Fonds-Check: Solarexperte Voigt & Collegen will Nachhaltigkeit auf Bulkermarkt übertragen

Grünes Schiff in blauer See

 Nachhaltig – auf englisch „sustainable“ – ein positiv besetztes Schlagwort, mit dem sich derzeit Energiefonds und Green Buildings gut verkaufen lassen. Jetzt ist das erste nachhaltige Schiff auf dem Markt. Nur ein Marketing-Trick? Initiator ist das auf Solarfonds spezialisierte Emissionshaus Voigt & Collegen aus Düsseldorf in einem Joint Venture mit der Reederei Nordic Hamburg.

Objekt: Zeichner des Fonds „Sustainable Ship“ finanzieren einen Massengutfrachter mit 35.000 Tonnen Tragfähigkeit. Damit zählt der Bulker zur Klasse der eher kleinen Handysize-Schiffe. Der Kaufvertrag für das MS „Nordic Stavanger“ wurde im Januar 2010 abgeschlossen – zu einem Preis von knapp 24 Millionen Dollar. Auf dem Höhepunkt des Schiffbooms vor rund drei Jahren kostete ein vergleichbarer Frachter das Doppelte. Aktuell werden fünf Jahre alte Handysize-Bulker für 27 Millionen Dollar gehandelt.

Besonderheit: Was kann an einem Schiff nachhaltig sein? Grün ist ein Schiff vor allem, wenn es wenig Treibstoff verbraucht und damit die Luft weniger verpestet als andere Ozenariesen. Das gelingt dem Fondsschiff zum Beispiel mit einem besonderen Rumpf, was rund zehn bis 15 Prozent Treibstoff einspart. Ein neuartiger – ungiftiger – Farbanstrich verhindert, dass sich Muscheln und Seepocken am Rumpf festsetzen, was die Fahrt bremst. Technische Voraussetzungen für weitere Maßnahmen sind vorhanden, so etwa um das Ballastwasser zu filtern. Damit Feuerquallen aus dem Pazifik nicht plötzlich an die Nordseestrände gespült werden.

Markt: Die Orderbücher sind voll. Die Reeder haben knapp 3.400 Bulker bestellt. Das ist eine gewaltige Tonnage, deren größter Anteil allerdings auf die gewaltigen Schiffe mit 60.000 Tonnen bis über 100.000 Tonnen Tragfähigkeit entfällt. Handysize-Schiffe dürften weniger von einer Überbauung bedroht sein, zumal jeder zweite Frachter dieser Klasse 20 Jahre und länger im Dienst ist und vor der Ausmusterung steht.

Charterer: Nachhaltig – schön und gut. Die Investition in ein Schiff lohnt nur bei regelmäßigen Einnahmen, den Chartern. Dafür sorgt zunächst drei Jahren lang die San Juan Navigation Corporation mit Sitz im amerikanischen Seattle. Der Charterer zahlt zwei Jahre lang mindestens 10.800 Dollar am Tag, im dritten Jahr mindestens 13.000 Dollar. Weil San Juan das Schiff weiter verchartert, sind Mehrerlöse über Profit-Sharing möglich. Anschließend rechnet der Initiator mit 15.000 Dollar weiter und geht dabei vom Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre aus.

Kalkulation: Anleger bringen die komplette Gesamtinvestition in Höhe von umgerechnet 23,6 Millionen Euro auf. Das Angebot ist ein reiner Eigenkapital-Fonds. Läuft alles wie geplant, bekommen Anleger ab 2012 Ausschüttungen von sieben Prozent, die bis auf zehn Prozent steigen. Schon im Jahr 2018 will der Fonds das Schiff wieder verkaufen und rechnet dabei mit 95 Prozent des Neubaupreises. Zieht der Markt bis dahin wieder stark an, ist ein höherer Verkaufserlös nicht unrealistisch. Gemäß der Prognose bleibt unter dem Strich ein Plus von rund 30 Prozent nach Steuern.

Steuern: Die Tonnagesteuer hat minimale Abgaben zur Folge.

Weiche Kosten: Provisionen und Gebühren summieren sich inklusive Agio auf 15,7 Prozent des Eigenkapitals und hiermit auch der Gesamtinvestition. Das ist für einen typischen Schiffsfonds nicht viel. Voigt & Collegen will das Schiff weniger über typische Schiffs-Vertriebe verkaufen, sondern in erster Linie über die bekannten Kontakte aus dem Solar-Bereich.

Anbieter: Voigt und Collegen ist ein Emissionshaus aus Düsseldorf, das sich auf Solarfonds spezialisiert hat. Das erste Schiff bietet es als Joint Venture mit der Reederei Nordic Hamburg an. Verantwortlich hier sind Richard Grube und Rowil Ponta, die das Schiffs-Geschäft unter anderem bei anderen Reedereien gelernt haben.

Meiner Meinung nach… Der Markt für Schiffsbeteiligungen liegt noch immer weitgehend am Boden. Da können neue Konzepte nur begrüßt werden. Das nachhaltige Schiff sollte seine Chance bekommen, zumal die nationalen Regierungen Regulierungen anstreben, um Energien auch in der Schifffahrt einzusparen und Treibhausemissionen zu reduzieren. Auch die Kalkulation dürfte aufgehen. Der Einkaufspreis ist günstig, die Charter niedrig kalkuliert. Die reine Eigenkapital-Struktur schränkt Risiken weiter ein. Eine unternehmerische Beteiligung bleibt allerdings auch ein nachhaltiges Schiff wie dieses.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.