Nicht die einzige Besonderheit des Fonds „Seaclass 9“.

Objekt: Beim Fondsschiff handelt es sich um einen Panamax-Bulker mit 73.000 Tonnen Tragfähigkeit. Das „MV Coal Age“ stammt aus dem Jahr 1997 und kostete einschließlich Anschaffungsnebenkosten knapp 27 Millionen Dollar. KGAL spricht von einem extrem günstigen Preis. Eine besondere Art des Chartervertrages wirkt sich deutlich preisreduzierend aus. Außerdem hat der Initiator die Coal Age im Paket mit drei weiteren Schiffen vom Charterer in einer Sale-and-Lease-Back-Transaktion gekauft, was den Preis ebenfalls drückte.

Markt: Der Markt für Schüttgüter ist vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen. Der Rückgang im Jahr 2009 war mit 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr minimal. Für 2010 und die folgenden Jahre rechnen Seeverkehrs-Experten mit einem Plus von knapp sieben Prozent pro anno. Vor allem China hält den Markt unter Dampf. Legt die chinesische Wirtschaft eine Pause ein, würde das die Nachfrage nach Tonnage mittelbar beeinträchtigen. Unabhängig davon sind die Orderbücher voll. Allerdings verteilt sich das Wachstum sehr unterschiedlich auf die Größenklassen. Bei den Panamax-Bulkern geht das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) unter Berücksichtigung der Verschrottung älterer Schiffe von einem jährlichen Plus von 5,6 Prozent bis 2013 aus.

Charterer: Der über acht Jahre geschlossene Vertrag mit der Bird Acquisitions Coproration läuft noch bis Mitte 2015. Die Besonderheit dabei: Der Charterer hat einen Bareboatvertrag abgeschlossen. Das bedeutet, dass er sich um die Betriebskosten und weitere Ausgaben wie beispielsweise die Bereederungsgebühr kümmern muss. Natürlich sind die Einnahmen für die Schiffseigner entsprechend niedriger. Dynamar vergibt auf seiner Skala von eins bis zehn die Durchschnittsnote fünf. Eine Tochter der Münchner Rück garantiert die Einnahmen teilweise bis November 2012.

Einnahmen: Bird zahlt bis Mitte 2014 täglich 12.950 Dollar, im letzten Jahr der Charter 12.000 Dollar. Mit diesem Betrag rechnet KGAL anschließend weiter. Der Durchschnitt seit 2001 liegt ohne Berücksichtigung der Boomjahre 2007 und 2008 bei 20.000 Dollar Zeitcharter. Das entspricht einer Bareboatcharter von 13.000 Dollar. Somit kalkuliert der Fonds mit einem leichten Sicherheitsabschlag.

Finanzierung: Anleger beteiligen sich mit knapp 9,5 Millionen Dollar an der 29,9 Millionen Dollar schweren Gesamtinvestition. Mit 3,15 Millionen Dollar ist die Gesellschaft AL Ship im Boot, ein Joint Venture zwischen der V.Ship Capital Partners Limited von der Isle of Man und der KGAL. Die Deutsche Schiffbank AG stellt ein Darlehen über 17 Millionen Dollar zur Verfügung. Es wird bis Ende 2018 komplett getilgt und kostet Zinsen in Höhe von 6,745 Prozent.

Kalkulation: Anleger sollen Ausschüttungen in Höhe von zehn Prozent bekommen. Dabei handelt es sich bis 2018 um Kapitalrückzahlungen, die theoretisch zurückgefordert werden könnten. Allerdings werden die Fondszeichner gegenüber dem Joint Venture bevorrechtigt behandelt. Diese Bevorzugung minimiert das Risiko einer Rückforderung. Für dieses Zugeständnis bekommt die AL Ship 50 Prozent weiterer Überschüsse, sollte es besser laufen als geplant. Geht die Prognose auf, machen die Anleger bis zum geplanten Verkauf des Bulkers Ende 2022 ein Plus von 62 Prozent nach Steuern. Dabei rechnet KGAL mit dem Schrottpreis und legt dabei 310 Dollar pro Tonne Schiffstahl zu Grunde.

Nebenkosten: Der Initiator hält sich bei den Fondskosten vergleichsweise zurück. Provisionen, Gebühren und Vergütungen summieren sich auf 7,9 Prozent der Gesamtinvestition oder rund 24 Prozent des Eigenkapitals der privaten Anleger.

Steuern: Zeichner mit Höchststeuersatz zahlen eine für sonstige Schiffsfonds untypisch hohe Steuerlast von knapp 39 Prozent. Die sonst bei Schiffen übliche Tonnagesteuer findet zumindest zehn Jahre lang keine Anwendung. Grund dafür ist die Bareboatcharter. Sie macht das Schiff zu einem Gewerbesteuer-Investment.

Anbieter: KGAL zählt zu den anerkannten, renommierten Vertretern der Branche. Das Unternehmen hat mehr als 300 Fonds initiiert, an denen sich Investoren mit rund elf Milliarden Euro beteiligt haben. Die Leistungsbilanz ist in Ordnung.

Meiner Meinung nach… Schiffsfonds ohne spezielle Gimmicks haben offenbar weder bei Vertrieb noch bei Investoren weiterhin kaum eine Chance. KGAL versucht mit bevorrechtigten Ausschüttungen, die Anlegergunst wiederzuerlangen. Weitere Sicherheitspolster sind teilweise versicherte Einnahmen und eine Turbotilgung. Außerdem liegt das Risiko steigender Betriebskosten beim Charterer. Unabhängig davon kommt der Fonds mit durchschnittlichen Einnahmen aus. Die Gefahr der Überbauung ist bei den Panamax-Bulkern zudem weniger ausgeprägt als in anderen Größenklassen. Gute Voraussetzungen für einen Investitionserfolg also. Letztlich entscheidet aber die Weltwirtschaft über Wohl oder Wehe, vor allem der Rohstoffhunger Chinas. Ohne Tonnagesteuer müssen Anleger steuerliche Nachteile akzeptieren. Der günstige Einkaufspreis sorgt jedoch dafür, dass die Prognose ein ähnliches Nachsteuerergebnis liefert wie Tonnagesteuer-Schiffe.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.