Handel hält sich zurück

Mieten und Nachfrage nach Flächen sinken im Jahresvergleich

Der Markt für Einzelhandelsflächen kühlt spürbar ab. Erstmals seit 2013 hat der Vermietungsmarkt ein Quartal unter 100.000 Quadratmeter abgeschlossen. Mit 98.000 Quadratmetern bei 235 Abschlüssen im dritten Quartal 2017 wurde die Marke knapp unterschritten. Insgesamt kommt der Markt für das bislang abgelaufene Jahr nun auf 345.100 Quadratmeter und liegt damit leicht unter dem Vorjahresergebnis. Den durchschnittlichen Jahresumsatz der vergangenen fünf Jahre von 530.000 Quadratmetern wird der Markt in diesem Jahr nach Prognosen von Jones Lang LaSalle jedoch wohl nicht mehr erzielen.

„Einzelhändler prüfen langfristige Anmietungen sehr genau. Insbesondere in Toplagen. Manche testen den Markt deshalb vorab mit einem Pop-Up-Store wie Dorothee Schumacher auf dem Neuen Wall in Hamburg oder der Online-Handtaschen-Händler Fashionette auf der Düsseldorfer Kö“, berichtet Dirk Wichner, Head of Retail Leasing JLL Germany.

Leicht erholt ist der Anteil der Big Ten am Gesamtvermietungsumsatz. Sie kommen nach nur 18 Prozent im ersten und 28 Prozent im zweiten Quartal des Jahres wieder auf rund ein Drittel. Dennoch liegt die Summe nur bei 89.000 Quadratmetern. Für das Gesamtjahr 2016 verbuchte JLL zu diesem Zeitpunkt das Doppelte. „Da die Quartale bislang sehr konstant waren, rechnen wir für die Big Ten diesmal mit einem Gesamtumsatz von 120.000 Quadratmetern“, meint Wichner.

Den höchsten Umsatz erzielte Berlin mit 16.800 Quadratmetern, kann aber nicht an die starken Vorjahre anschließen, da sich unter anderem Projekte wie „Volt“ und „Mall of Kudamm“ verzögern oder ganz aufgegeben wurden. Knapp dahinter liegt Hamburg mit 15.200 Quadratmetern, das von der neu gestalteten Europa-Passage und dessen Foodsky profitiert. Köln holt durch ein starkes Quartal mit 11.500 Quadratmetern auf und setzt sich knapp vor Düsseldorf.

Im Branchenvergleich ist die frühere Dominanz der Textilhändler gebrochen, da sie sich zum dritten Quartal mit einem Anteil am Flächenumsatz von 28 Prozent begnügen müssen. Zur stärksten Zeit waren es konstant mehr als 40 Prozent. Dass die Discounter Lidl und Aldi nun auch Kleidung als Promikollektion herausgeben, erhöht den Druck auf die Händler.

Den zweiten Platz teilen sich aktuell die Branchen Gesundheit/Beauty und Gastronomie/Food mit jeweils 18 Prozent. Dabei profitiert die Gesundheitssparte von rund 30.000 Quadratmetern, die 2017 durch Fitnesskonzepte in 1A-Lagen angemietet wurden. Zugleich drängt die Kette John Reed auf den Markt, die den Fokus stärker auf Lifestyle setzt. Die Gastronomie verpasst erstmals seit dem vergangenen Jahr wieder die 20-Prozent-Marke. In dieser Branche entfallen jeweils ein Drittel der angemieteten Fläche auf Lebensmittelhändler und Systemgastronomie.

Nach dem leichten Rückgang der Spitzenmieten in den Big Ten zu Jahresbeginn blieben die Einnahmen im Herbst konstant. Auf Jahressicht sind die Raten deshalb in der zweiten Jahreshälfte im Schnitt um ein Prozent zurückgegangen. Spitzenreiter ist weiterhin die Münchner Kaufingerstraße mit konstant 360 Euro je Quadratmeter im Monat. Der Berliner Tauentzien ging auf Jahressicht von 350 Euro auf 330 Euro zurück. Es folgt die Frankfurter Zeil mit 310 Euro vor Düsseldorfs Königsallee (290 Euro) und Hamburgers Spitalerstraße (280 Euro).

Deutlicher fällt der Rückgang bundesweit aus, wo die Spitzenmieten der Toplagen auf Jahressicht im Schnitt um 2,6 Prozent nachgaben. Hierfür untersuchte JLL 185 Städte in Deutschland.

 

 



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.