Fonds-Check:Blind-Pool aus Spezialtanks

IGB erschließt neues Asset für geschlossene Fonds

Die Suche nach plausiblen und innovativen Assets für geschlossene Fonds wird für viele Emissionshäuser zur überlebenswichtigen Aufgabe. Originell gelöst hat das Problem die Hamburger IGB AG, deren Schwerpunkt bisher auf Immobilien- und Containerfonds lag. Sie bietet über eine britische Gesellschaft die Beteiligung an einem noch zu erwerbenden Portfolio von Tankbehältern zum Transport von Flüssigkeiten und Gasen an.

 

Objekte: Diese Tanks werden in drei unterschiedlichen Typen für chemische Produkte und Gefahrgüter, für Lebensmittel und Gase überwiegend von global tätigen Konzernen aus dem Bereich Lebensmittel-, Chemie-, Mineralöl- und Druckgasindustrie im Werksverkehr sowie von Speziallogistikunternehmen eingesetzt. Für den Gefahrguttransport bestehen detaillierte technische Vorschriften, dementsprechend unterliegen die Tanks im Ein- oder Mehrkammersystem je nach Einsatzbereich strengen Auflagen. Deshalb sind sie in der Anschaffung teurer als Standardcontainer (im Durchschnitt rund 30.000 Dollar gegenüber 2.400 Dollar). Das Volumen je Tank beträgt 11.000 bis 35.000 Liter.

 

Markt: Etwa 60 Prozent der weltweiten Flotte von rund 238.000 Tanks (im Jahr 2008) werden von Leasingfirmen bereitgestellt. Die Tankhersteller arbeiten bei Planung und Produktion mit Vermietern und Transportunternehmen zusammen, da der Transport von chemischen Produkten und mehr noch von Gefahrgut hochspezialisierten Service voraussetzt. Das jährliche Wachstum um 12.000 bis 15.000 Behälter weltweit hat sich im letzten Jahr zwar deutlich reduziert, wird aber immer noch auf 7.000 bis 9.000 Einheiten geschätzt.

 

Leasingvertrag: Die Verträge mit den Leasingnehmern der Tanks laufen in der Regel über fünf bis acht Jahre und verlagern die Verantwortung für Instandhaltung und Wartung auf die Mieter. Asset Management Partner der Fondsgesellschaft für die Vermietung und Verwaltung der Flüssigtransportbehälter ist die Bond International Ltd., die seit 1986 in diesem Business tätig ist. 15 Mietanfragen, etwa von Coca Cola, BP, Hoyer International, liegen vor, allerdings sind noch keine Verträge fixiert.

 

Kalkulation: Der Fonds kommt als Blind Pool auf den Markt, der zum Platzierungsstart noch keine Assets erworben hat. Vom geplanten Eigenkapitalvolumen von 12 Millionen Euro zuzüglich drei Prozent Agio sollen 84,66 Prozent in den Erwerb der Behälter fließen. Dieser Wert ist unter anderem einer vierprozentigen Vermittlungsgebühr für den Erwerb der Tanks geschuldet, die Prognose legt demnach eine Anfangsrendite von 14,5 Prozent zugrunde, eingekauft wird bis maximal 13 Prozent. Die Kalkulation unterstellt eine Vollvermietung über die gesamte Fondslaufzeit von sechs Jahren, da nur langfristige Mietverträge abgeschlossen werden sollen, und die Tanks erst nach Abschluss des jeweiligen Mietvertrages gebaut werden. Im Jahr 2015 sollen die Tanks zum 5,17-fachen der über die Laufzeit konstanten Jahresmiete verkauft werden. Die jährlichen Ausschüttungen sollen während der Laufzeit 11 Prozent und im Schlussjahr 79,3 Prozent des Kommanditkapitals betragen, so dass sich ein Gesamtmittelrückfluss nach Steuern von 134,34 Prozent des Kommanditkapitals ergibt, was einer IRR-Rendite von 5,84 Prozent nach Steuern entspricht. Bleiben die jährlichen Einkünfte des Anlegers unter dem britischen Freibetrag von 6.475 Pfund, sind sie in Großbritannien wie in Deutschland steuerfrei,

 

Kosten: Die jährlichen Verwaltungskosten von 1,15 Prozent des Kommanditkapitals setzen sich aus Treuhand- und Geschäftsführungsvergütung sowie der Portfolio-Managementvergütung zusammen. Außerdem erhält der General Partner der Beteiligungsgesellschaft eine Verkaufsprovision von 0,25 Prozent des Verkaufserlöses.

 

Anbieter: Die IGB AG hat seit 2003 zwölf Fonds aus den Segmenten Immobilien, Container sowie Klimaschutz und regenerative Energien mit einem Investitionsvolumen von umgerechnet rund 571 Millionen Euro aufgelegt, davon fünf Containerfonds aus den Jahren 2005 bis 2008, die bislang planmäßig ausschütten und tilgen. Im vierten und fünften Containerfonds sind bereits Flüssigtransportbehälter enthalten – mit laut IGB sehr guten Erfahrungen.

 

Meiner Meinung nach: Mit konservativer Kalkulation und erfahrenem Partner bringt die IGB ein neues Asset auf den Markt, das bisher in großen Fonds unbeachtet „untergegangen“ ist. Als kleinvolumiger Eigenkapitalfonds mit im Vergleich zur Vergangenheit unspektakulärer Renditeprognose passt es allerdings gut in die Zeit – das Währungsrisiko wird durch den Vorteil der Steuerfreiheit tendenziell ausgeglichen.