Fonds-Check: Newcomer mit guten Absichten

 Marschalek hofft bei erstem Solarfonds das Beste – Vertrauensvorschuss nötig

 In Spanien herrscht die Ruhe nach dem Sturm: Mit dem Stichtag 29. September 2008 ging die Ära des schrankenlosen Solarbooms zu Ende. Bis dahin wurden nahezu blindwütig Anlagen fertiggestellt, um noch von der alten (höheren, nicht gedeckelten) Vergütung profitieren zu können. Da Zwischenfinanzierungen nun kaum mehr erhältlich sind, dominieren inzwischen Blind Pools. Der Investor zahlt beim ersten Fonds von Marschalek Solar einen erhöhten Vertrauensvorschuss in die Fähigkeit des Anbieters, Anlagen zu akquirieren bzw. diese überhaupt erst zu entwickeln.

 Investitionsobjekt: Die Fondsgesellschaft „Valorsol Solarfonds 1“ erwirbt über die deutsche Beteiligungsgesellschaft MS Invest UG die spanische Betreibergesellschaft Fotobalearic Solar S.L. Diese wiederum plant zwei Solarparks im Süden Spaniens zu erwerben. Einer soll westlich von Sevilla, der zweite nordwestlich von Malaga errichtet werden, beides Regionen mit überdurchschnittlicher Sonneneinstrahlung. Für jeden Standort liegen Ertragsgutachten vom Tüv Rheinland und der DGS Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie vor. Zusammen sollen die Anlagen eine Nennleistung von 2,109 MW erreichen und mit fix montierten Dünnschichtmodulen von First Solar und Wechselrichtern von SMA bestückt werden. Als Generalunternehmer zwecks Errichtung der Anlagen wurde die Evolutiza Contratas S.L. verpflichtet. Bislang liegen weder die angestrebten 25jährigen Pachtverträge noch die notwendigen Genehmigungen (z.B. Baugenehmigung, Betriebserlaubnis, Einspeisezusage) vor.

Markt: Seit Inkrafttreten des Real Decreto 1578/2008 ist die Förderung neuer Freilandanlagen in Spanien jährlich auf 100 MW gedeckelt, die Vergütung wurde gesenkt und ist nicht mehr vollständig mit dem Verbraucherpreisindex indexiert. Während des Rattenrennens um den Netzanschluss vor dem Stichtag 29. September 2008 wurden auch diverse Anlagen errichtet, die den üblichen Qualitätsansprüchen nicht genügen können – insofern kann die Investition in neue Projekte von Vorteil gegenüber dem Erwerb von Bestandsanlagen sein.

 Einnahmen: Geplant ist der Netzanschluss der beiden Solarparks für Oktober nächsten Jahres, die kumulierte Stromproduktion soll 6.554 MWh jährlich betragen. Der Prognoserechnung liegt die Einspeisevergütung vom vierten Quartal 2009 in Höhe von etwa 29 Cent je kWh zugrunde, daraus ergeben sich im Jahr 2011 Stromerlöse von 1,94 Millionen Euro. Dass nicht mit der erwarteten niedrigeren Vergütung von minimal 23,2 Cent, die zum Zeitpunkt des Netzanschlusses gelten dürfte, gerechnet wird, begründet der Initiator mit gegenüber der Prospektkalkulation höchstwahrscheinlich um etwa 17 Prozent reduzierten Errichtungskosten. Die Prognoserechnung basiert auf dem niedrigeren der beiden Ertragsgutachten und bringt erst ab dem fünften Betriebsjahr jährlich 0,3 Prozent für Degradation in Abzug.

 Kalkulation: Mit ihrem ersten Publikumsfonds will die Marschalek Solar S.L. aus Palma de Mallorca sieben Millionen Euro platzieren, unterhalb eines Platzierungsvolumens von drei Millionen Euro droht die Rückabwicklung mit Kostenrisiko für bereits beigetretene Anleger. Fremdkapital in der Größenordnung von etwa 65 Prozent der Gesamtinvestition soll auf Ebene der Betreibergesellschaft über die KfW mit 10jähriger Laufzeit aufgenommen werden. Angesetzt wurden für die ersten 10 Jahre 5,29 Prozent p.a. und danach 6,75 Prozent, die Tilgung beginnt im Jahr 2013. Anleger können sich bereits ab 5.000 Euro plus 5 Prozent Agio beteiligen. Am Ende der 20jährigen Laufzeit ist ein Verkauf der Anlagen zum zweifachen Stromerlös des Vorjahres geplant, Rückbaukosten wurden nicht berücksichtigt. Der Mittelrückfluss summiert sich nach Steuern auf 213 Prozent des Zeichnungsbetrages ohne Agio.

 Kosten: Die konsolidierte Investitionsquote liegt mit 74 Prozent der Gesamtinvestition im Marktvergleich nicht in der Spitzengruppe. Für die Kontrolle des Baufortschritts erhält zusätzlich zu den Kosten für die Einschaltung des Generalunternehmers Marschalek Solar 550.000 Euro. Die laufenden Verwaltungskosten der Betreibergesellschaft werden mit 85.000 Euro jährlich angesetzt, hinzu kommen für Haftungs- und Geschäftsführungsvergütung jährlich 45.000 Euro sowie Berater- und Treuhandgebühren in Höhe von zusammen 30.000 Euro.

 Anbieter: Marschalek Solar hat nach eigenen Angaben seit drei Jahren Private Placements in spanische Photovoltaikparks konzeptioniert, zwei Solarparks in der Extremadura und Andalusien sind bereits unter dem alten Real Decreto 661/2007 ans Netz gegangen. Über die jeweiligen Technik-Partner vor Ort wurde laut Initiator noch nicht abschließend entschieden.

 Meiner Meinung nach: Im Unterschied zu Blind Pool-Fonds von Wettbewerbern legt sich Marschalek Solar bei ihrem Debut auf zwei konkrete Projekte fest. Aber: Nix ist fix, weder die Pachtverträge, noch der leidige Behördenkram, noch die Fremdfinanzierung. Treten bei einem dieser Themen Probleme auf, droht die Rückabwicklung mit Kostenrisiko. Von der spanischen Sonne profitieren können deshalb nur Investoren, die solche Unwägbarkeiten beim ersten Publikumsfonds zu tragen bereit sind.